Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen
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Guten Abend,
meiner Meinung nach streben Logik und Moral dann auseinander, wenn es um die Wehrpflicht geht:
- Frauen sind grundsätzlich gleichberechtigt, das heißt, haben die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer auch (das mit der Fortpflanzung klammern wir jetzt mal aus),
- demnach ist es nur logisch, dass die Wehrpflicht auch für Frauen gelten sollte,
- dafür müsste aber erst das GG geändert werden,
- und das wiederum, so denke ich, widerspricht den Moralvorstellungen vieler.
Ist meine Argumentation schlüssig, also entspricht sie dem, was viele denken? Und wie lässt sich diese Divergenz aus philosophischer Sicht begründen?
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Du drückst dich sehr ungenau aus.
Ich denke dein Argument geht so ähnlich:
Prämisse P1: Männer haben die Pflicht Wehrdienst zu leisten
Prämisse P2: Die Moral fordert dass Personen die gleiche Recht haben, auch gleiche Pflichten haben sollte
Prämisse P3: Männer und Frauen sind gleichberechtigt
Prämisse P4: Die Moral fordert dass Frauen nicht verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leistenAus (P1) und (P2) folgt: Die Moral fordert dass Personen die die selben Rechte wie Männer haben, auch verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten
Nehmen wir P3 dazu, folgt daraus: Die Moral fordert dass Frauen auch verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten.
Nehmen wir jetzt noch P4 dazu, dann haben wir: Die Moral fordert sowohl dass Frauen verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten, als auch dass Frauen nicht verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten.
D.h. die Moral stellt Forderungen die sich widersprechen. D.h. die Moral ist in sich widersprüchlich.
Das funktioniert aber nur, wenn wir P1 und P3 als gegebene, unveränderliche Tatsachen ansehen. Bzw. auch nur zum Teil. Denn das macht die Moral nicht in sich widersprüchlich. Um den Widerspruch zu erzeugen bedarf es der von Aussen kommenden Tatsachen P1 und P3. D.h. die Moral ist nicht in sich widersprüchlich, sie "passt" nur nicht zu den angenommenen Tatsachen. In der Realität sind aber weder P1 noch P3 unveränderlich. Eine Möglichkeit den Widerspruch aufzuheben wäre also P1 oder P3 zu ändern. Easy Fix: Männer vom Wehrdienst befreien.
Oder anders gesagt: Um eine in sich widersprüchliche Moral zu bekommen, müsste man P1 und P3 zu moralischen Forderungen erklären.
Davon abgesehen gibt's noch andere Probleme. z.B. dass Moral sehr subjektiv ist. So salopp und schwammig wie oben formuliert, kann ich z.B. weder P2 noch P4 akzeptieren. Und die faktischen Annahmen P1 und P3 auch nicht.
P1 stimmt zumindest in D und Ö nicht, da es Alternativen zum Wehrdienst gibt. Und Frauen zu "Wehrdienst oder Alternative" zu verpflichten ist nicht das selbe wie sie zum Wehrdienst zu verpflichten, und führt daher zu keinem Problem mit P4.
Und ob ich P3 akzeptieren kann kommt eben sehr darauf an was damit genau gemeint sein soll. Frauen und Männer haben auf jeden Fall effektiv nicht die selben Möglichkeiten -- auch nicht wenn man "das mit der Fortpflanzung" ausklammert. Gesetzlich passt die Gleichberechtigung vermutlich noch am ehesten. Nur selbst da bin ich mir nicht 100% sicher.
Ist meine Argumentation schlüssig, also entspricht sie dem, was viele denken?
Ob ein Argument schlüssig ist oder nicht, hat nichts damit zu tun ob es dem entspricht was viele denken. Entweder es ist schlüssig oder nicht. Was Leute denken ist nur relevant wenn es darum geht ob sie die Prämissen akzeptieren.
Und wie lässt sich diese Divergenz aus philosophischer Sicht begründen?
Welche Divergenz? Und was meinst du mit begründen? Das ganze Gefühlsgedöns, und dazu zählt mMn. auch die Moral, ist bei den wenigsten Menschen widerspruchsfrei.
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@hustbaer sagte in Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen:
Du drückst dich sehr ungenau aus.
Ich denke dein Argument geht so ähnlich:
Prämisse P1: Männer haben die Pflicht Wehrdienst zu leisten
Prämisse P2: Die Moral fordert dass Personen die gleiche Recht haben, auch gleiche Pflichten haben sollte
Prämisse P3: Männer und Frauen sind gleichberechtigt
Prämisse P4: Die Moral fordert dass Frauen nicht verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leistenAus (P1) und (P2) folgt: Die Moral fordert dass Personen die die selben Rechte wie Männer haben, auch verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten
Nehmen wir P3 dazu, folgt daraus: Die Moral fordert dass Frauen auch verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten.
Nehmen wir jetzt noch P4 dazu, dann haben wir: Die Moral fordert sowohl dass Frauen verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten, als auch dass Frauen nicht verpflichtet sein sollten Wehrdienst zu leisten.
D.h. die Moral stellt Forderungen die sich widersprechen. D.h. die Moral ist in sich widersprüchlich.
Lässt sich aber einfach auflösen indem wir einen Ersatzdienst wie Zivildienst oder THW dazu nehmen. Für mich gilt auch: Wenn es einen Zwangsdienst geben muss, dann für alle.
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@Tyrdal sagte in Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen:
indem wir einen Ersatzdienst wie Zivildienst oder THW dazu nehmen.
Jaa, das meinte ich.
Wenn es eine Pflicht gibt, wenn auch eine in milderer Form, also mit Zivildienstalternative, dann sollte diese für alle gelten.
@hustbaer sagte in Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen:
Welche Divergenz?
Ich meinte die Widersprüchlichkeit der Aussagen/Prämissen.
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@Tyrdal sagte in [Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen](/
Lässt sich aber einfach auflösen indem wir einen Ersatzdienst wie Zivildienst oder THW dazu nehmen. Für mich gilt auch: Wenn es einen Zwangsdienst geben muss, dann für alle.
Ja, klar. Ich hab ja auch geschrieben:
P1 stimmt zumindest in D und Ö nicht, da es Alternativen zum Wehrdienst gibt.
Ich wollte demonstrieren wie ein logisches Argument inetwa funktioniert. (Es würde mich nicht wundern wenn ich dabei auch ein paar kleine Fehler gemacht hätte, bzw. noch zu ungenau war. Bzw. ich gehe sogar davon aus. Aber ich denke ich bin deutlich näher dran als der OP.)
Bzw. ging es mir auch darum zu zeigen dass nix sinnvolles dabei raus kommt, wenn man so schwammig und formlos "argumentiert". Obwohl es für viele Leute logisch klingt/wirkt.
Also man kann entweder labern und eine Meinung haben. Dann sollte man sich aber nicht auf Logik berufen. Oder man kann versuchen ein "sauberes" logisches Argument zu konstruieren. "Das ist ja wohl logisch" hört man einfach im Alltag so verdammt oft, in Situationen, wo gar nichts logisch ist.
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@hustbaer sagte in Divergenz von Logik und Moral am Beispiel der Wehrpflicht für Frauen:
verdammt oft, in Situationen, wo gar nichts logisch ist.
Wenn ich das so scharf formuliert geschrieben hätte ... dann wäre ich sofort gesperrt worden.