Griechenland. Ein Land kurz vor dem Konkurs?



  • Das ist ein übler Zocker-Krimi. Gangster gegen Gangster. Die griechische Regierung zieht die Umsetzung in die Länge, um ihren Unmut zu zeigen. Insgesamt wird die Sache nun eher traurig.



  • Riesige Schäden, um nach Wochen nichts zu erreichen.
    Nur opportunistisches Rumgehüpfe.
    Jetzt habe ich sogar Schäuble lieb, weil er wenigstens zum Ergebnis steht.
    http://www.cicero.de/karikaturen/ich-schreibs-auf-jede-wand



  • Warum fällt mir zu einigen Kommentaren eigentlich nur die Folge von "Die Anstalt" im März ein...

    Die Anstalt März 2015: Griechenland, Banken, Troika, Journalisten #‎dieanstalt‬ #‎Griechenland‬



  • https://medium.com/@dsquareddigest/what-would-the-german-export-sector-look-like-3d22644daeba

    Everyone wants to find a version of history under which all the problems of the Eurozone are Germany’s fault, because everyone knows that all the solutions involve Germany paying.



  • eMpTy schrieb:

    https://medium.com/@dsquareddigest/what-would-the-german-export-sector-look-like-3d22644daeba

    Sowas ist richtig unterhaltsam.
    Kannst du mir erklaeren warum die Schweizer ihre Euro Kopplung aufgehoben haben und welche Folgen das hatte? 😉

    Aber ich verstehe auch nicht warum man simple Fakten als Angriff ansehen muss. Es ist ja nicht so dass das boese Deutschland ganz boese wirtschaftet. Es ist einfach so dass wenn jemand gewinnt, jemand anderer verliert. Das ist einfach wie die Welt funktioniert. Das hat ja keine boesen absichten und Deutschland ist natuerlich auch bemueht eine gute Balance in die Eurozone zu bringen.

    Aber man darf Fakten eben nicht einfach ignorieren nur weil sie unbequem sind. Was wir hier haben ist ein ernsthaftes Problem der Eurozone. Denn aktuell weiss Niemand was wir machen werden wenn Italien hops geht. Und das ist ein ernsthaftes Problem ueber dass aber logischerweise Niemand reden will: denn Wirtschaft basiert auf vertrauen und eine Diskussion ueber die Zukunft der Eurozone senkt das Vertrauen.



  • Denn aktuell weiss niemand, was wir machen werden wenn Italien hops geht.

    Doch klar! Schäuble weiß es genau, besser: hat es immer schon gewusst!
    Temporärer Exit. 😉



  • Erhard Henkes schrieb:

    Denn aktuell weiss niemand, was wir machen werden wenn Italien hops geht.

    Doch klar! Schäuble weiß es genau, besser: hat es immer schon gewusst!
    Temporärer Exit. 😉

    Ja, das hört sich lustig an, ist aber eine relevante Option die man ernst nehmen sollte: ein Nord-Euro. Mit Deutschland, Benelux, Skandinavian uU den baltischen Staaten. Und ein Süd-Euro mit Griechenland, Italien, Spanien, Portugal,...

    Andere Leute schlagen ein Ecu-System vor.

    Ideen gibt es viele.



  • Jaja, Ideen gibt es viele.
    Eine der besten war, Politiker für die Scheiße haften zu lassen, die sie verbrechen.

    Das EWS war eine Kiste, die funktioniert hat, aber da waren die Europatraumtänzer, die ohne jeglichen Verstand an die Sache herangegangen sind. Ideologien ergeben einfach kein stimmiges Feld, weder ökonomisch noch soziologisch.

    Daß D exportiert, was das Zeug hält, ist der Doktrin geschuldet, ökonomische Autarkie zu erreichen. Zwar insgesamt failed, hat aber z.B. dazu geführt, daß sogar klassische Agrarnationen überrollt wurden. Egal, wo D nicht freiwillig das Feld geräumt hat (U- Tronik, integrierte Halbleiter, Computer), ist es im Weltmarkt vertreten.

    So angenehm sich der Eurokurs vordergründig entwickelt, als Veredelungswertschöpfer bräuchten wir ihn nicht so schwach. Die Schweiz muß auch nicht von heute auf Morgen darben, weil der Preis alleine nicht entscheidend ist. Ich weiß, warum ich mein Zeug NICHT in Italien bestelle.

    Jaja, ganz schlimm mit den griechischen Rentnern, ja und den polnischen und rumänischen aber auch, möglicherweise mit den italienischen und den französischen und, und, und ... klar, jetzt fassen wir uns alle in den Schritt und piepsen Michael- Jackson- mäßig "heal the world" und "i love you all"!
    Irgendwie vergißt man dabei, daß D nach der Einheit nicht so toll dastand mit einem wirtschaftlich nicht mehr existenten Osten.
    Bei der Sanierung ist auf das eigene Volk recht wenig Rücksicht genommen worden und insbesondere im Westen ein gewaltiger Investitionsrückstand zu beklagen (Straßennetz, Brücken, usw.).
    Mutti betreibt da ein brandgefährliches Spiel, denn es gibt genügend Leutchen, die trotz mehrerer Jobs aufhartzen müssen, um überhaupt leben zu können und berechtigte Zweifel an ihrer eigenen Rente haben. Wenn die mal alle kapiert haben, was gerade passiert, lösen die glatt eine Bahnsteigkarte ... 😃



  • "Just do it!" würde S. wohl sagen.

    Im Ernst: Wenn die Ungleichgewichte nicht auf eine andere Weise ausgeglichen werden können, dann bleibt nur dieses System unterschiedlicher Währungen, denn Lohn-/Rentenerhöhungen in D oder entsprechend Absenkungen in schwächeren Ländern ist nicht so einfach machbar. Das Verhältnis der Währungen ist die bewährte Schnittstelle, die kontinuierlich vom globalen Finanzmarkt auf einfachste Art reguliert werden kann. Die Notenbanken könnten sich dann wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen.





  • pointercrash() schrieb:

    Mutti betreibt da ein brandgefährliches Spiel, denn es gibt genügend Leutchen, die trotz mehrerer Jobs aufhartzen müssen, um überhaupt leben zu können und berechtigte Zweifel an ihrer eigenen Rente haben.

    Den Aufhartzer gibt es nur mit einem Job. Und das auch nur, weil der Job für ihn eine ideelle bzw. psychologische Funktion hat.



  • Z schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Mutti betreibt da ein brandgefährliches Spiel, denn es gibt genügend Leutchen, die trotz mehrerer Jobs aufhartzen müssen, um überhaupt leben zu können und berechtigte Zweifel an ihrer eigenen Rente haben.

    Den Aufhartzer gibt es nur mit einem Job. Und das auch nur, weil der Job für ihn eine ideelle bzw. psychologische Funktion hat.

    Da wiederspreche ich. - Ich kenne selbst Personen die 2 Halbtagsjobs nachgehen und dennoch aufstocken müssen. - Wobei da weniger Mutti die schuldige ist, als eher die Arbeitgeber die dafür bestraft gehören.



  • Im Ernst: Wenn die Ungleichgewichte nicht auf eine andere Weise ausgeglichen werden können, dann bleibt nur dieses System unterschiedlicher Währungen, denn Lohn-/Rentenerhöhungen in D oder entsprechend Absenkungen in schwächeren Ländern ist nicht so einfach machbar. Das Verhältnis der Währungen ist die bewährte Schnittstelle, die kontinuierlich vom globalen Finanzmarkt auf einfachste Art reguliert werden kann. Die Notenbanken könnten sich dann wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen.

    Es ist keine Zwangsläufigkeit, dass Wechselkurse flexibel sein müssen. Es gibt klassischerweise drei währungspolitische Ziele:

    1. Feste Wechselkurse (erleichtern Handel)
    2. Freier Kapitalverkehr (angeblich ökonomisch effizient)
    3. Eigenständige Geldpolitik (ermöglicht es, individuell auf wirtschaftliche Schwankungen zu reagieren)

    Man kann nicht alles drei erreichen, sondern nur zwei der Ziele gleichzeitig erfüllen (das sog. Trilemma des Wechselkursregimes). Im Euroraum haben wir Ziel 3 aufgegeben. International (und vor Euro-Einführung) haben wir ein System flexibler Wechselkurse, also wurde international Ziel 1 aufgegeben. 1944 bis 1973 hatten wir im System von Bretton Woods feste Wechselkurse und eine eigenständige Geldpolitik, dafür aber Kapitalverkehrskontrollen (-> Ziel 2 aufgegeben). Implementiert man Kapitalverkehrskontrollen, kann Griechenland durchaus eine eigenständige Geldpolitik fahren und gleichzeitig einen festen Wechselkurs (z.B. 1:1 zum Euro) haben.

    Gegeben, dass die Weltwirtschaft unter dem System von Bretton Woods besser gefahren ist als je zuvor oder danach (die einzige wirtschaftshistorische Periode ohne eine einzige Finanzkrise, starkes Wirtschaftswachstum), kann man durchaus dafür argumentieren, Wechselkurse international zu fixieren und Kapitalverkehrskontrollen einzuführen.



  • @inflames2k
    Nee, ist so ziemlich das Einzige, wofür Muddi nix kann. Ich meinte ja auch eher, daß sie soziale Unruhe schafft, wenn sie Geld woanders hingibt, das hier tatsächlich unter Mühen erwirtschaftet wurde. Statt z.B. Hartz zu korrigieren und endlich den Soli auszumustern wird halt Europa gerettet.

    @Mr. X
    Bretton Woods ist ja nicht ohne Grund als Modell ausgelaufen, war wohl das Problem der Abhängigkeit von der Leitwährung. Daß Kapitalverkehrskontrollen einiges an Wildwuchs bändigen würden, steht außer Frage, aber da wagt sich niemand mehr ran. Wechselkurse in Toleranzbändern, das gab's ja beim EWS. Und in der Vor- Euro- Zeit hat man sich mittels eines erprobten Instrumentariums gegen Wechselkurssschwankungen abgesichert, wie's ja auch heute üblich ist, wenn man transatlantisch oder mit Asien Geschäfte macht.
    Logisch, alles wird ein bißchen komplizierter und teurer, aber es droht kein sofortiger Kollaps des Wirtschaftsraums, hat ja alles schonmal funktioniert.

    Tatsache ist, daß mit der "Rettung" immer wieder der gleiche nutzlose Kram gebetsmühlenartig wiederholt wird. „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“, danke, Albert Einstein!
    Die "Retter Europas" entpuppen sich immer deutlicher als durchgeknallte Totengräber. Aber das habe ich irgendwie schon seit Jahren gesagt. 🙄



  • pointercrash() schrieb:

    Bretton Woods ist ja nicht ohne Grund als Modell ausgelaufen, war wohl das Problem der Abhängigkeit von der Leitwährung.

    Äh... Nein.
    Das Problem war, dass den USA der Dollar zu stark war und sie ihn abwerten wollten, was aber nicht ging - deshalb haben sie den Dollar vom Gold entkoppelt und damit Bretton Woods einseitig aufgelöst.

    PS:
    Bretton Woods Systeme wie der Ecu sind aber aktuell the way to go - denn sie sind für Währungsunionen/Währungsallianzen einfach viel flexibler.



  • Ich trete zurück!
    http://www.heute.de/cdu-politiker-bosbach-legt-wegen-griechenland-politik-posten-nieder-39404508.html

    "Früher warst Du Rebell, wenn Du eine revolutionäre Bewegung angeführt hast. Heute bist Du ja schon Rebell, wenn Du bei Deiner Meinung bleibst," sagte Bosbach.

    Es gibt sie: CDU Leute mit Format! 🙂



  • @Prof84: ja, einer der wenigen, die man achten kann. Das hat nix mit Ideologie zu tun, sondern mit der Haltung.



  • Shade Of Mine schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Bretton Woods ist ja nicht ohne Grund als Modell ausgelaufen, war wohl das Problem der Abhängigkeit von der Leitwährung.

    Äh... Nein.
    Das Problem war, dass den USA der Dollar zu stark war und sie ihn abwerten wollten, was aber nicht ging - deshalb haben sie den Dollar vom Gold entkoppelt und damit Bretton Woods einseitig aufgelöst.

    PS:
    Bretton Woods Systeme wie der Ecu sind aber aktuell the way to go - denn sie sind für Währungsunionen/Währungsallianzen einfach viel flexibler.

    Was faselst Du da?
    Der ÉCU hat mit Bretton Woods soviel zu tun wie Heuschnupfen mit Limbotanzen.

    Dollar zu stark? Kann man so oder so ausdrücken, ich hätte die "zu wenig Gold-" Variante gewählt. Mit Aufgabe der Golddeckung war das System hinfällig.

    So eine Deckung gab's ja beim EWS nie. Statt einer regelmäßigen Neugewichtung der Wirtschaften zueinander hat man ja '98 den Währungskorb mit den Maastrichter Verträgen im Euro festgenagelt und in einer kindischen "Alles wird geil-" Stimmung völlig außer Acht gelassen, daß es zutiefst idiotisch ist, von einer "für immer und ewig" einheitlich konvergierenden Wirtschaftszone auszugehen.

    Es geht eben NICHT auf Dauer gut, ohnehin eigentlich vertraglich ausgeschlossene Transferleistungen Ländern zuzuschanzen, die die Gegenleistung nicht erbringen wollen.



  • pointercrash() schrieb:

    Was faselst Du da?
    Der ÉCU hat mit Bretton Woods soviel zu tun wie Heuschnupfen mit Limbotanzen.

    Bretton Woods ist ein System der fixen Wechselkurse. Der fixe Bezugspunkt in Bretton Woods war der Dollar (den man an den Goldkurs gebunden hat um reale Werte zu haben). Der Ecu ist das selbe nur ohne Goldbindung (heute bindet man Geld nicht mehr an Gold).

    Natürlich kann man jetzt argumentieren dass Bretton Woods als zentralen Punkt die Goldbindung hatte - aber ein weiterer essentieller Punkt waren die fixen Wechselkurse. Also deckt sich der Ecu zumindest zu einem Teil mit Bretton Woods.

    Ich würde natürlich einen Schritt weiter gehen und sagen die Goldbindung in Bretton Woods war nur eine Vertrauensbasis und Absicherung. Damit die USA eben nicht machen kann was sie will. Das wäre aber bei der EZB sowieso gegeben, da sie ja nur Dienstleister für die Mitgliedsstaaten ist.

    Bei Bretton Woods würde übrigens auch ein System mit einer neuen Weltwährung vorgeschlagen, dem Bancor. Das System von Keynes ist sehr interessant und vor allem auch sehr fair: https://en.wikipedia.org/wiki/International_Clearing_Union

    Scheitert aber leider an der realität dass die die viel haben es denen geben müssten die wenig haben. Was so ja leider nie funktionieren wird.

    Dollar zu stark? Kann man so oder so ausdrücken, ich hätte die "zu wenig Gold-" Variante gewählt. Mit Aufgabe der Golddeckung war das System hinfällig.

    https://history.state.gov/milestones/1969-1976/nixon-shock

    Natürlich hat auch Gold etwas damit zu tun - Dollar und Gold waren ja aneinander gebunden. Aber Geldwert ist etwas dass hier scheinbar nur sehr wenige verstehen: ein wertvoller Dollar ist Gift für die USA. Und gerade in einer Krise will man den Dollar entwerten - das ging aber innerhalb Bretton Woods nicht. Das war übrigens das selbe Problem was Griechenland gerade hat.

    So eine Deckung gab's ja beim EWS nie. Statt einer regelmäßigen Neugewichtung der Wirtschaften zueinander hat man ja '98 den Währungskorb mit den Maastrichter Verträgen im Euro festgenagelt und in einer kindischen "Alles wird geil-" Stimmung völlig außer Acht gelassen, daß es zutiefst idiotisch ist, von einer "für immer und ewig" einheitlich konvergierenden Wirtschaftszone auszugehen.

    Deshalb der Vorschlag mit dem Ecu - einer stabilen Währung und fixen Wechselkursen die periodisch angepasst werden. Das ist zB genau wie der AUM funktioniert.

    Es geht eben NICHT auf Dauer gut, ohnehin eigentlich vertraglich ausgeschlossene Transferleistungen Ländern zuzuschanzen, die die Gegenleistung nicht erbringen wollen.

    Der Euro ist eine Transfer Union. Auch wenn man es nicht wahrhaben will - alle Gebiete die sich die selbe Währung teilen sind "mitgefangen, mitgehangen". In den USA ist es nicht anders: die starken Bundesstaaten finanzieren die Schwachen.
    In der EU ist das aber ein Problem, weil wir eben nicht diesen Zusammengehörigkeitsgefühl haben. Und es gibt noch andere Probleme anhand unserer vielfältigen Kultur.

    Wenn man "ever closer union" ernst nimmt, landen wir bei den Vereinigten Staaten von Europa - und aktuell sind es eben Steine die uns im Weg liegen. Wie eben das auffangen von Schwachen Gebiete innerhalb unserer Wirtschaftszone.

    Oder natürlich man geht einen anderen Weg. zB wie der Ecu oder eine der vielen anderen Vorschläge. Es gibt viele Möglichkeiten wie unsere Wirtschaft funktionieren kann.



  • Bretton Woods ist ein System der fixen Wechselkurse. Der fixe Bezugspunkt in Bretton Woods war der Dollar (den man an den Goldkurs gebunden hat um reale Werte zu haben). Der Ecu ist das selbe nur ohne Goldbindung (heute bindet man Geld nicht mehr an Gold).

    Und der zweite zentrale Punkt waren die Kapitalverkehrskontrollen. Das gibts beim Ecu - soweit ich weiß - nicht, und deswegen sind sich beide Systeme nicht sonderlich ähnlich.
    Die Goldbindung von Bretton Woods war eigentlich nicht sonderlich relevant, sie war eher ein Anachronismus und ein Mechanismus, der die wechselkurse fixierte (dafür gibts aber auch andere Mittel). Aber Golddeckung schützt nicht vor allen Sorgen; Zwar war der erste Goldstandard vor 1914 durchaus erfolgreich, aber der zweite Goldstandard der Zwischenkriegszeit ist grandios gescheitert (Weltwirtschaftskrise, die durch den Goldstandard massiv verschärft wurde), und Bretton Woods war die Lehre daraus; man wollte eine eigenständige Geldpolitik haben und gab stattdessen die Kapitalmobilität auf.


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