Was für die Nachwelt erhalten - und wie?



  • Marc++us schrieb:

    Ich denke ein Dump der Wikipedia in allen Sprachen wäre eine schöne Sache aufzuheben...

    Aber die Datenspeicherung ist eine harte Nuss. Metall rostet, Glas zerläuft, man müsste eine Art CD verwenden basierend auf einer Kristallscheibe (Silizium, Diamant), und in diese Scheibe Pits einbringen. Das hält ewig.

    Weiss nur nicht wie man das Lesegerät mitschickt...

    Dochdoch, hab' mal an einem holographischen Speicher mitgewirkt, der ist aber von der Festplattentechnik in mehrerlei Hinsicht überholt worden, aber nicht in der Haltbarkeit der Daten. War nachrangig, deswegen ist das Projekt gestorben.
    Ganz kapiert hab' ich das nicht, weil ich nur mit der Positionierungstechnik des Speichermediums befasst war, aber die FailRate war erst nach mehr als 1000 Jahren auch zu ungünstigen Konditionen ein Problem, soweit ich mich erinnere.
    Uh, aber das Lesegerät transportieren - wie?



  • Hi Nachtfeuer,

    Da fällt mir ein vergleich aus dem Buch Die Reise zum Stern der Beschwingten" ein, als es daran ging, an hand einer gefundenen Spule auf dem Mars deren Umzug auf einen anderen Planeten nachzuweisen:
    "Ein Volk das in der Lage ist in seiner Gesamtheit umzuziehen hinterlässt keine Spulen sondern eien ganzen Planeten als Kulturdenkmal."

    Genau so ist es hier. Âlles was Du wirklich aufheben kannst sind nur die gröbsten Dinge. Du kannst einen Hammer oder eine Zange aufheben, aber keinen Datenträger. Schon ein ausgedruckter Text ist nicht für die Ewigkeit und ein Bild ist nach kurzem verblasst.
    An Stelle von Pyramiden würde ich große abgeplattete Beton-Hohlkugeln verwenden, wie es auch schon für die Lagerung von Radioaktivem Müll angedacht wurde. Die sind robust, und nichts kann ihnen was anhaben, höchstens dass sie etwas hin und herschaukeln. Wenn Du dann noch Redundanz herstellst, ist die darin gespeicherte Information fast für die Ewigkeit.
    Wen Du dann noch die zu speichernden Dinge in Quarzglas einschmilzt, dann kannnicht mal der 3 Weltkrieg daran was ändern.
    Aber wen interessierts? Die können doch dann aus der Analyse unserer Müllberge und Scheißgruben viel mehr über uns aussagen, als durch betrachtung dieses Speichers.

    Gruß Mümmel



  • Sprachen: https://www.welt.de/print-welt/article311862/Forscher-speichern-Sprachen-fuer-die-Nachwelt.html

    Papier und Microfilm sind bewährte Medien. Analog ist einfach überlegen, da optisch lesbar.

    Deutschsprachige Wikipedia in Buchform (3406 Bände): https://netzpolitik.org/2016/internet-ausgedruckt-kuenstler-bringt-deutsche-wikipedia-in-buchform/

    Die englische sind 7600 Bände. 🙂



  • muemmel schrieb:

    Aber wen interessierts? Die können doch dann aus der Analyse unserer Müllberge und Scheißgruben viel mehr über uns aussagen, als durch betrachtung dieses Speichers.

    Das ginge vielleicht auch, nur, für wie lange? Viel Müll wird ja heutzutage auch verbrannt.
    Mich selbst haben Belege als Fenster in die Vergangenheit immer wieder begeistert. Je weniger Interpretation notwendig, desto besser eigentlich.
    Der Stein von Rosetta z.B. ist über 2000 Jahre alt, wurde aber erst vor ca. 200 Jahren gefunden.
    Oder auch interessant die Bibelarcheologie: Sie verrät u.a. dass bei diesem Text (die Mauern von Jericho)
    http://www.bibleserver.com/text/ELB/Josua6 die Autoren zu Lebzeiten auch nur Ruinen gesehen haben bzw. die Ruine selbst vermutlich auch eine Art Touristenattraktion zu dieser Zeit war.
    Oder denk einfach an die Pyramiden oder die Stadt Petra oder die vielen Original Dokumente zum 30 Jährigen Krieg oder an neuere Originaltexte, die man zum Glück auch noch in vielen Unibibliotheken und auch im Internet finden kann.



  • Hi Nachtfeuer,

    aus meiner Sicht war der größte Verlust der Menschheit in ideeller Sicht der Brand der Bibliothek von Alexandria. (so es ihn wirklich gegeben hat und er nicht nur eine Erfindung ist). Was da an Zeugnissen früher Kultur verbrannt ist, ist nicht wieder zu holen.

    Aber das ist der Nachteil von Papier. Es ist brennbar, und wenns nicht verbrannt, dann zerfällt es. Papyrus und Pergament sind da wesentlich besser, nur darum haben sich die aten Originale erhalten.

    Hohe Speicherdichte verträgt sich nicht mit langer Lebensdauer. Bilder in Kupferfolien ritzen und in Glas einschmelzen. Siliziumdioxid gravieren, ...

    Auf N24 oder wars NTV kam mal ne Serie, was wäre wenn heute mit einem Schlag der Mensch verschwinden würde. schon nach wneigen Jahren wären alle Städte völlig verrottet, und nach wenigen 10 Jahren wären ausnahmslos alle Gebäude bis auf die grundmauern zerstört.

    Gruß Mümmel



  • Also, mit Papier ist das so eine Sache: Die heutigen Mischungen zersetzen sich im Lauf von ein paar Jahrhunderten nahezu vollständig, liegt an den Bleichungsmitteln. Auf Papyrus krickeln?

    Und was sind schon 5'000 Jahre? Ein Furz angesichts der Menschheitsgeschichte von ca. 2 Mio Jahren, auf die wir sie grob ansetzen. Da halten Plutoniumabfälle länger.

    Für welchen Fall vor allem? Die Kultur auf den Osterinseln hat sich als damals weitgehend abgeschlossenes Ökosystem selbst vernichtet, deswegen war sie so lange geheimnisvoll. Die Menschen dort haben sich selber zur Kümmerexistenz zusammengestutzt, weiss man heute.
    Wir sind nun planetar so weit, das selbe nachzuvollziehen, wem gegenüber willst Du mit einer gloriosen Vergangenheit prahlen?

    Weiss nicht, ob die Verbaggerung des GG im Schwarzwald dich zu dem Beitrag angeregt hat, ich finde Archäologie auch sehr interessant, aber der Schluss, dass der Mensch aus der Geschichte lernt, dass der Mensch aus der Geschichte nichts lernt, wird für mich mit jedem Fund greifbarer.
    Insofern eine Nutzlos- Wissenschaft.



  • Im Irak gibt es (oder gab es?) jede Menge (unausgegrabener) Tontafeln z.B. in Sumpfgebieten vor Bagdad. Seit den Irakkriegen habe ich aber nicht mehr allzuviel darüber gelesen oder gehört.
    Beispielsweise so was:
    http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19409-2015-10-13.html

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.



  • nachtfeuer schrieb:

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.

    Ja, schön, aber wen interessiert's? Keine Sau.
    Ich habe schon ein paarmal darzulegen versucht, dass das Ende der Antike eigentlich von Ostrom ausging, aber glaubst Du, einer hätte nachgefragt oder das vehement in Zweifel gezogen?
    Pustekuchen!


  • Mod

    muemmel schrieb:

    Bilder in Kupferfolien ritzen und in Glas einschmelzen.

    Vergiss das mit dem Glas... Glas ist eine Flüssigkeit. Dann schon ein Kristall.

    Aber das ist natürlich sehr überschaubar... man müsste also die Bauanleitung für das Lesegerät auf diese Kupferfolien ritzen. Dann kann man es nachbauen...


  • Mod

    pointercrash() schrieb:

    nachtfeuer schrieb:

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.

    Ja, schön, aber wen interessiert's? Keine Sau.

    Das würde ich nicht sagen. Viele Leute interessieren sich dafür... leider ist gerade für Techniker oftmals nicht viel "alte" Geschichte erhalten, das beginnt erst so mit Leonardo. Aber die Baumethodik der Römer, Pyramiden ;-), das sind doch starke Geschichten.

    Aber Verwaltungssystematik des Oströmischen Reichs... *gähn* verstehe ich, das ist bisschen zäh.



  • Marc++us schrieb:

    Viele Leute interessieren sich dafür... leider ist gerade für Techniker oftmals nicht viel "alte" Geschichte erhalten, das beginnt erst so mit Leonardo. Aber die Baumethodik der Römer, Pyramiden ;-), das sind doch starke Geschichten.

    Aber Verwaltungssystematik des Oströmischen Reichs... *gähn* verstehe ich, das ist bisschen zäh.

    Halt, vermutl. falsch aufgefasst. Mein Prof für HF- Technik war fast jedes WE im ägyptologischen Museum in M zu finden und wenn nicht, hat er irgendwas von den Ägyptern im Keller nachgebastelt. Aber das ist ein reichlich exklusiver Kreis.
    Verwaltungssystematik ist zwar nicht so aufregend wie Berichte über Schlachten, aber es gibt über das tägliche Leben fast besser Auskunft als irgendwelche Heldenstories über Baumeister, die nirgendwo sonst wiedergegeben werden.
    Sie gibt Auskunft über etliche Finanzkrisen und die Ansätze, sie zu beheben, steckt eigentlich alles drin.
    Eigentlich eine Abfolge unendlicher Blödheit aber immerhin die Erkenntnis, dass die Welt noch nie an einer Finanzkrise gestorben ist.

    Unterschätze das Potential von Verwaltungsakten nicht, wollte ich damit gesagt haben.



  • Wir sollten auch an biologisches Material denken. Wer weiß, welche Möglichkeiten zukünftige Menschen haben. Jurassic Park ist dann vlt. eine Kleinigkeit.



  • Erhard Henkes schrieb:

    welche Möglichkeiten zukünftige Menschen haben.

    Ah, Du redest von Menschen?



  • Wenn man über Jahrtausende konservieren will, bleibt ja im Grunde nur ein autonomes, sich selbst regenerierende Habitat.
    Ich bin zuversichtlich, dass in Zukunft die Nanotechnologie in Verbindung mit einer wenig komplexen KI hier eingesetzt werden kann.
    Das System muss Schäden reparieren und/oder Daten kopieren können.
    In jedem Fall wird eine begrenzte Lern- oder Anpassungsfähigkeit benötigt, um etwaigen Interessenten aus der Zukunft einen leichten Zugriff auf das System gewähren zu können.

    Werden die Daten biologisch gespeichert, besteht die Möglichkeit einer ungewollten Evolution, was den Informationsgehalt ändern würde - wie aus der Natur bekannt, träfe das sowohl auf Reparatur, als auch auf Vervielfältigung zu - vielleicht hätte Hitler dann keine Schnurrbart mehr ... oder Mohammed wäre eine Frau ... das will ja niemand 🤡
    Natürlich gilt: eine synthetische DNS Sequenz wäre sehr wohl möglich, allerdings muss ja auch die Anleitung irgendwie zugänglich gespeichert werden. Sonst müssten die Forscher der Zukunft wohl so etwas wie das HGP ins Leben rufen.
    Tatsächlich sehe ich nicht einmal das reine Abspeichern bzw. Konservieren der Daten als Problem, sonder deren korrekte Interpretation.

    Theoretisch könnte man eine neue Hunderasse züchten, denen man diese Informationen ins Erbgut einschleust.



  • Theoretisch könnte man eine neue Hunderasse züchten, denen man diese Informationen ins Erbgut einschleust.

    Könnte man da wirklich die gesamte englische Wikipedia abbilden? Wenn ja, müsste man diesen Teil vor Mutationen schützen. Vielleicht befindet sich das Wissen aus alter Zeit in unserer DNA? Hat da überhaupt schon jemand nachgeschaut? Vielleicht werden diese Daten als unnützes Zeugs aus alter Vorzeit angesehen? 😃

    http://www.wissensschau.de/genom/nicht_codierende_dna.php <-- Beispiel



  • Die BRD sorgt, wie bereits angesprochen, auf diese Weise (Barbarastollen, seit 1975 "Langzeitarchiv") für eine nachhaltige Datensicherung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/im-barbarastollen-das-grundgesetz-lagert-sicher-400-meter-tief-im-schwarzwald_id_6021722.html

    Methode: Mikrofilm, luftdicht verschlossene Edelstahlfässer


  • Mod

    Weltraum? Eine Sonde in Umlaufbahn um die Sonne sollte für Millionen von Jahren halbwegs stabil im Orbit bleiben. Man hätte stärkere ionisierende Strahlung, aber dafür wird man alle anderen Datenträgerkiller (Wasser, Sauerstoff, Geologie, Menschen, ...) los. Wenn man nur noch auf die Faktoren "Strahlenfestigkeit" und "Speicherdichte" optimieren muss, sollte es einfacher sein, einen passenden Datenträger zu finden. Vermutlich wäre so etwas wie eine CD ganz gut, großflächige, robuste Oberflächenstrukturen, aber ausreichend kompakt, dass es möglich sein sollte, alles Wesentliche auf ca. 1000 Stück unterzubringen.

    Nachteil ist, dass eine eventuelle Nachfolgezivilisation, die es schafft, so eine Sonde wieder zu orten und zu besuchen, mindestens wieder auf unserem jetzigen technischen Stand wäre, und unser Wissen gähnend langweilig fände. Das wäre eher etwas für die Historiker.



  • Ja dann müsste man so wie in vielen SF- Romanen beschrieben Fährten auslegen.



  • Ich würde zu gerne die Gesichter der Typen sehen, wenn sie die Sonde, die um die Sonne kreiste "auspacken", und dann eine Kaffeemaschine drin finden.

    In Enterprise Next Generation kam mal eine gute Idee, allerdings sehr einfach umgesetzt:
    Ein Informationsstrom einer fremden Sonde lässt Picard ...oder besser: versetzt ihn in ein anderes Leben, dass er tatsächlich, so scheint es, auch (zum Teil) durchlebt.
    Aber nachdem er dann alt geworden ist und stirbt*, endet der Informationsstrom der Sonde und Picard wacht wieder auf und war angeblich nur einen Moment nicht ansprechbar.
    Diese Art von "Informations"-Übertragung hat natürlich auch seinen Reiz.
    Aber in diesem anderen "Leben" lernt er auch Flöte spielen und diese Flöte aus dem anderen Leben war auch mit in der Sonde beigelegt. Verlernt hatte er das Flötespielen hinterher scheinbar auch nicht, also auch ziemlich nette Lernmethode? Wie auch immer, die Serie selbst so la la, die Idee ziemlich gut.

    *edit: Das Ende von Picards anderem Leben war, glaube ich, nicht sein Tod in dem anderen Leben. Er war da zwar schon alt und klapprig, aber der Auslöser vom Ende der Sequenz war wohl der in dem anderen Leben erlebte Raketenstart (der Sonde?).

    Mir ist noch eine andere Sendung eingefallen, die fand ich auch ziemlich interessant, das war wo Seven of Nine in "Raumschiff Voyager" in einem (uralten) Shuttle bzw. von einem "Astronauten" Tagebuchaufzeichnungen anhört/kopiert.
    (hier war der Inhalt nicht so spektakulär, dafür aber vielleicht realistischer und auf jeden Fall spannender).



  • Hi Nachtfeuer,

    nachtfeuer schrieb:

    Verlernt hatte er das Flötespielen hinterher scheinbar auch nicht, also auch ziemlich nette Lernmethode? Wie auch immer, die Serie selbst so la la, die Idee ziemlich gut.

    Leider nur ei schöner Traum, denn gerade das Beherrschen eies Musikinstrumenst ist mehr als nur wissen wie. Da hängt sehr viel körperliches Training dran, bis man ein Instrument spielen, also praktisch per Autopilot im Blindflug bedienen kann. Es reicht nicht, zu wissen, dass die Finger jetzt da hin gehören, sondern sie müssen aus einer zügigen Bewegung genau an der richtigen Stelle landen (zB. am Klavier oder auf dem Griffbrett einer Gitarre oder Violine) und für sehr viele Griffe ist jahrelange Übung erforderlich, um erst mal die nötige Beweglichkeit in die Finger zu bekommen.
    http://digilander.libero.it/chitarristi/foto%20chitarristi/Emilia%20Segovia.jpg
    Und dann noch zusätzlich das gleichzeitie Multitasking zwischen beiden Händen und zum Teil noch (Orgel, Schlagzeug) beider Füße wo man zum Teil noch unterschiedliche Takte spielt.

    Gruß Mümmel


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