Wieviele Worte pro Satz in einer Rede?
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Dieser Artikel hier und auch die Zunahme vereinfachter Nachrichten stimmen nachdenklich bezüglich der Aufnahmefähigkeit von Zuhörern und Lesern.
Beim Reden soll man Sätze mit sieben Worten bilden, so die Regel. Baumann (Bayer-Chef) bildete Bandwurmsätze mit ca. 16 Worten, ein Beispiel sogar mit 43 Worten (siehe Artikel). Da könne niemand folgen, und daher fehlt die Zustimmung. Puh!
Ist es wirklich so schlimm, dass man nur noch einfach SPO Sätze bauen kann? Wie macht ihr das in eurer Kommunikation? Wie geht es euch beim Zuhören und Lesen? (diese Frage hat schon acht Worte)
Verwendet ihr die Regeln vereinfachter Sprache?
Warum verblöden die Leser/Zuhörer?Vielleicht ist chinesisch die Sprache der Zukunft?
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wenn du dir die alten schinken von reichsminister dr. goebbels anhörst, also das hier z.b. https://www.youtube.com/watch?v=i8TDbz2FKIg, dann wirst du feststellen, dass sowohl die leute vom handelsblatt, als auch herr baumann einfach keine ahnung davon haben, wie man das anstellt, dass die leute einem zuhören und das gesagte auch verstehen. edit: also nur so aus psychologischer betrachtungsweise bezüglich bequatschen von totalen hohlbratzen.
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Goebbels, der zum Schluss als Hauptdrahtzieher des nationalsozialistischen Regimes sich und seine Familie tötete, arbeitet bei dieser sehr emotionalen Rede vor allem mit seinem linken Arm als Unterstützung. Er arbeitet wie ein Musiker mit Onbeat/Offbeat. Interessante Technik.
Ich denke aber nicht, dass man diesen geballten Irrsinn in die heutige Zeit als Vergleich transportieren kann. Mir selbst ist übrigens seit frühester Jugend nur die berühmte, schwachsinnige 5-Wort-Frage "Wollt ihr den totalen Krieg?" in Erinnerung geblieben, vielleicht weil ich nie verstand, was "total" hier überhaupt bedeuten soll. Man muss also kurz, radikal und in Rätseln reden und bereit sein, von der Weltbühne abzutreten.
Warum erinnert mich das an Donald Trump?
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Da hilft ein Blick in den Duden:
in einem bestimmten Bereich, Gebiet, Zustand o. Ä. ohne Ausnahme alles umfassend; in vollem Umfang; vollständig
Soweit ich weiß, wollte man damit ein vorzeitiges Aufgeben/Kapitulieren verhindern und die gesamte Bevölkerung in den Krieg hineinziehen.
Aber er bildet z.B. zwar lange Sätze, macht aber nach einzelnen Satzgliedern immer eine kurze Pause: "Seid ihr entschlossen ... dem Führer ... Adolf Hitler ..."
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Früher waren die Leute aufnahmefähiger, es gab ja auch noch kein Internet.
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Ja, das kann gut sein. Es kommt natürlich drauf an, worums geht und wie wichtig mir das ist, aber ich hab sehr oft von vornherein keine Lust, mich auf irgendwas einzulassen. Wenn ich in den ersten 2-3 Sekunden nicht verstanden habe, worums geht, oder die gesuchte Antwort nicht gefunden habe, brech ich meist ab und schau woanders. Bei gesprochenen Texten ist es ganz ähnlich.
Als ich klein war und noch kein Internet kannte, war das noch anders. Kann natürlich auch mit anderen Faktoren zusammenhängen, wie z.B. dem Alter ^^ Es spielt aber denke ich auf jeden Fall auch die Erfahrung mit rein, dass es sehr viele Informationen gibt, sehr viel davon Quatsch ist und man keine Zeit damit vergeuden sollte, und man konditioniert sich darauf, die Informationen "schnell" zu verarbeiten. Und das funktioniert halt nicht immer.
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@Provieh-Programmierer sagte in Wieviele Worte pro Satz in einer Rede?:
Früher waren die Leute aufnahmefähiger, es gab ja auch noch kein Internet.
Unsinn. Goebbels-Reden waren ja kein Diskussionforum. Die Rede wurde aufgenommen und ist vermutlich mehrheitlich auf fruchtbaren Boden gefallen. Bei Pegida-Demos oder bei den Demos im Hambacher-Forst war es im Grunde genauso. Einer redet, alle sind einverstanden.
Mit Aufnahmefähigkeit hat das wenig zu tun, wenn man gesagt bekommt was man hören will.
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Unsinn?
Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sinkt immer weiter. Eine neue Studie bestätigt nun diese Vermutung – und liefert eine Erklärung für das Phänomen.
Kleiner Test: Schaffen Sie es, diesen Text bis zum Schluss zu lesen? Rund 320 Wörter liegen vor Ihnen, etwa anderthalb Minuten Ihrer Zeit wird dieser Artikel beanspruchen. Zu viel? Dann sind Sie nicht allein. Denn eine Studie der Technischen Universität Dänemarks hat nun herausgefunden, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer weiter sinkt.
«Die negativen Auswirkungen von Sozialen Medien und einer schnelllebigen Nachrichtenwelt auf unsere Aufmerksamkeitsspanne werden seit Jahren diskutiert», so die Autoren. Bislang habe es dazu allerdings keine emprischen Studien gegeben. Die im Magazin «Nature Communications» veröffentlichte Arbeit zeige nun, dass die Aufmerksamkeitsspanne tatsächlich immer weiter sinke – nicht nur in den Sozialen Medien.
«Es hat den Anschein, als könnten wir uns nur auf eine bestimmte Menge von Dingen konzentrieren und dass immer mehr Dinge um diese Aufmerksamkeit konkurrieren», erklärt Professor Sune Lehmann von der Technischen Universität Dänemarks. «Dies unterstützt die Behauptung, dass es beispielsweise immer schwieriger ist, der schnelllebigen Nachrichtenwelt zu folgen.»
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Hi,
ein ehemaliger Chef von mir hat mal (bezogen auf wissenschaftliche Vorträge) gesagt:
20 % müssen Sachen sein die die Zuhörer schon kennen, damit sie sagen "ja das kenne ich auch so, der Mann hat recht".
70 % müssen sachen sein, die neu sind, aber die die Zuhörer verstehen. Dann sagen sie "da haben wir was gelernt".
10 % müssen so sein, dass sie von den Zuhörern nicht verstanden werden, dann sagen sie "das ist echte Wissenschaft, der hat wirklich was drauf".
Klingt etwas überspitzt, aber es ist wirklich was dran.Im übrigen ist die absolute Wortzahl nicht so wichtig. Wenn sich der Satz in einzelne Teilsätze zerlegen lässt, die durch kurze Pausen getrennt werden (siehe Göbbels) ist es trozdem verständlich.
Wichtiger als kurze Sätze erscheint mir eine Modulation der Satzlängen. Wenn alle Sätze 7 Worte haben, dann Pause und der nächste Satz, dann schalten die Zuhörer spätestens nach dem 10. Satz ab.
Kann mich da an ein sehr negatives Beispiel aus meinem alten Betrieb erinnern. Ein Satz mit 7-8 Worten im Tonfall einer knarrenden Tür, Pause der nächte Satz mit 7-8 Worten rausgeknarrt...
Da hat nicht einer aufgepasst.Aus meiner Sicht ist es Optimal, die wirklich wichtigen Basiselemente mit möglichst kurzen Sätzen zu präsentieren (ein Würfel hat 8 Ecken) und dann mit längeren Sätzen die Erläuterungen dazu geben. Dazu noch ein wenig Modulation der Stimme, damit die Zuhörer merken, was Grundelemente sind und was Erläuterungen.
Wenn man frei spricht, dann erreicht man im allgemeinen schon dadurch, dass man sich nicht in ellenlangen Bandwurmsätzen verheddert.
Wenn man die Rede dagegen vorschreibt, dann wirds keine Rede, sondern eine vorgelesene Schreibe.Vor allem die Zuschauer ansehen. Auf sie reagieren. Mitkriegen wie jeder einzelne reagiert und darauf eingehen. Optimal ist, wenn jeder einzelne am Ende der Meinung ist du hättest ganz allein für ihn gesprochen.
Gruß Mümmel
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Ich habe auch gelernt, dass, insbesondere in schriftlicher Rhetorik, die Satzlänge im Sinne der Inkonzinnität sehr bewusst variiert werden muss. Kurze Sätze separieren längere, allzu lange Sätze sind zu vermeiden.
Man merkt die von @muemmel aufgezeigte Verteilung sehr gut bei erfolgreichen YT Rednern wie Jordan Peterson. Er beginnt immer mit Sachverhalten, die jeder nachvollziehen kann, und arbeitet sich durch etwas psychoanalytisches Repertoire wo noch irgendwie jeder mitkommt. Dann fängt er an mit seinen Thesen. Sehr tückisch.