Das Ingenieursstudium - ein Martyrium ?!
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Eure Aussagen machen für Mitleser übrigens wesentlich mehr Sinn wenn ihr immer postet an welcher Uni bzw. FH ihr euch befindet.
MfG SideWinder
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zeit schrieb:
Da frag ich mich doch glatt warum man als (angehender) Ingenieur alles auswendig können muss.
Provokante These:
Du musst das alles auswendig können, damit man Dir überhaupt ernsthaft abnehmen kann, dass Du Dich gedanklich mit der Materie auseinandersetzen kannst. Die meisten Leute, die das Auswendiglernen für sinnlos halten und sagen, sie lernen "auf Verständnis", können danach absolut gar nichts. Weil sie das Wissen, das zum Verständnis notwendig ist, gar nicht in sich aufgenommen haben. Sie können sich in dem jeweiligen Gebiet dann auch nicht ausdrücken: Mit den Definitionen, Sätzen usw., die man auswendig lernt, lernt man auch das entsprechende Fachvokabular. Das ist eine wichtige Grundlage, um mit anderen Leuten sinnvoll über die Thematik reden zu können.
Natürlich ist durch das Auswendiglernen nicht automatisch auch Verständnis gegeben. Aber es ist eine sinnvolle Grundlage, auf der man aufbauen kann.
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Es ist doch auch elementar wichtig, um eine Prüfung bestehen zu können. Es frißt einfach viel zuviel Zeit, wenn man jeden Pipikram erst nachschlagen muß, dabei natürlich vorausgesetzt, man darf überhaupt Hilfsmittel verwenden. Und selbst z.B. bei gegebener Korrespondenztabelle ist es auch einfach komfortabler, die wichtigsten Transformierten auswendig zu wissen.
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Auswendiglernen heißt zumindest mal das der Proband lesen kann. Ist ja auch was.
Da sich ein durchschnittliches Hirn nicht alles "nur mal so" merken kann sondern
das auch strukturiert behalten könnenmuß, sind da gewisse Grundlagen gegeben.Sinn macht das trotzdem nicht. Entweder hat man ein Gefühl für das Fach oder
halt nicht. Die Noten sagen darüber nichts aus.
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Scheppertreiber schrieb:
Sinn macht das trotzdem nicht. Entweder hat man ein Gefühl für das Fach oder
halt nicht. Die Noten sagen darüber nichts aus.Die sagen mindestens etwas über Fleiß und Ehrgeiz aus. Wenn der Typ, der den Stoff so gut versteht, und dem alles liegt, bei einer entsprechenden Klausur schlecht abschneidet, dann kann man direkt schließen, dass er faul und nicht strebsam ist. Er müsste es ja eigentlich besonders leicht haben, sich in das Gebiet einzuarbeiten.
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Passend zum Thema hatte ich in nem AOK-Heftchen von "Bulimie-Learning" gelesen. So ist es doch größtenteils im Studium, zumindest in den (Natur)Wissenschaftlichen Bereichen. Zumindest beim Bachelor/Master wird der Stoff mehr oder weniger auswendig gelernt, in der Prüfung runtergebetet und im nächsten Semester "hä? was war das im vorigen Semester? Wie ging das?"
Ich studiere an einer FH Informatik und bei der Menge an Stoff hilft an sich nur mehr oder weniger auswendiglernen, wie z.B. Rechnernetze. So viele unnötige Fakten, aber es muss zur Prüfung gewusst werden. Man behält sich zwar vieles, aber das meiste wird man in späteren Modulen wahrscheinlich nicht mehr brauchen und so vergisst man recht schnell den Großteil der Fakten und das macht das ganze eigentlich recht sinnlos.
Haben auch einen, der mal Mathe 2 Semester an ner Uni studiert hat. Er sagte, da wurde so 4 Wochen vorher angefangen, den wirklich riesigen Hefter für ein Fach auswendig zu lernen, die Definitionen etc. das ist dann doch totaler Blödsinn!
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Erwartest Du wirklich, das ganze Wissen nachher noch abrufbereit zu haben? Das ist eine falsche Anforderung. Du beweist ganz einfach, daß Du Dir in begrenzter Zeit Wissen aneignen kannst. Wenn Du erstmal längere Zeit auf einem Spezialgebiet zubringst, dann vergißt Du zwar manche Sachen, aber das spezifische Wissen wirst Du sicher nicht verlieren, Du wendest es dann ja ständig an.
Und wenn Du irgendwann was anderes machen mußt, frischst Du in begrenzter Zeit das Wissen dafür nochmal auf (siehe oben: Du hast ja bewiesen, daß Du das tun kannst), und dann gehts weiter im neuen Gebiet.
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Naja, vielleicht. Aber das muß ja nicht mal schlecht sein. Im Studium geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch zu einem signifikanten Teil darum, daß man Fleiß und Durchhaltevermögen demonstriert. Wenn man dann auch mal acht Prüfungen in zwei Wochen schreibt, dann sollte man auch eine halbwegs gute Lernstrategie haben und sich wesentliches Wissen schnell aneignen können.
Die so implizit signalisierten persönliche Qualitäten eines akademischen Titels sind auf lange Sicht für den Arbeitgeber vielleicht sogar wichtiger als ein "Verständnis der Materie", was auch immer das heißt.
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Informatikker schrieb:
Wenn das bei dir nicht der Fall ist, dann bist du an einer schlechten Uni und solltest wechseln (da du offensichtlich mit deiner Situation unzufrieden bist).
Ich kann die Uni nicht wechseln und bin auch nicht unzufrieden. Mein Ingenierstudium liegt schon länger zurück. Wir brauchten wirklich nichts auswendig zu lernen, sondern nur zeigen, was wir können. Die TU Hannover war wohl sehr gut.
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scrub schrieb:
Es ist doch auch elementar wichtig, um eine Prüfung bestehen zu können. Es frißt einfach viel zuviel Zeit, wenn man jeden Pipikram erst nachschlagen muß, dabei natürlich vorausgesetzt, man darf überhaupt Hilfsmittel verwenden.
Jop, wir durften gerade in den mathm. und theoret. Informatik Klausuren auch immer alles mögliche an Hilfsmitteln benutzen. So viel gebracht hats aber nicht, da man die ganzen Sachen eigentlich immer parat haben musste, sonst wär man nie in der Zeit fertig geworden. Und ist doch sowieso, wenn man sich mit einem Thema auseinander setzt und es verstanden hat, dann weiß man da auch automatisch die wichtigen Dinge auswendig (zumindest für eine gewisse Zeit )
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Diamond schrieb:
Passend zum Thema hatte ich in nem AOK-Heftchen von "Bulimie-Learning" gelesen.
Der Begriff bezieht sich aber eher darauf, jedes Semester ne ruhige Kugel zu schieben und dann ne Woche oder 2 vor den Klausuren alles reindrücken zu wollen.
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Daniel E. schrieb:
Im Studium geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch zu einem signifikanten Teil darum, daß man Fleiß und Durchhaltevermögen demonstriert.
mit dem argument kann man auch einfach ein lexikon auswendig lernen.
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zeit schrieb:
Da frag ich mich doch glatt warum man als (angehender) Ingenieur alles auswendig können muss.
Man muss es nicht auswendig koennen, aber es hilft zum Bestehen mitunter ungemein. Manche Sachen kann man nicht sinnvoll "auf Verstaendnis" pruefen. Manches muss man auch anwenden koennen um Verstaendnis zu demonstrieren.
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Hallo
besserwisser schrieb:
Daniel E. schrieb:
Im Studium geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch zu einem signifikanten Teil darum, daß man Fleiß und Durchhaltevermögen demonstriert.
mit dem argument kann man auch einfach ein lexikon auswendig lernen.
Klar, das wird nur keiner als Abschkuss anerkennen. Eindeutig geht es auch darum zu zeigen, dass man so etwas durchstehen kann. Die Prüfungen, die Konzentration über mehrere Jahr, als das zählt auch.
chrische
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Daniel E. schrieb:
Im Studium geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch zu einem signifikanten Teil darum, daß man Fleiß und Durchhaltevermögen demonstriert.
Cool, wie bei Navy Seals oder KSK...
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chrische5 schrieb:
Eindeutig geht es auch darum zu zeigen, dass man so etwas durchstehen kann. Die Prüfungen, die Konzentration über mehrere Jahr, als das zählt auch.
dann dürfte keine firma an genies interessiert sein, denen alles leicht fällt und die schnell fertig sind.
ich halte diese ausdauergeschichte nur für ein einen mythos, ähnlichem dem, dass man für das leben lerne und nicht für die schule. es ist teil des zweckoptimismus, den die haben, die nur einen schlechten abschluss vorweisen können.
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besserwisser schrieb:
dann dürfte keine firma an genies interessiert sein, denen alles leicht fällt und die schnell fertig sind.
Jetzt kommt bestimmt gleich irgendeiner daher und sagt, dass das ja auch so ist.
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Hallo
besserwisser schrieb:
dann dürfte keine firma an genies interessiert sein, denen alles leicht fällt und die schnell fertig sind.
ich halte diese ausdauergeschichte nur für ein einen mythos, ähnlichem dem, dass man für das leben lerne und nicht für die schule. es ist teil des zweckoptimismus, den die haben, die nur einen schlechten abschluss vorweisen können.So ein Quatsch. Natürlich ist eine Firma auch an fachlich gut ausgebildeten Leuten interessiert und wenn man jemand kennt, der schnell lernt, um so besser. Wenn ich aber weiß, dass jemand während seiner Ausbildung kaum Dinge gelernt haben kann, die in der Firma gemacht werden, dann ist es schon schön, wenn jemand Durchhaltevermögen hat. Das Eine schließt doch das Andere nicht aus.
chrische
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Also, es geht doch für Firmen darum, möglichst passende Bewerber rauszusuchen. Im hochqualifizierten Bereich sind das intelligente, fleißige, kreative, kompetente Leute. Wie bringt man Leute dazu, zu zeigen, wie sehr sie die Eigenschaften erfüllen? Es ist (offensichtlich) ziemlich schwierig, das einfach so mit Einstellungstests festzustellen, besonders wenn man die Wahrscheinlichkeiten, jemand falschen zu nehmen, klein halten will (weil so ein Fehltritt für die Firma teuer ist).
Also benutzt man Vorselektionen.
Nur die Leute, die sich für intelligent, fleißig, kreativ oder kompetent halten, fangen überhaupt erst mal ein Studium an. Es ist schon mal viel günstiger, nur Bewerber aus dieser Gruppe zu akzeptieren.
Die Note, die dann hinterher auf deinem Abschluß steht, sagt im wesentlichen, wie gut deine Selbstsicht (intelligent, fleißig, ...) mit der Aussenansicht der Hochschulleitung übereinstimmt und das ist natürlich auch ein sehr wichtiges Signal, aber eben nicht das einzige.Aber: wenn es einfache, billige und gute Tests gäbe, die gut geeigneten Kandidaten von den schlechten zu trennen, dann wäre ein Studienabschluß wesentlich weniger interessant.
Oder auch andersrum: stell dir eine Welt vor, in der ein Hochschulbesuch jeden Besucher 100.000€/Jahr kostet. Und das kann/will sich niemand leisten und es würden andere Kriterien zur Unterscheidung gefunden werden.
Es gibt übrigens andere Modelle, wo sich die Leute selbst vorsortieren. Beispiel: nehmen wir an, Du bekommst zwei Jobs angeboten, mit der ziemlich gleichen Aufgabe. Bei dem einen bekommst Du 40.000€/a mit wenig Aufschägen, wenn Du gut und wenig Abschlägen, wenn Du schlecht bist. Bei dem zweiten Job bekommst Du 20.000€ regulär, aber wenn Du eine sehr gute Leistung bringst, dann bekommst Du eine Prämie von 80.000€ extra (=100.000€/a).
Erwartung? Die Bewerber, die sich für wahnsinnig gut halten, werden den zweiten Job nehmen, die, die sich für weniger gut halten, nehmen den ersten Job. Landen manche in der falschen Kategorie? Sicher, aber es ist besser, als zufällig zu wählen, weil Fehleinschätzungen der einzelnen Bewerber ziemlich hart bestraft werden. Aber der Jobanbieter beschäftigt eben auch Leute, die vermutlich schlecht sind.
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Daniel E. schrieb:
Nur die Leute, die sich für intelligent, fleißig, kreativ oder kompetent halten, fangen überhaupt erst mal ein Studium an.
das mag für einen teil stimmen, es gibt aber auch viele, die von den eltern oder sonstigen personen durch eine zu große erwartungshaltung dazu "gezwungen" werden.