Flüchtlinge polarisieren



  • So polarisiert habe ich die deutsche Gesellschaft selbst noch nie erlebt; die Sprache wird zunehmend aggressiv.

    Den Eindruck habe ich auch. Die Zustände nähern sich dem an, was ich mir immer unter den Zuständen der Weimarer Republik vorgestellt habe.

    Besonders schockiert mich der Mangel an Feinfühligkeit in der Rethorik der gewählten Volksvertreter, die diese Spaltung auch noch vorantreiben. Was denkt sich Gabriel, wenn er von einem "Pack" redet, Gauck, der jetzt "Dunkeldeutschland" proklamiert oder Merkel, die offen ihren Abscheu bekundet? Sie schüren mit ihren "klaren Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit" zum einen den Hass derer, die sie damit direkt ansprechen wollen: Rechtextremisten und solche, die es werden wollen: Sie werden sich dadurch nur noch mehr radikalisieren und gewalttätiger.

    Einerseits finde ich es richtig, wenn man die brandschatzenden Spinner, die gerade deutschlandweit Flüchtlingsheime (und das, was sie für solche halten) anzünden, als das bezeichnet, was sie sind. Nur andererseits bringt es nichts, weder gegen die Brandstiftung (die Täter sind nicht in dieses Land integrierbar, weder mit harten noch mit sanften Worten), noch in Bezug auf die Unterbringungs- und Integrationsprobleme (die Flüchtlinge betreffend).

    Problematisch ist die kognitive Dissonanz auf beiden politischen Seiten, wenn man mal klassisch in rechts und links aufteilt:
    - Die Linken meinen, wenn es um Wirtschaft geht, Deutschland ginge es schlecht (die Verteilungsfrage steht im Vordergrund). Wenn es um Flüchtlinge geht, sagen sie, Deutschland ginge es gut, und die Flüchtlingsunterbringung sei ein Luxusproblem (Verteilung der Lasten egal, irgendwer wirds schon regeln).
    - Die Rechten meinen, wenn es um Wirtschaft geht, Deutschland geht es gut (die Verteilungsfrage ist ihnen egal - sollen die Schwachen doch selbst sehen, wie sie am Aufschwung teilhaben). Und wenn es um Flüchtlinge geht, wird dann vorgebracht, unter welchen Entbehrungen die Deutschen teilweise leben, um behaupten zu können, dass die Flüchtlinge zu gut versorgt würden (da ist ihnen dann die Verteilungsfrage auf einmal wichtig).

    Wenn man die Flüchtlinge unterbringen will (und ich bin dafür), ohne einen Bürgerkrieg zu riskieren (da bin ich erst recht dafür), dann muss man auch rechtzeitig entsprechende Vorkehrungen dafür treffen - gerade wenn die soziale Lage innerhalb Deutschlands nicht positiv ist. Die Flüchtlingsströme sind ja angesichts unserer grandiosen außenpolitischen Erfolge keine große Überraschung - ehrlich gesagt wundert es fast, wieso bislang fast niemand gekommen ist. Aber Merkel, Gabriel und co haben sich für die Sache erst interessiert, als der Baum schon brannte, und dann, fürchte ich, ist alles Löschen schon vergebens. Und die Tatsache, dass es Deutschland doch nicht gut geht, die leugnen sie auch jetzt noch besonders eifrig (denn es fiele ja unter ihre politische Verantwortung), und entsprechend reden und handeln sie auch völlig an dem vorbei, was die Mehrheit wohl denkt/will.

    Wenn man eine Gesellschaft nach neoliberalem Rezept erstmal zerstört hat, dann ist sie nicht mehr imstande, die Herausforderung, Flüchtlinge unterzubringen, zu bewältigen. Denn das, was als "Gesellschaft" danach noch übrig ist, ist ein Haufen von Individuen, die sich jede Freiheit nehmen, aber für nichts mehr Verantwortung übernehmen wollen, und die nur noch um ihr eigenes Wohl besorgt sind. CDU, SPD, Grüne oder FDP aber damit zu beauftragen, den Scherbenhaufen wieder aufzukehren, ist aber, als würde man den Bock zum Gärtner machen.



  • muemmel schrieb:

    Bashar schrieb:

    Es wird doch niemand gezwungen, sich mit Nazis und Terroristen (oder was soll das Anzünden von Flüchtlingsunterkünften sonst sein?) zu verbrüdern. Wer das tut, hat seine Wahl getroffen.

    naja, solange noch keiner drin wohnt ist es erst mal nur Sachbeschädigung. Und eben Brandstiftung.

    Du bist dann wohl auch der einzige Mensch in Deutschland, der z.B. den RAF Terror-Sprengstoffanschlag gegen die JVA Weiterstadt nicht Terror nennt.
    Oder ist das (weil von links) dann doch Terror?

    Mr X schrieb:

    So polarisiert habe ich die deutsche Gesellschaft selbst noch nie erlebt; die Sprache wird zunehmend aggressiv.

    Den Eindruck habe ich auch. Die Zustände nähern sich dem an, was ich mir immer unter den Zuständen der Weimarer Republik vorgestellt habe.

    Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber zur Rostock & Hoyerswerda-Zeit fand ich die Lage bedrohlicher.
    Insb. hab ich keinen Politiker in Erinnerung, der das Pack von damals Pack genannt hat.



  • Jockelx schrieb:

    Du bist dann wohl auch der einzige Mensch in Deutschland, der z.B. den RAF Terror-Sprengstoffanschlag gegen die JVA Weiterstadt nicht Terror nennt.
    Oder ist das (weil von links) dann doch Terror?

    Nein, nicht weil links, sondern es war Terror, weil eben nicht mal angezündet sondern Sprengstoffanschlag.

    Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber zur Rostock & Hoyerswerda-Zeit fand ich die Lage bedrohlicher.
    Insb. hab ich keinen Politiker in Erinnerung, der das Pack von damals Pack genannt hat.

    Na ja, zu Hoyerswerda kann ich nicht so ganz viel sagen, da habe ich mich nicht so drum gekümmert, aber Rostock ist mir schon noch sehr in Erinnerung.
    Das war kein Protest gegen irgendwas Bestimmtes, sondern da wollte man einfach sein Mütchen kühlen und Leute verrecken sehen. Das würde ich eher mit Handlungen des Klu Klux Clan in den USA vergleichbar sehen. nur dass dei eben nicht "Neger grillen" wollten wie der KKK es nannte, sondern vietnamesische Mitbürger bei lebendigem Leibe verbrennen wollten. Insofern ist da ein Riesenunterschied zwischen den Krawallen damals und heute.

    Die Rechten hatten damals in den neuen Bundesländern einen ziemlichen Zulauf, was verschiedene Gründe hatte.
    Zum einen haben sie mit Personen wie Franz Schönhuber oder in Östreich Jörg Hayder damals Leute in vorderster Reihe stehen, die über eine sehr seriöse und tatkräftige Ausstrahlung verfügten. Schönhuber hat sich als der Seriöse Politiker dargestellt, dem man auch die Oma zum über die Straße bringen anvertrauen konnte.
    Wenn man dagegen heute Holger Apfel ansieht, der selbst aus der besten Steilvorlage nichts vernünftiges machen kann, dann kann man sich in der Beziehung doch etwas entspannter zurücklehnen.
    Zum anderen waren die Bedingungen andere als jetzt. Zum einen war die Arbeitslosigkeit höher als jetzt. Das war aber nicht der entscheidende Unterschied. Das entscheidende war, das im Osten einer ganzen Gesellschaft, die es gewohnt war, das bis zum zu erwartenden Ableben irgendwann in ihrem Leben alles gesichert und geregelt und planbar war mit einem Ruck völlig die Füße weggehauen.
    Auch in der DDR gab's nicht nur Geistesblitze, sondern einen Bodensatz an gering qualifizierten. Im Unterschied zu heute waren es vielleicht weniger, aber es waren die, bei denen meist die geistigen Möglichkeiten nicht für viel mehr reichten. Die wussten, dass für sie in dieser BRD nach ihnen kein Hahn mehr krähen und sie auf keinen grünen Zweig mehr kommen würden. Außerdem fühlten sie sich großenteils auf einmal als die Ausgestoßenen und Wertlosen. Und dann kamen dann die Rattenfänger aus den alten Bundesländern die mit ihnen ein leichtes Spiel hatten. Da hieß es auf einmal für Leute die sonst die total ausgestoßenen wertlosen waren "Du bist nicht wehrlos, du bist einer von uns, du bist Deutscher...". für viele ist das nach teils hunderten erfolglosen Bewerbungsschreiben und Demotivationen runter gegangen wie Öl.
    Was mir aber nie klar geworden ist, warum es bei den Randalen ausgerechnet gegen die Vietnamesen ging. Die waren an sich unauffällig, fleißig, freundlich... Vielleicht darum, sie waren Konkurrenz.
    Die Kubaner waren an sich eher ein Problem. sehr temperamentvoll bis zum Teil regelrecht aufsässig, teils sehr aufbrausend aber trotzdem noch umgänglich. Wesentlich schlimmer war es damals mit den Algeriern. Die führten sich schon zu DDR-Zeiten als Herrenmenschen auf. Waren sie ja auch irgendwie, da sie im Gegensatz zu den normalen DDR-Bürgern über Westgeld verfügten. Aber die waren damals wohl hier nicht mehr da.

    Ein wesentlicher Unterschied zu damals ist aber heute. Damals waren es Außenseiter. Bei vielen ging es aufwärts und die Grundrichtung ging für die meisten nach oben. Es gab eine Zukunft, und der Westen war das Vorbild. Und außerdem wirkten die Medien damals noch einigermaßen glaubhaft.

    Heute ist das nicht mehr so. Alles sehen, wie dieses Land immer mehr vor die Wand gefahren wird. Der Aufstieg kommt nur noch bei wenigen an, und auch die haben Angst um ihre Zukunft. Bis auf die Beamten weis jeder, das die Rente knapp aber lang sein wird. Es läuft in der Höhe Richtung 40% vom Verdienst und selber vorsorgen wird durch die Nullzinsen kaum noch wirklich möglich.. Wenn der Betrieb baden geht oder man wird so rausgeschmissen, landet man nicht mehr wie früher in Arbeitslosenhilfen sondern nach einem Jahr in Hartz IV...
    Gleichzeitig hat man das Gefühl das unsere Politiker das Geld raushauen als gäb's kein Morgen. Und je beschissener die Lage wird, um so größer wird das Jubelgeschrei in den Medien, und die allgemeine Unzufriedenheit unter den Menschen steigt immer mehr und mehr an. Geh einfach mal in einen Imbiss, wo die normalen arbeitenden Menschen Mittag essen und höre ihnen zu.
    Es ist wie in den letzten Tagen in der DDR. Oder wie auf der Titanic, wo die Kapelle auch bis zum Schluss gespielt hat.
    Und wenn dann noch besorgte Bürger als wegzusperrendes Pack, Schande für Deutschland und Mischpole bezeichnet werden, dann ist es nur noch eine Frage wann und wo irgendwo der zündende Funke kommt, nicht mehr ob.
    Wer jetzt noch denkt, dass das alles nicht so schlimm ist, und sich alle wieder einrenken wird, der ist ein Träumer. Nicht mit dieser völlig vom Volk abgehobenen Regierung.

    Gruß Mümmel



  • Hi,

    hier noch ein wenig gutes Lesefutter zum Thema:
    http://www.rolandtichy.de/meinungen/migration-15-beitraege-zur-fluechtlingsdebatte/

    Viel Spaß beim Lesen
    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Was sollen die Bürger, die von irgendwas was alles in diesem Lande die Schnauze voll haben machen. Nein, die Bürger (die im übrigen entgegen den ganzen Gutmenschen

    Kannst ja auswandern wenn es dir hier nicht gefällt. Am besten in ein Land voller Schlechtmenschen, fühlst dich dort bestimmt wohl.

    https://www.youtube.com/watch?v=Md2Hd9iJvkY

    😃



  • Hi Sheldor,

    Sheldor schrieb:

    Kannst ja auswandern wenn es dir hier nicht gefällt. Am besten in ein Land voller Schlechtmenschen, fühlst dich dort bestimmt wohl.

    Warum sollte ich, ich bin immer noch Patriot, und habe meine Aufgaben hier. Es gibt viel zu tun, ich packe da mit an.
    Aber es würde die Lage schon entspannen, wenn die, die keine Aufgabe mehr erfüllen (wie Du z.B.) auswandern würden.

    Gruß Mümmel

    PS: Danke für den Link. Könnte glatt von der NPD selbst kommen. Ein besseres Beispiel warum die NPD in Deutschland keinen Fuß mehr wirklich auf den Boden bekommt gibt's wohl nicht.
    Aber trotzdem noch ne Frage an Dich, vieleicht weist Du es ja: Wieviele von den sind V-Männer?



  • Wieso bist du ein Patriot?

    Wieso sollte ich eine Aufgabe erfüllen?

    Dein Motto ist bestimmt "Arbeit macht frei", aber Nazi bist du nicht weil die schon längst ausgestorben sind. 😃

    Ist schon witzig wie die Nazis sich nicht als Nazis bezeichnen lassen.

    Netter Versuch, aber das fliegt bald auch auf. Könnt euch dann etwas neues einfallen lassen.



  • Jürgen Todenhöfer schreibt auf FB dazu:

    DEUTSCHLANDS SCHANDE - DIE RECHTSRADIKALEN.
    Die Rechtsradikalen sagen, sie wollten Deutschland vor Überfremdung retten. Viel wichtiger wäre es, Deutschland vor den Rechtsradikalen zu retten. Doch dazu müsste die Politik aufhören, sie zu verharmlosen. An der Unterschätzung des Rechtsradikalismus ist schon einmal eine deutsche Demokratie zerbrochen.
    DIE FAKTEN: Nach über 180 rechtsradikal motivierten Morden seit 1990 gab es im ersten Halbjahr 2015 folgende Flut rechtsextremistischer Straftaten:
    1.) 19 rechtsradikale Angriffe auf Moscheen - von insgesamt 23.
    2.) 64 rechtsextrem motivierte antiislamische Aufmärsche.
    3.) 173 rechtsradikale Angriffe auf Flüchtlingsheime
    - von insgesamt 202 (1 rechter Angriff pro Tag). Wären die Täter Muslime gewesen, hätte die Bundesregierung längst den "Nationalen Notstand" ausgerufen, mit all seinen dramatischen Folgen.
    4.) 316 antisemitische Straftaten durch Rechtsradikale - von insgesamt 335. Antimuslimische Straftaten werden - anders als antisemitische Taten - bundesweit leidet noch immer nicht gesondert erfasst. Nach Experten-Schätzungen ist ihre Zahl deutlich höher als die antisemitischer Straftaten. Und genauso erbärmlich.
    Die Zahlen fremdenfeindlicher Taten steigen und steigen. Innenminister de Maiziere hat zwar Recht, wenn er sagt, der militante Salafismus sei eine Gefahr. Aber die Gefahr des Rechtsradikalismus ist unvergleichlich größer. Sie ist Deutschlands Schande.
    Trotzdem ließ de Maiziere im Frühjahr durch seinen Sprecher verkünden, es gebe in Deutschland nur 12 "rechtsextreme Gefährder" - im Vergleich zu 270 "islamistisch-terroristischen Gefährdern". Was soll diese plumpe Verharmlosung des Rechtsradikalismus. "Honni soit, qui mal y pense"-verflucht sei, wer dabei Böses denkt.
    Es wird Zeit, dass unsere Innenpolitiker offen aussprechen, wer die wahren Feinde unseres Landes sind. Sie sollten dazu ihre Sehschwäche auf dem rechten Auge behandeln lassen. Sie werden sonst selbst zur Gefahr für Deutschland.
    Euer JT



  • Ganz meine Meinung:

    Danke, liebe Antifa!

    Sie gelten als Krawallmacher, Störenfriede, Chaoten. Dabei ermöglichen sie uns ein Leben, in dem Rechtsextreme die Rolle spielen, die ihnen zusteht: Nämlich keine.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/chaoten-oder-heilsbringer-was-waere-wenn-es-keine-antifa-gaebe/9382378-2.html



  • Ein Essay von Stefan Berg hat mich tatsächlich stutzen lassen. Ertappt habe ich mich gefühlt, als ich mein Genörgel über das Begrüßungsgeld für die Ossis von damals wiedergefunden habe.

    Jo, und mir ist aufgefallen, wie oft sich Bekannte negativ über das Flüchtlingsproblem äußern, ohne daß ich ihnen übers Maul fahre.
    Das Asylrecht existiert bei uns in dieser eigentlich unumstößlichen Form, weil es vielen Deutschen verwehrt wurde, die den Repressalien des Dritten Reichs entkommen wollten. Die sind waggonweise an der Schweizer Grenze zur Umkehr gezwungen worden oder aus vielen anderen Ländern ausgewiesen.

    Alle Ex- Ossis und Ex- Wessis sollten sich erinnern, wie das damals so war. Ohne behaupten zu wollen, eine Lösung für das Problem zu haben, es kann nicht abgeschafft werden, wenn man nicht alle Prinzipien der BRD über Bord wirft, die sie eigentlich zu einem angenehmen Staat gemacht haben.

    Irgendwie haben wir alle das vergessen, wie das so war mit dem Ende des eisernen Vorhangs. Die liberalen Ungarn, die laxen Griechen, die "jetzt wird's besser-" Stimmung. Klar, das war eher ein Gefühl denn Begründbares. Aber das Gefühl geht kaputt, wo's nicht schon hin ist. Und ganz ehrlich, die Flüchtlinge sind nicht das Problem, nicht das Hauptsächliche, sie sind eher Marker, daß bei uns seit einiger Zeit gar nichts mehr stimmt irgendwie.
    Genaugenommen kriegen wir gar nix mehr gebacken.

    Nö, bitte, lest Euch das Essay durch und macht euch mit dem Gedanken vertraut, daß jedes Jahr eine Million rein will. Muß man nicht gut oder schlecht finden, aber zu einem gewissen Pragmatismus finden.
    So jedenfalls geht's auf Dauer ganz fürchterlich in die Hose, soweit sicher.



  • Bashar schrieb:

    Es wird doch niemand gezwungen, sich mit Nazis und Terroristen (oder was soll das Anzünden von Flüchtlingsunterkünften sonst sein?) zu verbrüdern. Wer das tut, hat seine Wahl getroffen.

    Natürlich nicht. Aber ich persönlich war schon immer ein Mensch, der Probleme hat, sich zu irgendwelchen Gruppen zu bekennen. Ich gehöre eben nicht zu denen, die denken, wir können endlos Migranten ins Land lassen, auch wenn noch überhaupt nicht für ihre Unterbringung gesorgt wurde (geschweige denn ihre längerfristigen Perspektiven hier). Ich empfinde das als verantwortungslos. Nach der von Politikern und (deutschen) Medien aber immer schlimmer betriebenen Schwarz-Weiß-Malerei wird man ja mehr oder weniger gezwungen, sich einzuordnen. Ich bin zu selbstehrlich, mich nach Helldeutschland zuzuordnen.

    MrX schrieb:

    Einerseits finde ich es richtig, wenn man die brandschatzenden Spinner, die gerade deutschlandweit Flüchtlingsheime (und das, was sie für solche halten) anzünden, als das bezeichnet, was sie sind. Nur andererseits bringt es nichts, weder gegen die Brandstiftung (die Täter sind nicht in dieses Land integrierbar, weder mit harten noch mit sanften Worten), noch in Bezug auf die Unterbringungs- und Integrationsprobleme (die Flüchtlinge betreffend).

    Natürlich ist das nicht hinnehmbar. Allerdings kann (und sollte) ein Politiker auf seine Wortwahl achten, wenn er so austeilt. Es sind ganz einfach Verbrecher, wozu noch so viele Worte darüber verlieren? Parolen wie "Wir sind das Pack!" zeigen schon deutlich, dass diese Rethorik völlig versagt und verantwortungslos ist.

    MrX schrieb:

    Wenn man die Flüchtlinge unterbringen will (und ich bin dafür), ohne einen Bürgerkrieg zu riskieren (da bin ich erst recht dafür), dann muss man auch rechtzeitig entsprechende Vorkehrungen dafür treffen - gerade wenn die soziale Lage innerhalb Deutschlands nicht positiv ist. Die Flüchtlingsströme sind ja angesichts unserer grandiosen außenpolitischen Erfolge keine große Überraschung - ehrlich gesagt wundert es fast, wieso bislang fast niemand gekommen ist. Aber Merkel, Gabriel und co haben sich für die Sache erst interessiert, als der Baum schon brannte, und dann, fürchte ich, ist alles Löschen schon vergebens. Und die Tatsache, dass es Deutschland doch nicht gut geht, die leugnen sie auch jetzt noch besonders eifrig (denn es fiele ja unter ihre politische Verantwortung), und entsprechend reden und handeln sie auch völlig an dem vorbei, was die Mehrheit wohl denkt/will.

    Das sehe ich genauso. Wenn wir Flüchtlinge aufnehmen und nicht abschieben, übernehmen wir damit auch die Verantwortung über sie. Sobald der Winter kommt, können sie nicht mehr in Zeltstädten wohnen.
    Meiner Ansicht nach müssten schon vor den Grenzen der EU, besonders noch vor dem Mittelmeer, Lager errichtet werden, in denen Flüchtlinge versorgt werden und legal Asyl in Europa beantragen können. Europa koordiniert die gerechte Verteilung der Flüchtlinge und sorgt für deren Unterbringung etc., bevor ein Kontingent per Schiff eingefahren wird. Wer illegal die Grenzen passiert, wird konsequent zurück in die Lager gebracht, no matter what. Das hat meiner Ansicht nach nur Vorteile für alle: die illegale und lebensgefährliche Einreise nach Europa wird sinnlos, da man nicht bleiben kann. Es gibt einen legalen Weg nach Europa. Es ist wenigstens für die weitere Unterbringung der Flüchtlinge in den Ländern gesorgt. Die Flüchtlinge werden gerecht auf Europa verteilt. Es ist quasi ein europäisches Ellis Island.

    In diese unkontrollierten Ströme können sich ganz einfach auch IS-Terroristen untermischen. Syrien-Flüchtlinge müssen nicht einmal mehr zu einer Anhörung. Vor ein paar Monaten war die Sorge vor Einreisenden aus dieser Region noch groß, jetzt werden die Bedenken ignoriert. Das hat alles nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun. Das ist einfach Pragmatismus. Wir haben einfach überhaupt keine Zeit für Unsinn wie "Dunkeldeutschland", denn es droht für die Flüchtlinge die humanitäre und für die Gesellschaft die soziale Katastrophe.

    Noch eine Anmerkung: Die deutschen Medien haben mal wieder versagt. Die Meinungen sind leider absolut einseitig und genauso polarisierend wie die Reden der Politiker. Sachse wird mehr und mehr zum Schimpfwort. Da tut es gut, mal britische oder amerikanische Ansichten zu lesen im Kontrast zu dem mehr oder weniger gleichgeschalteten deutschen Konsens, der immernoch den Leuten Spokedinger unterjubeln will. Zum mündigen Bürger machen die deutschen Medien jedenfalls sicher nicht.
    Die SZ z.B. erklärt in vielen Zahlen die größten Absurditäten, etwa, dass 140€ Taschengeld pro Erwachsenenmonat (Miete/Essen/Kleidung/Hygieneartikel schon inbegriffen) wenig seien. Als Student lebt man auch nicht unbedingt von wesentlich mehr. Aber ich bin der letzte, der sich gegen deutlich höhere Sozialausgaben aussprechen würde. Nur müssen die dann auch alle erhalten, sowohl der Souverän (das Volk), dem die Politik als erstes verpflichtet ist und den Schutzbedürftigen, über die sie die Verantwortung übernommen hat. Alleine schon, um die offensichtlichen sozialen Unruhen zu vermeiden, die aus solch einer Ungerechtigkeit klarerweise erwachsen würden.



  • pointercrash() schrieb:

    So jedenfalls geht's auf Dauer ganz fürchterlich in die Hose, soweit sicher.

    Da bin ich ganz deiner Meinung.

    Man sollte die Flüchtlinge wenigstens temporär aufnehmen.
    Fraglich aber wann sich die Situation in den Kriegsgebieten bessert...

    Man kann diese Menschen nicht einfach verrecken lassen. Gewalt haben sie wahrscheinlich mehr als genug erlebt. Menschen sind schon irgendwie krank.

    Ich könnte nie jemandem Schaden zufügen und schon gar nicht wenn er bereits auf dem Boden ist und schon alles verloren hat. Auch nicht in meiner depressiven Stimmung.



  • Habe gerade eine Wall of Text vernichtet.
    Ärgerlich.

    Ging darum, daß Muddi ein Asylantenheim besucht, an ihren Ohren zieht und eine Plastikflasche aufhebt. Ein besorgter Bürgermeister bedankt sich und alle applaudieren. Flüchtlingsproblematik gelöst. 👍

    Fragen? --> Mediatheken.

    OK, die Kurzfassung hört sich gespenstischer an als das Original, gibt aber die Kuriosität des Geschehens eingedampft wieder.
    Habe mich bei Wehmut in Memoriam Helmut Kohl erwischt und kein Blitz erschlug mich. Nichtmal darauf ist mehr Verlaß.

    Aber was soll's, das Muddi- Dings macht des schon, des war ja so putzig mit dem Ohr und der Plastikflasche, des wähl' ich wieder. 🙂



  • Wir haben auch ein neues Flüchtlingsheim um die Ecke und ich habe noch nichts negatives gesehen oder gehört. Einmal habe ich ein paar gesehen die den Bauarbeiter bei der der Fertigstellung des Heims geholfen haben.

    Wirklich schlimm waren die Nazi-Demos vor dem Bau. Die Meute leuchtete abends, bei ihrem Marsch durch die Straßen, mit Taschenlampen von der Straße aus in die Wohnungen und grölten ihre Parolen per Megaphon. Meine Kinder bekamen Angst und ich wurde ziemlich sauer auf die. Demonstrationsrecht hin oder her. Ich tausche einen Sack Nazis gegen ein Schiff Flüchtlingen.



  • PushButton schrieb:

    Wir haben auch ein neues Flüchtlingsheim um die Ecke und ich habe noch nichts negatives gesehen oder gehört. Einmal habe ich ein paar gesehen die den Bauarbeiter bei der der Fertigstellung des Heims geholfen haben.

    Wirklich schlimm waren die Nazi-Demos vor dem Bau. Die Meute leuchtete abends, bei ihrem Marsch durch die Straßen, mit Taschenlampen von der Straße aus in die Wohnungen und grölten ihre Parolen per Megaphon. Meine Kinder bekamen Angst und ich wurde ziemlich sauer auf die. Demonstrationsrecht hin oder her. Ich tausche einen Sack Nazis gegen ein Schiff Flüchtlingen.

    Am ekelhaftesten finde ich, dass die Nazis sich als Anwälte einer schweigenden Mehrheit darstellen. So ganz nebenbei zerstören sie auch noch den Ruf unseres Landes, den wir nach 1945 mühsam wieder aufbauen mussten.

    Es gibt nichts Deutschland-feindlicheres, als diese braunen Möchtegern-Patrioten und Pegida-Nazibürger. 😡



  • Oh, ein Thread in dem Nazis und Rassisten darueber ausheulen, dass man Klartext mit Ihnen redet...



  • Sheldor schrieb:

    Man kann diese Menschen nicht einfach verrecken lassen. Gewalt haben sie wahrscheinlich mehr als genug erlebt. Menschen sind schon irgendwie krank.

    Das ist sehr richtig. Man muss jedoch bedenken, dass viele der Flüchtlinge die meiste Gewalt während ihrer Flucht erfahren haben. Es war oft die Flucht selbst, die sie traumatisiert hat. Gerade deshalb wäre das Schaffen eines legalen Einreise-Weges nach Europa so wichtig. Man kann die Zahlen kontrollieren, sodass keine Regionen in Europa überlastet werden und man erspart den Flüchtlingen Tod und Todesangst auf Nussschalen im Mittelmeer oder Krawalle/Hetzjagden mit Hunden auf dem Balkan. Auf illegale Einreise muss einfach konsequent die Abschiebung folgen, nur so wird selbst der Versuch sinnlos und das Geschäftsmodell der Schlepper ist dahin.
    Wenn die Flüchtlinge tatsächlich aus einem Kriegsgebiet kommen und illegal eingereist sind, dann müssen sie in das Sammellager geschickt werden, wo für ihre körperliche Sicherheit und Auskommen gesorgt ist, also ihre elementaren Menschenrechte. Sobald sie dann Asyl von einem Land bekommen haben (was sie ja eh kriegen), dann können sie auch weiter. Das hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun.

    TGGC schrieb:

    Oh, ein Thread in dem Nazis und Rassisten darueber ausheulen, dass man Klartext mit Ihnen redet...

    Du hast den Sinn des Threads scheinbar nicht so verstanden. Die Debatte ist schon so polarisiert, dass bei vielen nur noch der "Nazi"-Trigger ausgelöst wird. Die ehrenamtliche Hilfe Vieler ist vorbildhaft, sofern sie denn aus reiner Nächstenliebe geschieht und nicht aus Selbstzweck, getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber". Aber auf diese Weise kann und wird es nicht weitergehen, denn auch sie werden früher oder später überfordert sein. Es ist zwar schön, dass sich alle so einträchtig gegen Nazis aussprechen (auch wenn sie mit ihrer Wortwahl die Stimmung mächtig vergiften), aber die sind momentan eher das geringere Problem.



  • Am ekelhaftesten finde ich, dass die Nazis sich als Anwälte einer schweigenden Mehrheit darstellen.

    So wie man zuweilen Leute reden hört, kann man die Befürchtung kriegen, dass diese Behauptung, hinter den Nazis stünde eine schweigende Mehrheit, nicht ganz so weit hergeholt ist. Die Frage dabei ist sicherlich, wie man die "Ich bin kein Nazi, aber..."-Leute und die sog. "besorgten Bürger" einsortiert.

    Die SZ z.B. erklärt in vielen Zahlen die größten Absurditäten, etwa, dass 140€ Taschengeld pro Erwachsenenmonat (Miete/Essen/Kleidung/Hygieneartikel schon inbegriffen) wenig seien. Als Student lebt man auch nicht unbedingt von wesentlich mehr. Aber ich bin der letzte, der sich gegen deutlich höhere Sozialausgaben aussprechen würde. Nur müssen die dann auch alle erhalten, sowohl der Souverän (das Volk), dem die Politik als erstes verpflichtet ist und den Schutzbedürftigen, über die sie die Verantwortung übernommen hat. Alleine schon, um die offensichtlichen sozialen Unruhen zu vermeiden, die aus solch einer Ungerechtigkeit klarerweise erwachsen würden.

    Eigentlich ist die Flüchtlingsdebatte nur der Katalysator für die inneren sozialen Probleme in Deutschland; die Flüchtlinge bekommen eine Art Sündenbock-Funktion. Und das heißt auch, dass man mit Flüchtlingspolitik auch das Kernproblem nicht lösen können wird. Die Öffentlichkeit sucht sich dann einen neuen Sündenbock; von denen hatten wir ja auch schon einige in den letzten Jahren (Arbeitslose, Migranten, Griechen, jetzt Flüchtlinge). Was man wirklich stoppen müsste, ist die Selbstzerstörung unserer Gesellschaft.



  • Jodocus schrieb:

    Du hast den Sinn des Threads scheinbar nicht so verstanden. Die Debatte ist schon so polarisiert, dass bei vielen nur noch der "Nazi"-Trigger ausgelöst wird. Die ehrenamtliche Hilfe Vieler ist vorbildhaft, sofern sie denn aus reiner Nächstenliebe geschieht und nicht aus Selbstzweck, getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber". Aber auf diese Weise kann und wird es nicht weitergehen, denn auch sie werden früher oder später überfordert sein. Es ist zwar schön, dass sich alle so einträchtig gegen Nazis aussprechen (auch wenn sie mit ihrer Wortwahl die Stimmung mächtig vergiften), aber die sind momentan eher das geringere Problem.

    Oh nein, ich habs sehr genau verstanden! Passiert ja grad schonwieder...



  • Mr X schrieb:

    So wie man zuweilen Leute reden hört, kann man die Befürchtung kriegen, dass diese Behauptung, hinter den Nazis stünde eine schweigende Mehrheit, nicht ganz so weit hergeholt ist. Die Frage dabei ist sicherlich, wie man die "Ich bin kein Nazi, aber..."-Leute und die sog. "besorgten Bürger" einsortiert.

    Ich nehme an es gibt da zwei Hauptströmungen. Die einen sind Rassisten und Fremdenhasser die gezielt Angst und Hass schüren. Die anderen sind ahnungslose Narren, die erster Gruppe auf den Leim gegangen sind.

    Ich denke, die zweite Gruppe stellt die Mehrzahl der Flüchtlingsgegner dar. Ihre Vorurteile lassen sich leicht zerstreuen, indem sie mit Flüchtlingen zusammenkommen, mit ihnen reden und sie kennen lernen.

    Die erste Gruppe ist bösartig und muss mit aller Härte des Rechtsstaates bekämpft werden. Sie zu verharmlosen bzw. einfach nur als Träger einer unpopulären Meinung zu sehen, die auch diskussionswürdig ist, halte ich für einen großen Fehler.


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