1984 - Interpretationsproblem



  • So, ich habe gerade 1984 zu Ende gelesen. Ein wirklich super Buch, spannend von Anfang bis Ende und bietet viele philosophische Denkanstöße. Wer's noch nicht gelesen hat, sollte es vielleicht mal in Erwägung ziehen!

    Nun aber zu meinem Problem:
    Am Ende kommt ja diese Siegesnachricht über die Teleschirme. Wieso ist das der Moment, an dem Winston beginnt den Großen Bruder zu lieben? Ich versteh diesen Punkt nicht so ganz. Google brachte mir da bisher auch keine Erleuchtung.
    Ich bin eigentlich sehr verwundert über diese Stelle, da ich doch das ganze Buch sehr verständlich (wenn auch trotzdem teilweise kompliziert) fand und ich keine Probleme hatte, die verschiedensten Ansichten darin nachzuvollziehen.
    Vielleicht kann mir da jemand auf die Sprünge helfen? Ich kann mir echt nicht erklären, warum durch diese Nachricht, die Winston ja eigentlich enttäuschen sollte, der tiefe Hass dem großen Bruder gegenüber plötzlich gebrochen wird...



  • Der Clou ist doch, das Winston während seiner Gefangenschaft einer Gehirn-Wäsche unterzogen wird.
    Und von da an ist er treuer Anhänger des Regimes.
    Das ist doch der traurige Schluss.
    All diese ganze Widerstands-Mühe war vergebens, und von vorne-herein zum Scheitern verurteilt, weil alles ein abgekartetes Spiel war.
    Oder hab ichs falsch verstanden? (ist schon ne Weile her das ichs gelesen hab)



  • Ja, das ist mir schon klar. Aber am Ende, nach der Gehirnwäsche, hasst er den Großen Bruder nach wie vor! Ihn zu lieben ist ja die Bedingung dafür, dass er erschossen wird. Warum aber ausgerechnet diese Meldung dafür sorgt, dass er ihn liebt, das versteh ich nicht.



  • Ich bin mir zwar auch nicht mehr 100%ig sicher, aber ich würde mit scrontch übereinstimmen.

    Es ist alles vorher von den Typen eingefädelt worden. Das Buch das Zimmer usw.

    Er wird gebrochen als er seine Freundin (Name ist mir entfallen) verrät.



  • Aber am Ende, nach der Gehirnwäsche, hasst er den Großen Bruder nach wie vor! Ihn zu lieben ist ja die Bedingung dafür, dass er erschossen wird

    Häh? Da muss ich was überlesen haben.



  • "Seit jenem ersten Tag im Ministerium für Liebe hatte sich vieles in ihm verändert, doch die endgültige, unerläßliche, heilende Wandlung hatte sich erst jetzt, in diesem Moment vollzogen."

    Das ist genau, nachdem die besagte Siegesmeldung über Eurasien in Afrika über die Teleschirme kam.

    Die letzten Sätze dann, als er schon die Kugel im Kopf hat: "Aber jetzt war es gut, es war alles in Ordnung, der Kampf war zu Ende. Er hatte sich selbst überwunden. Er liebte den Großen Bruder."

    Warum verdammt nochmal, fängt er plötzlich an, ihn zu lieben? Die Siegesmeldung ist doch eigentlich gar kein Anlass dazu!



  • Hmm, ich muss das Buch heut Abend wohl nochmal rauskramen.
    Hab gar nicht mehr in Erinnerung dass er stirbt?!?
    Ich dachte es hört damit auf, dass er regime-treu, mit täglich einigen Gläsern "Gin der Freiheit", dahinwegetiert.



  • scrontch schrieb:

    Hab gar nicht mehr in Erinnerung dass er stirbt?!?

    Hmm, hab jetzt auch nochmal nachgeschaut. Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob er stirbt, oder nicht.
    O'Brien hat schließlich oft genug gesagt, dass er eleminiert werden wird, sobald er geheilt ist. Die Kugel, scheint wohl doch nur ein kurzer Tagtraum von ihm zu sein. Mag sein, dass er tatsächlich noch lebt am Ende, aber konsequenterweise müsste er ja nun getötet werden, er ahnt es ja auch schon.

    Gut, sein Tod scheint wohl nicht explizit erwähnt zu werden, aber trotzdem frage ich mich nach wie vor, warum er den GB plötzlich liebt!?



  • Ich denke es ist so zu verstehen, dass die ewige Propaganda es schlussendlich doch geschafft hat seine Meinungzu ändern. die Meldung über den sieg war vermutlich nur der letzte tropfen ins volle fass.

    -junix


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