Schule



  • Gregor schrieb:

    Also: Wo sind Deine sachlichen Argumente? Ich gehe davon aus, dass Du den musischen Fächern positiv gegenüberstehst. Warum? Was haben die für einen Nutzen?

    Nur mal so aus Interesse: Wann hast du das letzte Mal eine Oper von Innen gesehen? Denn das, was man nicht kennt und nicht mag, zu verachten, ist etwas arg einfach. Versteh mich nicht falsch. Ich bin auch für eine Verbesserung der naturwissenschaftlichen Bildung. Ich finde es nur etwas merkwürdig, dass du dich so auf Musik und Kunst stürzt und nach deren Nutzen fragst. Was ist denn der konkrete Nutzen von Geschichte im Alltag? Nützt das hoffentlich vorhandene Wissen über Karl den Großen im Alltag etwa? Oder um noch deutlicher bzgl Bildung und Nutzen zu werden: Nützt der Kassiererin im Aldi etwa, wenn sie weiß, was genau Photosynthese ist? Bei Allgemeinbildung nach dem konkreten Nutzen zu fragen, ist im Grunde schon eine unsinnige Fragestellung. Ginge es danach, dürfte man in der Schule nur noch Deutsch, Mathematik, Wirtschaft und Recht unterrichten.
    Übrigens, in der Studie, die du vorhin indirekt zitiert hast, werden Deutsch und Mathematik als die beiden wichtigsten Fächer für Allgemeinbildung bezeichnet. Musik und Kunst tauchen in der Umfrage gar nicht auf. Biologie (Platz 5) und Physik (Platz 6) dagegen sehr wohl. Und wo ich schon dabei bin, in derselben Studie wird auch klargestellt, dass Naturwissenschaften früher zwar stärker in den Lehrplänen repräsentiert waren. Aber auch, dass der prozentuale Anteil und die Quote der Absolventen naturwissenschaftlicher und technischer Studienrichtungen in Deutschland im internationalen Vergleich stark überdurchschnittlich ist - de facto sogar in Deutschland größer als in allen anderen OECD-Ländern ist. So kann man in der Studie auch nachlesen, dass das Problem nicht der Anteil der Fächer in der Schule ist:

    Dass Deutschland gleichwohl – blickt man auf die Arbeitsmarktnachfrage – zu wenig Hochschulabsolventen in diesen Studiengängen hervorbringt, liegt weniger an einer, möglicherweise durch die Schulen geförderten, Distanz der Studienberechtigten gegenüber den Naturwissenschaften, sondern eher daran, dass Deutschlands Bildungssystem insgesamt zu wenig Studienabsolventen hervorbringt.
    ...
    Vor diesem Hintergrund erscheinen Versuche, den akademischen Nachwuchs im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaft dadurch zu stärken, dass diesen Fächern in den Schulen mehr Gewicht gegeben wird, vielleicht nicht unsinnig, sicher aber nicht sonderlich erfolgversprechend.

    So weit die Studie, die im von dir angesprochenen Technology Review-Artikel zitiert wird 😉



  • guter Vorschlag schrieb:

    Am besten würde man alle Fächer abschaffen und nur das Fach Mathematik einführen. Der Lehrplan sieht dann so aus:
    1. Klasse: Lineare Algebra 1, Analysis 1
    2. Klasse: Lineare Algebra 2, Analysis 2
    3. Klasse: Algebra 1 (Gruppen-, Körper- und Galoistheorie), Analysis 3 (Maß- und Integrationstheorie und Integration auf Mannigfaltigkeiten)
    4. Klasse: Algebra 2 (Kommutative Algebra und Homologische Algebra), Analysis 4 (Funktionentheorie, Riemannsche Flächen)
    5. Klasse: Algebraische Geometrie 1, Algebraische Zahlentheorie 1, Funktionalanalysis 1
    6. Klasse: Algebraische Geometrie 2, Algebraische Zahlentheorie 2 (Lokale Körper und Klassenkörpertheorie), Funktionalanalysis 2
    7. Klasse: Partielle Differentialgleichungen 1, Algebraische Geometrie 3 (perverse Garben und étale Kohomologie), Darstellungstheorie endlicher und Lie-Gruppen, Artinsche L-Reihen und der Satz von Chebotarev, Algebraische Zahlentheorie 3 (Iwasawa-Theorie und Kreisteilungskörper)
    8. Klasse: Partielle Differentialgleichungen 2, Analytische Zahlentheorie 1 (Primzahlsatz), Auflösung von Singularitäten nach Hironaka, Algebraische Topologie 1 (Homotopietheorie, Homologie, Kohomologie), Algebraische Zahlentheorie 4 (nichtkommutative Iwasawa-Theorie)
    9. Klasse: Modulformen, abelsche Varietäten, Modulräume abelscher Varietäten (Shimura-Varietäten), Algebraische Topologie 2 (stabile Homotopietheorie, Spekten, topologische K-Theorie, Kobordismus und Thom-Spektrum), Analytische Zahlentheorie 2 (Satz von Green-Tao etc.)
    10. Klasse: Automorphe Formen, das lokale Langlands-Programm und die lokale Langlands-Vermutung, GAGA
    11. Klasse: Die Serre-Vermutung nach Khare-Kisin-Wintenberger, Deformation von Galoisdarstellungen, anabelsche Geometrie, Deligne-Laumon Weil I+II
    12. Klasse: Arakelov-Theorie, Derivierte Kategorien und Artin-Verdier-Dualität, Drinfeld-Shtukas (nach Lafforgue), p-adische Modulformen, diophantische Approximation
    13. Klasse: Endlichkeitssätze für abelsche Varietäten über Zahlkörpern, motivische Kohomologie, algebraischer Kobordismus, algebraische K-Theorie, p-adische Hodge-Theorie

    Eine Benachteiligung für Schüler ergibt sich daraus nicht, denn der Stoff wird ja statt auf 1 Semester auf 1 ganzes Jahr verteilt! Wer nicht mitkommt, kann ja auf die Sonderschule gehen.

    👍



  • ex-schüler schrieb:

    Ich weiß nicht, in welche schule du gegangen bist, aber bei uns war das ganz und garnicht so. unser zeichenlehrer war am anfang der stunde da und dam ende. dazwischen hat er was anderes gemacht. seine eigene kreativität wurde konnte man nicht ausleben. die wurde dann hart benotet. "kunst" wurde nach absolut subjektiven methoden bewertet. wer was gezeichnet hat, was dem lehrer gefiel, hatte glück, wer nicht, der nicht.

    Tja, wie gesagt, nur weil dein Lehrer so schlecht war, bedeutet das nicht, dass das auch ueberall sonst so ist und der Unterricht abgeschafft gehoert. Das "subjektiv bewerten" gibts in jedem Unterrichtsfach. In den Faechern, in denen der Schueler "selbst etwas machen" musste (Zeichnen, Schreiben) ist das z. T. leider viel oefter der Fall, aber selbst in Mathe kommt sowas vor.
    Ausserdem sollte der Kunstunterricht IMO wie bereits erwaehnt auch fuers Berufsleben wichtige Dinge beibringen: Farblehre und Sinn fuer Kompositionen kann sogar fuer einen GUI-Programmierer wichtig sein, aber ich denk hier vor allem an Grafiker, Architekten, Werbeleute etc.

    Gregor schrieb:

    Die Vermittlung von derart ideellen Werte sehe ich ehrlich gesagt nicht als Primärziel der Schule. Viel wichtiger finde ich es, zu lernen, wie die Welt, in der wir leben, funktioniert. [...] Ideelle Werte sind IMHO etwas, was mehr durch die Eltern vermittelt werden sollte.

    Ich stimme dir zu, zu wissen "wie die Welt funktioniert" ist definitiv ein sehr wichtiges Ziel der Schule. Wie schon oft genug gesagt wurde, soll die Schule aber auf "das Leben" vorbereiten, und nicht (nur) auf "das Arbeitsleben". Und ja, dazu zaehl ich auch "ideelle Werte". Ich find es wichtig, dass man in Deutsch nicht nur Diktate schreibt, sondern auch Goethe liesst, oder ins Theater geht. Oder um gleich auch folgendes mitzubeantworten:

    Ben04 schrieb:

    Interessant finde ich folgende Überlegung:

    • Wieso gehört Faust auf den Lehrplan?
      Weil es Allgemeinbildung ist.
    • Wieso ist Faust Allgemeinbildung?
      Weil es seit Generationen auf dem Lehrplan steht.

    "Faust" oder $beliebigesStueck sind deswegen Allgemeinbildung, weils nunmal gute Stuecke sind, die echten Inhalt haben. Der Deutschunterricht (oder auch Schule im Allgemeinen) sollen ja nicht nur die Sprache "Deutsch" beibringen (bzw. nur in der Grundschule), sondern auch kritisches Denken und Ausdrucksgabe. Und viele der klassischen Stuecke sind nunmal gute Anschauungs- und "Ueberlegungs"material , anhand derer ueber menschliche Konflikte nachgedacht werden kann.

    Wir haben in Deutschland momentan ungefähr 3,5 Mio. Arbeitslose: Da sind wir also durchaus mit sehr viel realeren Problemen konfrontiert, als der Frage, ob die Kinder in ihrer Schulzeit auch einen "guten Geschmack" entwickeln, wie Blue-Tiger es fordert.

    Ich fordere keine "Ausbildung guten Geschmacks", sondern das "Beibringen von Kultur". Ich halte es fuer essentiell, dass jemand diese Aufgabe uebernimmt; den Eltern kannst du sie nicht ueberlassen - denn Eltern die selbst unkultiviert sind werden sich auch nicht um die kulturelle Bildung ihrer Kinder kuemmern.
    Die Arbeitslosenrate von falschen Unterrichtsinhalten abhaengig zu machen find ich absolut inakzeptabel. Die Lehrplaene enthalten durchaus alle notwendigen naturwissenschaftl./technischen Inhalte. Mir konnten sie (grossteils) vermittelt werden, und es klappt auch bei vielen anderen. Ich seh das Versagen da mehr bei den Lehrern und des Umfelds der Kinder.

    Ok, fettleibige Kinder sind vermutlich auch ein reales Problem. Ich sehe die Ursache davon aber weniger in zu wenig Sportunterricht, sondern mehr in unserer allgemeinen Lebensweise in Deutschland. Insofern würde ich es auch stark in Frage stellen, ob sich der Unterschied zwischen 0, 2 oder 4 Stunden Sportunterricht pro Woche nennenswert auf diesen Sachverhalt auswirkt. In jedem Fall ist es keine Lösung des Problems, sondern nur eine Symptombehandlung.

    Leibeserziehung alleine ist defintiv zu wenig um gegen Fettleibigkeit anzukommen. Es sollte nur als Beispiel fuer etwas dienen, wo der LE-Unterricht mithelfen kann. Die anderen Punkte, die ich im letzten Post aufgezaehlt hab, halt ich fuer nicht minder wichtig; Sicher kann ich in einem Fitnessbuch oder -kurs genauso lernen, wie ich meine Muskeln richtig aufwaerme, welche ich staerken und welche ich dehnen soll, aber das gilt fuer Finanzrechnung genauso. In LE lernt man (oder lernte ich) sehr wichtige Sachen, die ich nie missen moechte.



  • Blue-Tiger schrieb:

    Ben04 schrieb:

    Interessant finde ich folgende Überlegung:

    • Wieso gehört Faust auf den Lehrplan?
      Weil es Allgemeinbildung ist.
    • Wieso ist Faust Allgemeinbildung?
      Weil es seit Generationen auf dem Lehrplan steht.

    "Faust" oder $beliebigesStueck sind deswegen Allgemeinbildung, weils nunmal gute Stuecke sind, die echten Inhalt haben.

    Faust ist übelster Trivialo-Trash. Kein Vergleich zu SGA 4 1/2.



  • Blue-Tiger schrieb:

    Ich find es wichtig, dass man in Deutsch nicht nur Diktate schreibt, sondern auch Goethe liesst, oder ins Theater geht.

    Wenn man denn nur Diktate schreiben würde. De facto passiert doch folgendes: Diktate gibt es ab der 8. Klasse keine mehr, dafür bespricht man Faust, lesen tuts aber keiner.



  • Mr. N schrieb:

    Wenn man denn nur Diktate schreiben würde. De facto passiert doch folgendes: Diktate gibt es ab der 8. Klasse keine mehr, dafür bespricht man Faust, lesen tuts aber keiner.

    Schließ nicht von dir auf andere.



  • Bashar schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Wenn man denn nur Diktate schreiben würde. De facto passiert doch folgendes: Diktate gibt es ab der 8. Klasse keine mehr, dafür bespricht man Faust, lesen tuts aber keiner.

    Schließ nicht von dir auf andere.

    Ach, ich hab immerhin teilweise die Bücher gelesen. In meiner Klasse hat aber eigentlich niemand mit dem ich darüber geredet habe wirklich die Bücher gelesen.

    Auf jeden Fall war es gut möglich, eine Klausur über Faust zu schreiben, ohne Faust gelesen zu haben. Ich finde das absurd.



  • Kindlers Literaturlexikon 🤡

    Der damalige Ersatz für Wikipedia. Trotzdem muß man sagen, daß auch das Lesen dieses Lexikons zu erheblichem Zuwachs an Wissen gesorgt hat.



  • Mr. N schrieb:

    Auf jeden Fall war es gut möglich, eine Klausur über Faust zu schreiben, ohne Faust gelesen zu haben. Ich finde das absurd.

    Sogar noch mehr: wer Faust gelesen hat, ohne sich eine Interpretation oder einen Kommentar anzusehen, hatte schlechtere Noten als jemand, der nur Interpretationen und Kommentare gelesen hatte.

    Das lag (leider) immer daran, daß die Lehrer nur die Ergebnisse gemäß "allgemeiner Lehrmeinung" hören wollten, aber nicht wirklich an echten eigenen Interpretationen interessiert waren.



  • Blue-Tiger schrieb:

    Ben04 schrieb:

    Interessant finde ich folgende Überlegung:

    • Wieso gehört Faust auf den Lehrplan?
      Weil es Allgemeinbildung ist.
    • Wieso ist Faust Allgemeinbildung?
      Weil es seit Generationen auf dem Lehrplan steht.

    "Faust" oder $beliebigesStueck sind deswegen Allgemeinbildung, weils nunmal gute Stuecke sind, die echten Inhalt haben. Der Deutschunterricht (oder auch Schule im Allgemeinen) sollen ja nicht nur die Sprache "Deutsch" beibringen (bzw. nur in der Grundschule), sondern auch kritisches Denken und Ausdrucksgabe. Und viele der klassischen Stuecke sind nunmal gute Anschauungs- und "Ueberlegungs"material , anhand derer ueber menschliche Konflikte nachgedacht werden kann.

    Um die kritische Denkweise des Nachwuchses zu fördern, lässt man alle Jahre wieder Massen von Schüler Sekundärliteratur zum Thema Faust auswendig büffeln und zurück kotzen. Wenn ich etwas in dem halben Jahr lang Faust in der Schule gelernt habe, dann ist es dass kritisches Denken unerwünscht ist. Ganz absurd wurde es dann als die Lehrer schon die Sekundärliteratur angaben, damit auch ja jeder den gleichen Einheitsbrei schreibt.



  • Bashar schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Wenn man denn nur Diktate schreiben würde. De facto passiert doch folgendes: Diktate gibt es ab der 8. Klasse keine mehr, dafür bespricht man Faust, lesen tuts aber keiner.

    Schließ nicht von dir auf andere.

    In meinem Jahrgang konntest du die Leute welche Faust gelesen hatten an einer Hand abzählen (und ich meine was ich da sage). Sekundärliteratur hatte alle gelesen die bestanden haben.



  • minhen schrieb:

    Gregor schrieb:

    Also: Wo sind Deine sachlichen Argumente? Ich gehe davon aus, dass Du den musischen Fächern positiv gegenüberstehst. Warum? Was haben die für einen Nutzen?

    Nur mal so aus Interesse: Wann hast du das letzte Mal eine Oper von Innen gesehen? Denn das, was man nicht kennt und nicht mag, zu verachten, ist etwas arg einfach. Versteh mich nicht falsch. Ich bin auch für eine Verbesserung der naturwissenschaftlichen Bildung. Ich finde es nur etwas merkwürdig, dass du dich so auf Musik und Kunst stürzt und nach deren Nutzen fragst. Was ist denn der konkrete Nutzen von Geschichte im Alltag? Nützt das hoffentlich vorhandene Wissen über Karl den Großen im Alltag etwa? Oder um noch deutlicher bzgl Bildung und Nutzen zu werden: Nützt der Kassiererin im Aldi etwa, wenn sie weiß, was genau Photosynthese ist? Bei Allgemeinbildung nach dem konkreten Nutzen zu fragen, ist im Grunde schon eine unsinnige Fragestellung. Ginge es danach, dürfte man in der Schule nur noch Deutsch, Mathematik, Wirtschaft und Recht unterrichten.

    Hi. Ich bin gegenüber entsprechender Kultur nicht unbedingt negativ eingestellt. Ich nehme zwar nicht an sehr vielen Kulturangeboten dieser Art teil, aber ich war durchaus schon in Theatervorstellungen, Musicals usw.. Und das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Fernsehen ist zwar nicht das Gleiche, als wenn man da direkt im Saal sitzen würde, aber bei mir gehört es praktisch zum alljährlichen Ritual, mir das anzuhören und anzusehen. Ebenso schalte ich nicht ab, wenn ich mal die Last Night Of The Proms im Fernsehen finde. Na gut, Du wirst mich natürlich trotzdem noch als Kulturbanausen sehen. Aber das geht an meinen eigentlichen Punkten vorbei. Anscheinend habt Ihr da ja alle andere Erfahrungen gemacht, aber in meinem Musikunterricht wurde den Schülern damals genausowenig Kultur nähergebracht, wie im Kunstunterricht. Die eigentliche Kultur, die damit verbunden ist, war maximal ein Randbestandteil des Unterrichts. Wenn man sich in dem Unterricht auf die damit verbundene Kultur fokussieren würde, wäre schon viel gewonnen.

    Was Geschichte betrifft... Gerade in Deutschland wird man doch im Alltag andauernd und überall mit der Deutschen Geschichte konfrontiert. Die Deutsche Geschichte hat enorme Auswirkungen auf unsere heutige Gesellschaft und unser Alltagsleben. Stellst Du das wirklich in Frage?

    Das Wissen über Photosyntehese nützt jedem etwas, der in der aktuell geführten Debatte um den Klimawandel mitreden möchte. Es geht dabei also um Tagesgeschehen, das unsere Politik direkt beeinflusst. Insgesamt braucht man Naturwissenschaftliche Kenntnisse, um ein aufgeklärtes Weltbild haben zu können. Um eine rationale Sicht auf die Welt entwickeln zu können. Das ist in vielen Zusammenhängen von großer Bedeutung. Abgesehen davon denke ich, dass leider die wenigsten Kassiererinnen von Aldi in den Genuss einer Gymnasialbildung gekommen sind. Genausowenig haben sie vermutlich, Göthe, Schiller oder Kafka in der Schule gelesen und über Kunstkultur und Musikkultur haben sie auch nichts in der Schule gelernt. Ich würde davon ausgehen, dass wir uns bei den Kassiererinnen von Aldi in einem deutlich elementareren Bildungsbereich bewegen.

    "Nur noch" Deutsch, Mathematik, Wirtschaft und Recht ist gut gesagt. Ich habe in meiner Schulzeit kaum etwas über Wirtschaft gelernt und auch fast gar nichts über Recht. Beides waren bei mir nur ganz kurze Abschnitte im Gemeinschaftskunde-Unterricht. Dabei sind diese beiden Bereiche eigentlich von enormer Bedeutung für unser Leben.



  • Blue-Tiger schrieb:

    Ich stimme dir zu, zu wissen "wie die Welt funktioniert" ist definitiv ein sehr wichtiges Ziel der Schule. Wie schon oft genug gesagt wurde, soll die Schule aber auf "das Leben" vorbereiten, und nicht (nur) auf "das Arbeitsleben". Und ja, dazu zaehl ich auch "ideelle Werte". Ich find es wichtig, dass man in Deutsch nicht nur Diktate schreibt, sondern auch Goethe liesst, oder ins Theater geht.

    Die Arbeitslosigkeit, die ich angeführt habe, kann man durchaus auch nur als Beispiel verstehen. Ich kenne keine Zahlen, aber in den Medien wird zum Beispiel auch MrN's Punkt stark hervorgehoben. Anscheinend verschulden sich eine ganze Menge Leute aus unsinnigen Gründen. Der Umgang mit Geld oder zumindest eine Aufklärung bezüglich der Fallen und Gefahren, in die man im Zusammenhang mit Geld tappen kann, wäre ein sehr sinnvoller Unterrichtsstoff. Dazu gehört natürlich auch Mathematik. Zinsrechnung und so.

    Genauso das Thema Recht. In einen Rechtsstreit kann jeder geraten, das geht schneller als man denkt. Und das hat auch nichts mit dem Berufsleben zu tun. Genauso wäre es auch sehr sinnvoll, wenn in der Schule mal über Versicherungen gesprochen werden würde. Und es gibt eine ganze Menge Themen dieser Art, die in erster Linie wohl im Gemeinschaftskunde-Unterricht anzusiedeln wären. Die 2 Stunden, die man den aber pro Woche hat, reichen absolut nicht aus, solche Themen etwas umfassender zu beleuchten. Viele Themen kann man da gar nicht beleuchten, weil einfach die Zeit fehlt. Ich finde, dieser Bereich kommt in der Schule zu kurz und er sollte erweitert werden.



  • Gregor schrieb:

    Was Geschichte betrifft... Gerade in Deutschland wird man doch im Alltag andauernd und überall mit der Deutschen Geschichte konfrontiert. Die Deutsche Geschichte hat enorme Auswirkungen auf unsere heutige Gesellschaft und unser Alltagsleben. Stellst Du das wirklich in Frage?

    Natürlich muß man das in Frage stellen. In diesen Jahren kommen die ersten Schulabgänger, die nach dem Mauerfall geboren wurden. Wenn die teilweise schon Probleme haben, zu erklären, wer Honecker war... naja. Für den Nationalsozialismus oder den Krieg allgemein gehen uns so langsam auch die Zeitzeugen aus. Das sind schlechte Voraussetzungen, oder?

    Gregor schrieb:

    Das Wissen über Photosyntehese nützt jedem etwas, der in der aktuell geführten Debatte um den Klimawandel mitreden möchte.

    Das will aber so gut wie niemand, der gemäß Deinem Credo fragt "was nützt es?" und achselzuckend mehr Geld für Energie ausgibt.

    Gregor schrieb:

    Ich habe in meiner Schulzeit kaum etwas über Wirtschaft gelernt und auch fast gar nichts über Recht. Beides waren bei mir nur ganz kurze Abschnitte im Gemeinschaftskunde-Unterricht. Dabei sind diese beiden Bereiche eigentlich von enormer Bedeutung für unser Leben.

    Vermutlich hätte auch niemand was dagegen, wenn Du versuchen würdest, zu Deiner ehemaligen Schule zu gehen und dort etwas zu ändern. In diesem Sinne würde ich an meine gehen und verlangen, daß dort dem naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterricht mehr Gewicht verliehen wird. Aber ich leite daraus keine Forderungen ab, alle Schulen zu ändern.

    Du solltest doch einsehen können, daß Du einfach eine extrem negative Ausnahme in eine Richtung erlebt hast. Das ist schlimm, schrecklich schlimm, ja, aber das ist Dein Pech. Haha. Oder vielleicht hattest Du einfach keinen Bock? Dann gib das einfach zu.



  • scrub schrieb:

    Du solltest doch einsehen können, daß Du einfach eine extrem negative Ausnahme in eine Richtung erlebt hast. Das ist schlimm, schrecklich schlimm, ja, aber das ist Dein Pech. Haha. Oder vielleicht hattest Du einfach keinen Bock? Dann gib das einfach zu.

    Also bei mir war es genauso wie bei Gregor in der Schule.



  • scrub schrieb:

    Vermutlich hätte auch niemand was dagegen, wenn Du versuchen würdest, zu Deiner ehemaligen Schule zu gehen und dort etwas zu ändern. In diesem Sinne würde ich an meine gehen und verlangen, daß dort dem naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterricht mehr Gewicht verliehen wird. Aber ich leite daraus keine Forderungen ab, alle Schulen zu ändern.

    Du solltest doch einsehen können, daß Du einfach eine extrem negative Ausnahme in eine Richtung erlebt hast. Das ist schlimm, schrecklich schlimm, ja, aber das ist Dein Pech. Haha. Oder vielleicht hattest Du einfach keinen Bock? Dann gib das einfach zu.

    Hä, wie meinst Du das mit "kein Bock"?

    Ich war nach meiner Schulzeit durchaus noch ein paar mal in der Schule, um alte Lehrer zu besuchen. Natürlich eher die guten. Da habe ich durchaus auch von meinen Erfahrungen im Studium berichtet. Damals fiel mir der Übergang von Schule zu Studium schwer, weil das Studium einfach viel mehr Einsatz erforderte. Das habe ich meinem ehemaligem Lehrer auch erzählt. Er darauf: "Ach, wenn ich von meinen Schülern mehr Leistung verlangen würde, würde mein Kurs ja absolut leer bleiben." Soviel zu den Reaktionen der Lehrer auf außerschulische Erfahrungen. Aber wie schon gesagt: Es hat sich um einen der besseren Lehrer gehandelt. Sogar um einen der besten Lehrer, die ich hatte.

    Da werde ich gerade in die Schule zu einem schlechten Lehrer gehen und ihm ins Gesicht sagen, wie beschissen ich seinen Unterricht fand, heh? Ne, sooo stark hat mich die Schulzeit doch nicht geschädigt, dass ich das als nötig empfinden würde. 😃



  • Ja fein, das heißt, Du mußtest nichts leisten, und hast also auch nichts geleistet. Da Du ja so gerne betonst, daß Du eine Leistungsgesellschaft bevorzugst, wirft das natürlich die Frage auf, wieso Du so wenig geleistet hast. Bringst Du nur unter Zwang Leistung?

    Irgendwie tröstlich für mich, daß Du das Opfer Deiner eigenen Politik wirst.



  • Hallo,

    scrub schrieb:

    Irgendwie tröstlich für mich, daß Du das Opfer Deiner eigenen Politik wirst.

    eigentlich wird er doch genau das Opfer der Politik, die er nicht will.

    Ich kenne es selbst aus meiner eigenen Schulzeit, dass die Schule in den letzten Jahren schon relativ stark umgebaut wurde (zumindest meine ehemalige). Und zwar weg von den wirklich Inhalten hin zu Meta-Inhalten, Späßen wie Vortragstraining (*) und extremer Betonung von allem, was nur irgendwie nach Softskill klingt.

    Besonders in Physik ist mir das recht krass aufgefallen. Interaktive Lernmethoden und insbesondere das eigenständige Durchführen von Versuchen durch Schüler sind ohne Zweifel wichtig, aber wenn in einem Leistungskurs mehr als 50% der Zeit darauf verwendet werden, leiden zwangsläufig die Inhalte.

    (*) Nicht, dass die Fähigkeit zum freien Referieren nicht wichtig wäre, aber wenn die Vortragsweise eines Referats zusammen mit der optischen Aufmachung (z.B. Animationen in Powerpoint) regelmäßig (d.h. immer bei bestimmten Lehrer) einen größeren Einfluss auf die Note des Referats hat, als die eigentlich referierten Inhalte, dann ist doch irgendwas schief gelaufen.

    Chris



  • ChrisM schrieb:

    eigentlich wird er doch genau das Opfer der Politik, die er nicht will.

    Doch, der will Leistungsprinzip, er bekommt es. Er ist enttäuscht, also hat er nicht genug geleistet. Selbst schuld.

    Diese Antwort ist nicht polemischer als die Forderung, die da aufgestellt wurde.
    Letztendlich kann man das achselzuckend mit einem "er ist halt auf eine schlechte oder falsche Schule gegangen" abtun. "selbst schuld" sozusagen.



  • scrub schrieb:

    ChrisM schrieb:

    eigentlich wird er doch genau das Opfer der Politik, die er nicht will.

    Doch, der will Leistungsprinzip, er bekommt es. Er ist enttäuscht, also hat er nicht genug geleistet. Selbst schuld.

    Gregor wird soweit ich weiß bald zwei Diplome haben: In Informatik und Physik. Dass er nichts leistet wäre meiner Meinung nach eine sehr unangebrachte Aussage.


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