Verdienen Informatiker zu wenig im Vergleich zu dem was sie leisten und verantworten müssen?



  • Leistung vs. Gehalt schrieb:

    Wie viele Jahre brauchst du um C++ perfekt zu beherrschen und all das Wissen einzusaugen, dass nötig ist um ein DBMS oder meinetwegen auch eine 3d Engine zu entwickeln oder daran zu arbeiten, inkl. der nötigen Schulungen und Anpassungen an neues Wissen, neue APIs (Vulkan?!), neue Verfahren & Algorithmen benötigt?

    Ich bin zwar kein Informatiker, aber die von dir aufgezählten Dinge sind "Gebrauchswissen", das man sich schnell aneignen können sollte, wenn man oben mitschwimmen will. Dieses Wissen hat nur eine begrenzte Halbwertszeit.

    Wer auf dem Standpunkt steht, diese oder jene Programmiersprache und API perfekt zu beherrschen, um sich darauf auszuruhen, der hat von vorn herein verloren. Nichts ist schnelllebiger, als IT-Technologien und die damit gekoppelten Märkte.



  • Mirek schrieb:

    Ich bin zwar kein Informatiker, aber die von dir aufgezählten Dinge sind "Gebrauchswissen", das man sich schnell aneignen können sollte, wenn man oben mitschwimmen will.

    Kommt drauf an was du unter "schnell" verstehst. Wenn "schnell" bei dir mehrere Jahre heisst, dann vielleicht.

    Mirek schrieb:

    Dieses Wissen hat nur eine begrenzte Halbwertszeit.

    Ja. Wie so ziemlich jedes Wissen. Ändert aber nix daran dass man lange braucht um sich mit C++ richtig gut auszukennen. Und was die nötigen Fähigkeiten angeht nen DBMS/3D Engine/... zu entwickeln. Da kommt es wohl auf den Qualitätsanspruch an. Irgend einen qualmenden Haufen Dung bekommt man relativ schnell zusammen. Wenns gemessen an anderen Projekten aber keine totale Katastrophe sein soll, dann braucht man auch da halbwegs lange. Nichts was ich mit "schnell" bezeichnen würde.



  • Man darf auch nicht vergessen, dass es kein Recht auf Gerechtigkeit gibt, schon gar nicht wenn es um Arbeit und Lohn geht. Mal davon abgesehen, dass sowie kein Mensch die gleichen Chancen bekommt, da dass meiste schon in der Kindheit durch Erziehung und Umgang festgelegt wird. Ich möchte nicht wissen wie viele hochintelligente Menschen dadurch jedes Jahr auf dem Bau landen anstatt an einer Uni.

    Nach meinem Rechtsempfinden müsste eine Pflegekraft im Altenheim viel mehr verdienen als ein Informatiker. Es wird doch nie nach Schwierigkeit des Jobs bezahlt, sondern nach Nachfrage und Angebot sowie Verhandlungsgeschick.



  • Schrauber schrieb:

    Man darf auch nicht vergessen, dass es kein Recht auf Gerechtigkeit gibt, schon gar nicht wenn es um Arbeit und Lohn geht.

    Effektiv steht das in Österreich im Gesetz.
    Das Gleichbehandlungsgesetz wurde 2004 ausgeweitet:
    https://www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/gleichbehandlung/index.html

    Seit nunmehr 30 Jahren verbietet das Gleichbehandlungsgesetz Diskriminierungen auf Grund des Geschlechts bzw. seit 2004 auch Ungleichbehandlungen auf Grund der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder Weltanschauung, des Alters oder der sexuellen Orientierung.

    Einen Unterschied in der Weltanschauung zu postuieren sollte nicht schwer sein -- mMn. ist die einzig sinnvolle Auslegung also dass einfach alle gleich zu behandeln sind.

    Und das Gleichbehandlungsgesetz sagt eben auch dass bei der Bezahlung gleichwertiger Arbeit kein Unterschied bestehen darf.

    In der Realität kümmert das natürlich viele nicht. Und ist auch leider nicht firmenübergreifend anwendbar.



  • Schrauber schrieb:

    Nach meinem Rechtsempfinden müsste eine Pflegekraft im Altenheim viel mehr verdienen als ein Informatiker. Es wird doch nie nach Schwierigkeit des Jobs bezahlt, sondern nach Nachfrage und Angebot sowie Verhandlungsgeschick.

    Dem steht entgegen, dass die Erreichung der Qualifikation zur Pflegekraft viel leichter und kürzer zu erreichen ist, als die eines Informatikers.

    Nicht wenige Menschen werden schon familienbedingt vom einen auf den anderen Tag zur Pflegekraft. Nach spätestens 4 Wochen haben sie den Dreh raus.

    Um den Informatiker brauchbar zu formen brauchst du eine lange Schulausbildung, dann noch einige Jahre Studium und dann ist er immer noch nicht ganz reif um ihn gleich an die großen Projekte zu lassen, sondern reift in der Firma noch nach.



  • Einmal was lernen und dann lebenslang deswegen mehr verdienen ist mehr wert, als kurz lernen und lebenslang harte Arbeit machen? Das sehe ich anders, nur leider regiert bei den Löhnen der Markt und nicht die Gerechtigkeit. Die leider für viele anders ist.



  • Die Arbeit mag hart sein, aber du bist halt leicht ersetzbar.



  • @Tyrdal
    Ja, klar. Das ist der Grund warum es ist wie es ist.
    Schrauber ging es wohl aber um die Moral und nicht um das Warum.



  • Ein Kollege ist Schlüsseldienst. 1 Wochende Schulung.
    Verdient zwischen 4-5 netto pro Monat (nach Abzügen von Benzin/Materialkosten), je nach Auftragsvolumen.
    Arbeitet dafür in etwa 2 Stunden pro Tag.

    Tja, so ist das nun mal. Wenn man eine Nische findet, dann ist vieles möglich. Der wird im Leben wohl mehr verdienen als ich mit Studium und regulärem 9-5 Job.
    In dem Fall ist die Bereitschafts wohl das negative - Sonntags, Feiertagen, Nachts, etc.



  • Schrauber schrieb:

    Einmal was lernen und dann lebenslang deswegen mehr verdienen ist mehr wert, als kurz lernen und lebenslang harte Arbeit machen? Das sehe ich anders,

    Warum? Ich finde es gerecht.

    Lernen ist nämlich ein harter Job, während andere in dieser Zeit viel Freizeitspaß haben und nach der Schule haben sie neben der Freizeit noch ein Gehalt und Geld.
    Sie können schon in jungen Jahren leben, während der Student sein Geld gerade so zusammenkratzen muss.

    Leben kann der erst nach dem Studium. Daher sollte dieser harte Weg auch mit einem höheren Gehalt belohnt werden.



  • Zumal die harte Arbeit nach dem Studium ja nicht endet.

    Nur weil jemand nicht schwitzt und vor Schweiß trifft, heißt das ja nicht, dass er nicht hart arbeiten muss.

    Es ist vielleicht kein Knochenjob im physikalischen Sinne, aber sehr wohl im kognitiven Sinne.
    Da raucht praktisch ständig der Kopf, so etwas ist anstrengend und keinesfalls etwas, was man mal so nebenbei macht und bei dem das Geld einem entgegengeflogen kommt.



  • Korrektur

    Leistung vs. Gehalt schrieb:

    Nur weil jemand nicht schwitzt und vor Schweiß trifft trieft, heißt das ja nicht, dass er nicht hart arbeiten muss.



  • Ich finde jemanden den Arsch jeden Tag abwischen müssen ist härter als jeder Job mit Nachdenken. Ich bin ja auch froh gewesen dass ich in der IT-Branche nur mit Computerarbeit Geld verdienen konnte. Eine Arbeit auf dem Bau wäre sehr viel härter für mich gewesen. Gerecht finde ich die höhere Entlohnung von Kopfarbeitern aber nicht.

    (Viel Lernen == viel Geld) gegen (Viel harte körperliche Arbeit == wenig Geld)

    Wer hart arbeitet egal in welchem Job sollte auch gut verdienen.



  • Beim Beruf des Informatikers würde ich das nicht sehen, die verlangte Arbeit inkl. Weiterbildung und Wissensanspruch ist anspruchsvoll, aber das zu niedrige Gehalt würdigt diese Leistung in der Regel eher nicht. Oder wer von euch geht mit einem Gehalt von über 7000 €/Monat in den Feierabend?

    der Verdienst ist immer zu wenig ... egal wie viel man hat 😉

    Man wird nicht reich mit Informatik, sofern man als SW Entwickler arbeitet. Aber man verdient auch nicht schlecht.
    Hatte neben dem Studium noch 20h nebenher gearbeitet und konnte damit genug verdienen, um mich selbst zu erhalten: mitsamt Wohnung, Auto und was man halt so alles braucht. Stress hatte ich dabei wenig, klar musste ich schauen dass die Dinge fertig werden aber das war meist kein Problem*.
    Viele Bekannte anderer Studiengänge mussten in der Zeit für wenig Geld Regale im Supermarkt schlichten.

    Naja, und nach dem Studium ists ähnlich. Ich bin im technischen Bereich geblieben, habe also keine Führungsposition inne. Ich verdiene weiterhin nicht schlecht, kann davon gut leben, vor allem wenn man das Einkommen meiner Freundin dazurechnet.
    Stress hält sich immer noch in Grenzen. Man muss halt schauen dass man sich auch Fachwissen aufbaut und nicht nur Ideen anderer runterprogrammiert. Dann ist man bald mal Ansprechpartner für diverse Fragen und kann eine ruhige Nummer schieben in der Zeit in der man den Leuten erklärt, wie dies und jenes funktioniert.

    Vielleicht solltest du mal über einen Jobwechsel nachdenken. Firmen sind verschieden. Gibt auch welche die viel Leistung für wenig Geld bieten. Da muss man dann eben seine Konsequenzen ziehen und tschüss sagen.

    * war eine interessante Erfahrung zu sehen, dass in Firmen auch nur mit Wasser gekocht wird. Ich konnte anfangs kaum glauben, wie wenig sich die Mitarbeiter teilweise mit der Sprache (C++) im Detail auskannten, obwohl sie damit jahrelang bereits gearbeitet haben. Const Korrektheit, Smart Pointer, Rule of three, ... Fehlanzeige! Andererseits auch wieder gut für mich - denn ich wusste somit, dass man als halbwegs guter Informatik Absolvent bereits mehr drauf hat als ein Großteil der Programmierer in der Privatwirtschaft.



  • Etwas lange machen heißt ja nicht automatisch, dass man es gut macht. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele nur minimale C++ Kentnisse haben, aber schon viele Jahre dabei sind. Solange der Kunde zufrieden ist, ist ja auch alles ok.



  • Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎



  • Hexler schrieb:

    Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎

    Das sind nur die aus der Uni. 🤡



  • Hexler schrieb:

    Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎

    Algorithmen, Datenstrukturen und zwei Programmiersprachen reichen noch lange nicht um Projekte zum Ende bringen zu können. Ausbildung/Studium bereitet meiner Meinung nach sehr schlecht auf die Welt als Entwickler vor. Das ist irgendwie so, als wenn man eine Lehre nach dem ersten Jahr abbricht und sich dann wundert warum es an Kompetenz fehlt. Die Softwarearchitektur + Softskills an sich sollte den Löwenanteil einer Ausbildung ausmachen. Also wie gehe ich ein Projekt an und bringe es auch in einer gewissen Zeit zum Abschluss. Programmiersprachen und Algos kann ich mir eher selbst beibringen als Projektkompetenzen. Das Informatikstudium ist meine Meinung nach wirklich nur für wissenschaftliches Arbeiten ausgelegt und nur sehr wenig für den Job als Entwickler.

    Aber selbst wenn die Ausbildung toll ist, dann wird der Entwicklung von Software einfach zu wenig Zeit zugestanden. Man soll immer sofort anfangen zu bauen, ohne sich lange Gedanken über das Fundament zu machen. Es müsste umgekehrt sein. Testen und Dokumentation werden auch auf ein Minimum reduziert. So waren jedenfalls meine Erfahrung als ich noch in der IT-Branche war, weiß nicht was sich in den Jahren da jetzt geändert hat.



  • Das Informatikstudium ist meine Meinung nach wirklich nur für wissenschaftliches Arbeiten ausgelegt und nur sehr wenig für den Job als Entwickler.

    was ja auch die eigentliche Aufgabe der Lehre auf der Uni ist: den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden.
    Falls man vor allem an SW Entwicklung in der Wirtschaft interessiert ist, ist vielleicht eine FH die bessere Wahl.

    Aus persönlicher Sicht hat mir die theoretische Ausbildung gut gefallen. Man versteht dann auch gewisse Dinge, und genau dieses Verstehen hat mich damals an die Uni geführt: welche Magie steckt hinter einem Compiler, wie funktioniert KI, ...



  • Alles super interessante Themen, aber wie oft musst du in der freien Wirtschaft einen Compiler entwickeln oder dich mit KI auseinander setzen? Wissen zu erlangen ist immer gut, nur sollte man gut überlegen welches Wissen und in welcher Dosis. Gehen denn wirklich so viele Informatiker in die Forschung?

    Vielleicht ist das ja auch bei angewandter Informatik praxisnäher? Ich habe davon kaum Ahnung, da ich nicht studiert habe. Ich war von Anfang an Autodidakt. Zum Studium fehlt mir leider das Abitur. Na und jetzt bin ich nach 15 Jahren IT eh raus aus der Branche, da ich ausgestiegen bin. Nun ist es nur noch ein Hobby.


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