Open Source Lizenz mit kommerziellem Hintergrund?



  • Alloah zusammen!

    Ich hab mal eine Frage, und zwar bin ich auf der Suche nach einer passenden Open Source Lizenz für ein Software-Projekt, an dem ich derzeit arbeite, aber bin total unschlüssig, da mir keine der bisherigen Lizenzen wirklich zusagen.

    Und zwar würde ich gerne folgende Anforderungen an diese Lizenz stellen:

    • Die Software darf privat uneingeschränkt eingesetzt werden
    • Die Software darf kommerziell nur dann eingesetzt werden, wenn eine entsprechende Lizenz bei mir als Lizenzgeber käuflich erworben wurde
    • Die Software soll quelloffen sein, d.h. jeder kann den Sourcecode beziehen, die Software darf entsprechend den o.g. Bedingungen verändert/erweitert werden, sofern die Nutzung privat ist oder kommerziell mit entsprechender Lizenz
    • Es dürfen keine Distributionen der Software ohne meine Einverständnis in Umlauf gebracht werden (d.h. auch keine Produkte, die mein Produkt als Basis verwenden, ohne mit mir Rücksprache zu halten)
    • Bei Änderungen/Erweiterungen/Bugfixes an der Software, die der Public-Release-Version zugute kommen sollen, muss auf ein Copyright verzichtet werden (Public Domain)

    Das wären so meine Anforderungen. Ist auch erstmal nur eine Idee! Gibt es hierfür eine gängige Lizenz, die solche Anforderungen erfüllt, oder müsste ich diese selbst verfassen (und entsprechend juristisch abklären?).

    Ich bitte um vernünftige Antworten, dies soll keine Diskussion um den Sinn und Zweck sein, und auch kein Flamewar, warum ich solch ein Lizenzmodell suche.

    Danke! 👍



  • Das ist nicht das, was man gängigerweise von einer Open Source Lizenz erwarten würde. Bereite dich auf Missverständnisse vor, wenn du sie so bezeichnest.

    Ich denke, die Lizenz von dem POV-Ray Renderer kommt dem schon recht nahe.



  • Herr Fragemann schrieb:

    • Bei Änderungen/Erweiterungen/Bugfixes an der Software, die der Public-Release-Version zugute kommen sollen, muss auf ein Copyright verzichtet werden (Public Domain)

    Das ist nicht möglich in Deutschland. das Urheberrecht ist unübertragbar. Du kannst also höchstens in die Lizenz schreiben das ein Contributor dir die Rechte an dem Code übergeben muss.

    Ansonsten würde ich GNU-Fan recht geben, das ist nicht was man für gewöhnlich als freie software oder open source bezeichnet, also nenn es nicht so. Außerdem wirst du dir den ganzen Contributor kram sparen können, dir wird keiner helfen unter den Bedingungen.





  • Vielen Dank erstmal für eure Antworten.

    [quote="borg"]

    Herr Fragemann schrieb:

    Ansonsten würde ich GNU-Fan recht geben, das ist nicht was man für gewöhnlich als freie software oder open source bezeichnet, also nenn es nicht so. Außerdem wirst du dir den ganzen Contributor kram sparen können, dir wird keiner helfen unter den Bedingungen.

    Okay, ich gebe euch Recht, unter diesen Restriktionen ist die Software wirklich nicht "Open".

    Ich weis auch gar nicht genau wie ich es beschreiben soll. Einerseits möchte ich schon, das diese Software von einer breiten Masse genutzt und auch weiterentwickelt werden kann, andererseits aber nicht die ganze da reingesteckte Arbeit "für lau" gemacht haben.
    Wie ist das eigentlich bei so Firmen und Produkten wie mySQL oder Qt geregelt? Denn beide Produkte sind doch Open Source, aber dennoch für den kommerziellen Einsatz kostenpflichtig? Ich meine mit Qt gelinkte Programme darf ich ja z.B. als Close-Source Anwendungen verkaufen, sondern ich MUSS sie selbst zu Open Source machen, es sei denn ich habe eine Lizenz von Trolltech erworben.

    Könnte ich so einen Weg auch anstreben, und bedarf es da einer speziellen Lizenz wie der Trolltech Qt License, oder kann man sagen, man nutzt die GPL, mit der Besonderheit, das man eine Lizenz erwerben kann, welche die Verwendung auch in Closed-Source Projekten erlaubt?

    Danke schonmal!



  • Wie ist das eigentlich bei so Firmen und Produkten wie mySQL oder Qt geregelt?

    Bei Qt als Bibliothek ist es recht einfach. Die vertreiben Qt einmal unter der GPL, so dass man Qt nutzen kann, wenn der eigene Code ebenfalls unter der GPL bzw. einer kompatiblen Lizenz steht. Will man Qt in einer Closedsourceanwendung nutzen, dann muss man sich eine kommerzielle Version kaufen. Die Trolltech Qt Lizenz ist Geschichte btw. Aber Qt soll in diesem Jahr ohnehin als LGPL veröffentlicht werden.

    Bei MySQL als "Anwendungssoftware" läuft das wohl so, dass sie kommerzielle Dienste anbieten und einige Erweiterungen iirc nicht in der Opensourceversion verfügbar sind. Früher war das zumindest das Clustering, was man nur in der kommerziellen closedsource Version bekommen konnte.



  • Wie schon gesagt wurde: Mach einfach ein Dual-License-Verfahren, wenn du das so unbedingt willst.
    Aber mal anders gefragt:
    Braucht man für die Software Support in einem Umfang, der sich lohnt?
    Siehst du eine Möglichkeit, erweiterte Funktionen auszulagern und als Plugin einzusetzen?
    So könnte man die Anwendung OpenSource halten und man verkauft nur Plugins mit erweiterten Funktionen und den Support.



  • Herr Fragemann schrieb:

    oder kann man sagen, man nutzt die GPL, mit der Besonderheit, das man eine Lizenz erwerben kann, welche die Verwendung auch in Closed-Source Projekten erlaubt?

    Ja. Du kannst mit jedem Kunden eine individuelle Lizenz aushandeln.
    Ich fände es ja auch mal interessant, wenn es jemand einmal andersrum als MySQL macht. Das proprietäre Zeug gibt es für lau, wer den Quellcode unter einer freien Lizenz haben will, soll blechen.
    War bei Blender glaube ich so gelaufen. Die Community hat dann gesammelt und für 100000 Euro das Programm freigekauft. Ist ein guter Deal für beide Seiten.



  • GNU-Fan schrieb:

    Das proprietäre Zeug gibt es für lau, wer den Quellcode unter einer freien Lizenz haben will, soll blechen.

    Nur sobald einer sich den Source unter einer OpenSource Lizenz gekauft hat, kann er ihn ja weitergeben wie er lustig ist...

    Ganz so simpel ist es deshalb ja nicht...



  • GNU-Fan schrieb:

    War bei Blender glaube ich so gelaufen. Die Community hat dann gesammelt und für 100000 Euro das Programm freigekauft. Ist ein guter Deal für beide Seiten.

    Nennt man "Ransomware". Das ist aber normalerweise ein einmaliger Deal am Ende des Lebenszyklus der proprietären Software.



  • Herr Fragemann schrieb:

    Könnte ich so einen Weg auch anstreben, und bedarf es da einer speziellen Lizenz wie der Trolltech Qt License, oder kann man sagen, man nutzt die GPL, mit der Besonderheit, das man eine Lizenz erwerben kann, welche die Verwendung auch in Closed-Source Projekten erlaubt?

    Qt benutzt einfach die GPL und da sie die Rechte am Code haben, können sie natürlich auch gleichzeitig das ganze kommerziell für proprietäre Produkte anbieten. Das gilt in jeder Definition als freie Software und open source, mit diesem Geschäftsmodell ist sogar Richard Stallmann glücklich.

    Falls das bei dir auch möglich ist bietet sich das vielleicht an, vor allem da es schon bewiesen wurde das es funktionieren kann.



  • Man sollte erwähnen, das man als Urheber eines Werkes die Nutzungsbedingungen bestimmen kann. D.h. auch mehrere Nutzungsbedingungen (eine unter GPL und eine unter eine Closessource) bestimmen kann. Ich bin der Urheber und darf das bestimmen.
    Es ist auch z.B. kein Problem zu sagen: mit der nächsten Versionsnummer meines Werkes, wird die LGPL die GPL ersetzen. Weil ich das bestimmen darf!

    Viele denken ja, das Opensource bedeutet, das das Werk "Freiwild" wird. Dabei ist ja eine Lizenz ja nur eine Nutzungsbedingung, und der Urheber hat immer noch alle Rechte an seinem Werk.

    Wenn du Geld verdienen willst, mußt du bestimmten Nutzern durch die Opensource-Lizenz Steine in den Weg legen. Mit der GPL werden sich z.B. Closedsource-Projekte schwer tun. Sie werden gezwungen sein zur Konkurrenz zu gehen, oder eine andere Lizenz von dir zu erwerben. D.h. du gibst ihnen gegen Geld eine andere Lizenz (Nutzungsbedingung), die jemand nicht kostenlos erhalten würde.

    Die Frage ist nur: wird dein Werk das Geld wert sein? 😉 DAS ist der Knackpunkt an der ganzen Geschichte. Qt scheint für viele das Geld wert zu sein. Deshalb funktioniert dort auch das Dual-Lizenz-Modell. Wenn Qt bessere Konkurrenten hätte, würde es schwieriger sein.



  • Artchi schrieb:

    Man sollte erwähnen, das man als Urheber eines Werkes die Nutzungsbedingungen bestimmen kann. D.h. auch mehrere Nutzungsbedingungen (eine unter GPL und eine unter eine Closessource) bestimmen kann. Ich bin der Urheber und darf das bestimmen.
    Es ist auch z.B. kein Problem zu sagen: mit der nächsten Versionsnummer meines Werkes, wird die LGPL die GPL ersetzen. Weil ich das bestimmen darf!

    Du kannst aber keine einmal gewährten Rechte zurück nehmen.

    Sprich wenn Version 1 unter der GPL steht, darf ich im Rahmen der GPL nutzen - egal was du später sagst.

    Und für viele Software ist deshalb ein Dual Lizenz Modell nicht vernünftig möglich...



  • Shade Of Mine schrieb:

    Sprich wenn Version 1 unter der GPL steht, darf ich im Rahmen der GPL nutzen - egal was du später sagst.

    Nichts anderes habe ich behauptet!

    mit der nächsten Versionsnummer meines Werkes, wird die LGPL die GPL ersetzen.

    Das es rückwirkend nicht geht, sollte klar sein.



  • Warum wird QT eigentlich zukünftig die GPL durch die LGPL ersetzen und das auch noch mit der Begründung, dass somit weniger Leute sich für QT die kostenpflichtige Lizenz holen müssen?



  • Neugieriger schrieb:

    Warum wird QT eigentlich zukünftig die GPL durch die LGPL ersetzen und das auch noch mit der Begründung, dass somit weniger Leute sich für QT die kostenpflichtige Lizenz holen müssen?

    Nokia verdient doch genug durch den Kram der auf embedded Platformen läuft, und die leute die bspws. Software für Smartphones in QT (Qtopia) entwickeln, kaufen sich nachwievor Lizenzen.
    Auf der PC/Mac-Pltform verspricht man sich davon
    -GTK+ zu verdrängen (was schon immer closed source auch ohne spezielle Lizenz sein durfte)
    -mehr Entwickler, die am offiziellen Qt.Zweig mitentwickeln, und die sie nicht dafür bezahlen müssen



  • Neugieriger schrieb:

    Warum wird QT eigentlich zukünftig die GPL durch die LGPL ersetzen und das auch noch mit der Begründung, dass somit weniger Leute sich für QT die kostenpflichtige Lizenz holen müssen?

    Ist das wirklich die Begründung? 😕 "Nein, wir wollen euer Geld nicht!" 🙄
    Es wird eher strategische Gründe haben. Nokia mutiert bestimmt nicht zur Wohltätigkeitsorganisation.

    Sie erhoffen sich mehr Nutzer, die keine einzige Lizenz der beiden annehmen würden und z.B. zu wxWidgets, gtkmm o.a. wechseln würden. Die jenigen, die eine Lizenz wegen GPL kaufen würden, würde wohl auch eine bei LGPL kaufen.



  • Artchi schrieb:

    Neugieriger schrieb:

    Warum wird QT eigentlich zukünftig die GPL durch die LGPL ersetzen und das auch noch mit der Begründung, dass somit weniger Leute sich für QT die kostenpflichtige Lizenz holen müssen?

    Ist das wirklich die Begründung? 😕 "Nein, wir wollen euer Geld nicht!" 🙄
    Es wird eher strategische Gründe haben. Nokia mutiert bestimmt nicht zur Wohltätigkeitsorganisation.

    Sie erhoffen sich mehr Nutzer, die keine einzige Lizenz der beiden annehmen würden und z.B. zu wxWidgets, gtkmm o.a. wechseln würden. Die jenigen, die eine Lizenz wegen GPL kaufen würden, würde wohl auch eine bei LGPL kaufen.

    Die Begründung entstammt einem Artikel auf der Trolltech Seite von einem Trolltech-Mitarbeiter. Daher war ich auch so verwundert.



  • Neugieriger schrieb:

    Warum wird QT eigentlich zukünftig die GPL durch die LGPL ersetzen und das auch noch mit der Begründung, dass somit weniger Leute sich für QT die kostenpflichtige Lizenz holen müssen?

    Ich kann mir konkret zwei Sachen vorstellen:

    1. Nokia interessiert sich eh nicht für den Desktopteil von Qt. Das könnte bedeuten, dass der kommerzielle Support von Qt vielleicht langfristig eingestellt wird. Wobei ich das nicht glaube, da Trolltech ja vorher schwarze Zahlen geschrieben hat und es wohl schnell eine Firma geben wird, die den Support übernimmt.

    2. Nokia will dadurch Qtopia fördern und erhofft sich vielleicht so, dass zukünftige Qtopia basierte Nokia Handies mehr Entwickler anlocken.

    Aber vielleicht waren die nur von GTK+ und co genervt und wollten der Welt was gutes tun :).



  • Artchi schrieb:

    Man sollte erwähnen, das man als Urheber eines Werkes die Nutzungsbedingungen bestimmen kann. D.h. auch mehrere Nutzungsbedingungen (eine unter GPL und eine unter eine Closessource) bestimmen kann. Ich bin der Urheber und darf das bestimmen.

    [...]

    Danke :)!

    Ich glaube mit diesem Hinweis ist mir schon sehr viel mehr geholfen. Eine Doppellizensierung in der Form GPL und Kommerzielle Close-Source Variante würde mir insoweit helfen, das ich ja meine als GPL veröffentliche Software ja selbst auch für eigene Closed-Source Anwendungen nutzen kann, für die ich wiederum Kohle nehmen darf. Andere dürfen das Programm so benutzen, wie es ist, aber dafür kein Geld verlangen oder es in ihre Close-Source Produkte integrieren.

    Das einzige Problem, welches ich aber noch darin sehe, ist folgendes:
    Nehmen wir mal an ich schreibe einen Compiler und veröffentliche diesen als Open Source (GPL). Nun schreibe ich dafür eine IDE, und verkaufe diese zusammen mit meinem Compiler, da ich ja selbst Lizenzgeber bin und alle Rechte daran habe. Nun kommen aber ein paar eifrige Hacker um die Ecke, und schreiben selbst eine IDE für meinen Compiler, der dann ebenfalls Open Source werden muß, aber eine vielleicht sogar bessere Alternative zu meinem Produkt darstellt => Damit hätte ich mir ja einen unmittelbaren Konkurrenten geschaffen.

    Noch dazu: Darf ich Änderungen, die Andere an der Software vornehmen, in meine eigene Closed-Source Variante des Programms übernehmen und unter der kommerziellen Lizenz vertreiben? Und darf/kann ich das Programm in einer späteren Version unter eine restriktivere Lizenz, vielleicht sogar Close-Source selbst setzen?

    Fragen über Fragen, aber ihr helft mir sehr mit euren Antworten! 👍

    Grüße
    Herr Fragemann


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