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Ich denke das liegt "an allem ein wenig".
Erstens hat man mit zunehmendem Alter schon vieles gesehen, so das aufgewärmte alte Ideen langweilig wirken.
Zweitens ist die Unterhaltungsbranche sehr risikoscheu geworden und setzt lieber auf altbewährte Rezepturen, die schonmal funktioniert haben. Das funktionert selbstverständlich besser bei einer jüngeren Generation, die das alles zum ersten mal sieht.
Einen dritten Faktor sehe ich in der gesellschaftlichen Entwicklung. Für Kreativität und wirklich neue Ideen braucht es unangepasste Freidenker - Leute, die sich auch mal trauen von den ausgetretenen Pfaden abzuweichen. Ich diese sind Gesellschaftlich eher auf dem Rückzug und auch nicht gerade diejenigen, die in hierarchischen Unternehmensstrukturen nach oben gespült werden. Wenn man in großen Unternehmen Karriere machen will, sollte man besser ein konformer Jasager sein, der sich gut verkaufen kann. Fachliche Fähigkeiten sind zwar auch erforderlich, im Vergleich zu Selbstvermarkungsqualitäten aber eher zweitrangig.
Nun ist es so, dass gerade große Blockbuster-Produktionen von großen Unterhaltungskonzernen gestemmt werden, die mittlerweile eben auch eine solche Unternehmenshierarchie haben und wo jede Menge Teams auf verschiedensten Ebenen etwas zu sagen haben, wie das fertige Produkt letztendlich aussehen soll.
Hinzu kommt, dass es heute für echt jede Thematik irgendeinen Twitter-Mob gibt, der sich darüber aufregt. Was erwartet man also was dabei herumkommt, wenn ein viel zu großes Kommitee einen massentauglichen Film produzieren will und damit bloss nirgendwo anecken will? Genau solche langweiligen und weichgespülten Produktionen, auf die du in deinem Beitrag wahrscheinlich ansprichst. Wenn man der Kreativität derart enge Grenzen setzt und möglicherweise auch noch angepasste Karrieristen an den Schalthebeln sitzen hat, kann m.E. nur fades Zeug dabei herauskommen.
Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder. Bei Netflix fand ich z.B. die deutsche Serie "Dark" recht kreativ und gut erzählt. Netflix ist aber auch lange mit de Gießkannenprinzip vorgegangen. Jede Menge Mist aber zwischendurch kommtmal was gutes bei rum. Auch denke ich, dass dort öfter mal Produktionsfirmen "von der Gießkanne beglückt werden" in denen eben nicht die o.g. Unterehmenskultur vorherrscht. Wenn, dann findet an sowas auch eher bei kleineren Unternehmen.
Ansonsten lohnt es sich eine ich mal auch abseits des - vor allem hollywood-zentrierten Mainstreams zu schauen, wie z.B.die französische Produktion, die du erwähnt hast. Ich selbst schaue z.B. in letzter Zeit ziemlich viel Anime und finde da jede Menge origineller Geschichten, die ich nicht schon zigmal gesehen habe (in der ein oder anderen Form). Klar gibts da auch ne Menge Mist, so viel wie dort raugehauen wird, aber für meinen Geschmack empfinde ich das allgemeine Niveau als deutlich höher. Da finde ich sogar hin und wieder Musik die mir gefällt - immerhin wird die Anime-Plattformauch zur Musik-Vermarktung genutzt. Und das, obwohl ich deine Meinung über zeitgenössiche westliche Musik teile - zumindest das, was ich bei Autofahrten im Radio zu hören beomme.
Die von dir erwähnte "Descision Fatigue" ist natürlich auch noch ein gewichtiger Faktor. Die Filme mit dem besten Marketing findet man natürlich eher, aber das sind nicht unbedingt die besten Filme, sondern lediglich diejenigen, in die die meiste Kohle gesteckt wurde. Das ist wahrscheinlich ein Grund, weshalb ich bei gerne bei Anime (-Serien) stöbere. Die kurzen Folgen von 20 Minuten (und oft auch kurze Serien mit nur 12 Folgen) machen es leichter, einfach mal auf gut Glück in die erste Folge reinzuschauen. Bei nem 2-stündigen Film merkt man wenn man Pech hat vielleicht erst in er Mitte dass der einfach Scheisse ist und da nix mehr kommt