..



  • Für mich die Frage ist, warum das Becken mit dem alten Müll aufkocht:

    Es gibt verschiedene Arten der Moderation (Einbremsung der Kernreaktion). Für die Kernspaltung braucht man langsame Neutronen, deswegen werden Druckwasserreaktoren nicht überkritisch, Siedewasserreaktoren theoretisch auch nicht, deswegen ist Tchernobyl als graphitmoderierter Samowar in die Luft geflogen.

    Wenn also die ausgelutschten Brennstäbe hochgehen, heißt das, daß es jede Menge langsamer Neutronen gibt - woher die wohl kommen? Das heißt nix Gutes für die Leutchen, die zuletzt drin waren.

    Ist ein wenig spekulativ, aber für mich derzeit plausibel. Angesichts der Informationspolitik Japans bleibt uns nur Rätselraten.



  • It0101 schrieb:

    zwutz schrieb:

    Deaths per TWH by energy source

    Wer den Text genau gelesen hat, weiß auch, dass eben bei Tchernobyl nur die 50 Toten gezählt wurden, die tatsächlich im Zusammenhang mit dem Unglück standen.

    Die vielen Tausend Menschen, die früher sterben, Krankheiten bekommen und vor allem die tausenden mißgebildeten Kinder stehen nicht in der Statistik.
    Demzufolge kann man diese Art von Statistik getrost in die Tonne treten.
    Ich würde sogar soweit gehen, diese Statistik als menschenverachtend zu bezeichnen, weil sie Opfer der Tchernobyl-Katastrophe verhöhnt.

    du solltest genauer lesen. 50 sind bisher nachweislich an den Folgen gestorben, 4000 sind noch "offen". Selbst wenn die alle in den nächsten 25 Jahren an der Strahlung sterben würden, wäre die Auswirkung auf die Studie absolut vernachlässigbar, da in der Zeit natürlich auch weiter Strom produziert wird



  • lolz schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Aktuell sieht es wohl so aus:

    * Spekulation, dass das Containment in Reaktor 2 beschädigt ist.

    Da bin ich mir nicht so sicher, laut tagesschau.de handelt es sich dabei um die Gebäudewand, die 8 Meter große Löcher enthält. Dass danach die Radioaktivität zunimmt ist auch nachvollziehbar, da hier wie bei den anderen Reaktoren wohl auch wieder der Dampf im Gebäude gelagert wurde um möglichst wenig Radioaktivität nach außen abzugeben. Dass das Containment zerstört wurde konnte ich bisher nirgends lesen, es scheint bei den Medien, aber allgemein Verwirrung zu geben, da gleichzeitig auch von Druckabfall im Reaktor die Rede war. Und dieser ist ja noch vom Containment umschlossen, dass der Reaktor reißt, das Containment reißt und die Gebäudewand, in so kurzer Zeit/auf einmal scheint mir unwahrscheinlich (wobei man bei dem Ereignis mit Wahrscheinlichkeiten vorsichtig sein sollte).

    Das ist eben genau die Panikmache die einige Nachrichtendienste betreiben. In der Nacht wurde kurz spekuliert ob das Containment gerissen sei, weil der Druck nach einer Explosion abgefallen ist und die Strahlung schlagartig anstieg. Um 3Uhr Nachts hat das Ministerium gesagt, dass das Containment nicht gerissen sei und die Radioaktivität wieder gesunken ist. Die IAEA hat ja ein paar Zahlen veröffentlicht (siehe oben).

    Bei einigen Nachrichtendiensten steht aber immer noch als Schlagzeile, dass das Containment vermutlich gerissen sei und wildes Gerede über die 400mSv/h die lokal zwischen zwei Reaktoren gemessen wurden. Die Meldungen beim Spiegel scheinen die unseriösesten zu sein.



  • DocShoe schrieb:

    Je höher die Temperatur im Inneren steigt, desto nachgiebiger wird die Stahlhülle.

    könnte man die von außen kühlen? z.b. einfach mit nem löschflugzeug drüber 😕

    @edit: okay, bei der erzeugten energie, ist das sicher nur ein tropfen auf den heißen stein 😞



  • pointercrash() schrieb:

    Für mich die Frage ist, warum das Becken mit dem alten Müll aufkocht:

    Es gibt verschiedene Arten der Moderation (Einbremsung der Kernreaktion). Für die Kernspaltung braucht man langsame Neutronen, deswegen werden Druckwasserreaktoren nicht überkritisch, Siedewasserreaktoren theoretisch auch nicht, deswegen ist Tchernobyl als graphitmoderierter Samowar in die Luft geflogen.

    Wenn also die ausgelutschten Brennstäbe hochgehen, heißt das, daß es jede Menge langsamer Neutronen gibt - woher die wohl kommen? Das heißt nix Gutes für die Leutchen, die zuletzt drin waren.

    Ist ein wenig spekulativ, aber für mich derzeit plausibel. Angesichts der Informationspolitik Japans bleibt uns nur Rätselraten.

    Das ist die Restwärme. Auch ausgebrannte Brennstäbe produzieren noch ein paar Promille Restwärme. Nicht mehr genug um das wirtschaftlich zu nutzen aber immer noch genug um Wasser zum kochen zu bringen.



  • @rüdiger: sag mal was zu den alten Mox-Brennelementen, die da gerade im eigenen Saft schmoren. 🙄



  • Hi,

    das vernünftigste wäre es, alle in Zukunft noch zu betreibenden Kernreaktoren zusätzlich zu den vorhandenen Notkühlsystemen mit einer Schwerkraftnotkühlung zu versehen. Also höhergelegene Becken, in denen genug Wasser für mindestens 3 Tage Notkühlbetrieb ist und die mit einer ausreichenden Leitung mit dem Reaktor verbunden sind, wo man im Notfall einfach die Ventile aufmacht und den Reaktorinnenraum ohne Pumpenleistung fluten kann.

    Gruß Mümmel



  • Erhard Henkes schrieb:

    Übrigens, hier gibt es eine wirklich brauchbare Seite, allerdings nichts für Leute, die von Physik/Technik wenig verstehen:
    http://www.grs.de/informationen-zur-lage-den-japanischen-kernkraftwerken-fukushima-onagawa-und-tokai
    Dort findet man zumindest ausreichend Messdaten.

    Danke 👍.

    NISA scheint leider seit gestern keine Informationen mehr auf englisch zu veröffentlichen.

    Hier ist der aktuelle Statusreport von TEPCO (Betreiberfirma): http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11031507-e.html



  • das vernünftigste wäre es, alle in Zukunft noch zu betreibenden Kernreaktoren zusätzlich zu den vorhandenen Notkühlsystemen mit einer Schwerkraftnotkühlung zu versehen. Also höhergelegene Becken, in denen genug Wasser für mindestens 3 Tage Notkühlbetrieb ist und die mit einer ausreichenden Leitung mit dem Reaktor verbunden sind, wo man im Notfall einfach die Ventile aufmacht und den Reaktorinnenraum ohne Pumpenleistung fluten kann.

    Irgendwo hier im Thread steht doch ein Zitat, das besagt, dass China das jetzt vor hat.

    könnte man die von außen kühlen? z.b. einfach mit nem löschflugzeug drüber

    Tagesschau Ticker schrieb:

    Die Betreiberfirma von Fukushima I erwägt nach eigenen Angaben, per Hubschrauber Wasser auf das Abklingbecken von Reaktor Vier abwerfen zu lassen. Die japanische und die US-Luftwaffen könnten um Hilfe gebeten werden.



  • Hier ist der aktuelle Statusreport von TEPCO (Betreiberfirma): http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11031507-e.html

    Was ist das denn? 😕 🙄
    Sind die auch alle geflüchtet?



  • Erhard Henkes schrieb:

    @rüdiger: sag mal was zu den alten Mox-Brennelementen, die da gerade im eigenen Saft schmoren. 🙄

    Ich habe bisher nichts darüber gehört, dass die alte Mox-Brennelemente lagern. Die Mox-Brennelemente in Reaktor 3 sind wohl eine Neuheit und daher haben die vielleicht noch keine ausgebrannten.

    muemmel schrieb:

    das vernünftigste wäre es, alle in Zukunft noch zu betreibenden Kernreaktoren zusätzlich zu den vorhandenen Notkühlsystemen mit einer Schwerkraftnotkühlung zu versehen. Also höhergelegene Becken, in denen genug Wasser für mindestens 3 Tage Notkühlbetrieb ist und die mit einer ausreichenden Leitung mit dem Reaktor verbunden sind, wo man im Notfall einfach die Ventile aufmacht und den Reaktorinnenraum ohne Pumpenleistung fluten kann.

    Das machen sie wohl bei den Typ III/IV Reaktoren. Ich hab hier irgend wo einen Link auf Xinhua gepostet, die geben dort einen chinesischen Regierungssprecher wieder, der genau dies beschreibt und als Grund angibt, warum sie weiter an ihrer Atomstrategie festhalten.



  • Und sorry. Wenn man die ganzen Atomkraftwerke einfach noch um ein Vielfaches verbessert, halte ich die vorerst trotzdem für eine gute Energiequelle. Was mich nur stört, sind mögliche Terroranschläge auf die Dinger. Ist ja nicht so, dass man da nicht ne richtig fette Bombe drauf schmeißen könnte.



  • ..



  • Eisflamme schrieb:

    könnte man die von außen kühlen? z.b. einfach mit nem löschflugzeug drüber

    Tagesschau Ticker schrieb:

    Die Betreiberfirma von Fukushima I erwägt nach eigenen Angaben, per Hubschrauber Wasser auf das Abklingbecken von Reaktor Vier abwerfen zu lassen. Die japanische und die US-Luftwaffen könnten um Hilfe gebeten werden.

    und am ende lassen sie es doch noch regnen 🤡



  • pointercrash() schrieb:

    Wenn also die ausgelutschten Brennstäbe hochgehen, heißt das, daß es jede Menge langsamer Neutronen gibt - woher die wohl kommen? Das heißt nix Gutes für die Leutchen, die zuletzt drin waren.

    Ich bin kein Physiker aber soweit ich das verstanden hab findet dort nirgendwo mehr eine Kettenreaktion statt (die wurde bereits im Moment des Erdbebens durch eine SCRAM Notabschaltung augenblicklich gestoppt). Die Wärme kommt von den Zerfallsprodukten die bei der Spaltung des Brennstoffs entstehen und natürlich auch in den Brennstäben drin sind. Die sind nämlich nicht stabil und zerfallen von selber (hauptsächlich Betastrahlung) und sorgen damit für die Restwärme gegen die man die letzten Tage so verzweifelt kämpft. Bei den Abfallstäben wird das nicht anders sein, von vielen thermischen Neutronen und Kettenreaktionen kann man da also wohl kaum sprechen.

    rüdiger schrieb:

    Hier ist der aktuelle Statusreport von TEPCO (Betreiberfirma): http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11031507-e.html

    Das ist leider nur der Status der anderen Anlage um die man sich wohl nie wirklich Sorgen machen musste. Das Problemkind ist Fukushima Dai-ichi...



  • Bei Tschernobyl haben die doch noch ganz viel andres Zeug drauf geschmissen. Ist es dafür einfach zu früh bzw. ist das Problem, dass gerade einfach nichts offen liegt? Und wenn Stahl schon nicht hilft, kann man nicht irgendwas anderes, möglichst Verdichtendes drauf schmeißen? Kann ja nach und nach passieren, aber besser als nix. Natürlich ist oben die Strahlung auch hoch, wobei ich mir ja vorstellen könnte, dass man entsprechend konzipierte Flugzeuge schon recht strahlensicher machen kann (wenn so was irgendwo rumsteht).



  • zwutz schrieb:

    du solltest genauer lesen. 50 sind bisher nachweislich an den Folgen gestorben, 4000 sind noch "offen". Selbst wenn die alle in den nächsten 25 Jahren an der Strahlung sterben würden, wäre die Auswirkung auf die Studie absolut vernachlässigbar, da in der Zeit natürlich auch weiter Strom produziert wird

    Das ist doch gequirlte Scheiße. Du kannst doch nicht auf der einen Seite jeden Wasserkraftwerksarbeiter dazurechnen, der von der Fensterputzplattform gefallen ist und auf der anderen Seite 4000 offene Sachen rechnen und die anderen 4000 offenen, die es nie in die Registrierung geschafft haben, ignorieren.
    Die Kausalitätskette ist eine andere und das läßt Dein Link geschickt außer Acht. Wenn ich jetzt Kehlkopfkrebs kriege, könnte das daran liegen, daß ich als Kind einen Wecker am Nachttisch mit Radium- Leuchtziffernblatt hatte oder daran, daß ich Raucher bin. Mit der geeigneten Kriterienauswahl kriege ich hin, daß das Futtern von Erdbeerschaumzucker gesundheitsgefährlicher ist, als Rauchen und Wasserkraftanlagen mörderischer als Super- GAUs.

    Es ist geboten, bei jeder Statistik anzugucken, ob die Erhebungsbasis erläutert ist. Und selbst, wenn Du halbwegs nachsehen kannst, für 'ne gelogene Zeile in der Presse wurde schon so manches gefälscht.

    Benutze Dein Hirn, das kann Dir niemand verbieten!



  • Übrigens erhöht Rauchen auch den mSv-Wert des Körpers: http://de.wikipedia.org/wiki/Tabakrauchen#Radioaktivit.C3.A4t



  • Diese ganzen Tschernobyl-Vergleiche sind nach all meinen Informationen dermaßen lächerlich...aber die Schlagzeilen verkaufen sich Hierzulande natürlich sehr gut weil man sich noch an 1986 erinnert. Ich empfehle jedem mal die Berichte von anderen Erdteilen (z.B. CNN) zum Vergleich heranzuziehen...



  • rüdiger schrieb:

    Das ist die Restwärme. Auch ausgebrannte Brennstäbe produzieren noch ein paar Promille Restwärme. Nicht mehr genug um das wirtschaftlich zu nutzen aber immer noch genug um Wasser zum kochen zu bringen.

    Achso:

    ARD Newsticker schrieb:

    15.03.2011 15:21 Uhr
    Tepco: Brennstab-Becken kann nicht nachgefüllt werden

    Das Aufbewahrungsbecken für die verbrauchten Brennstäbe im Reaktor 4 des japanischen Kernkraftwerks Fukushima I kann nicht mehr mit Wasser gefüllt werden. Das habe die Betreiberfirmer Tepco mitgeteilt, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Eine weitere Eskalation der Situation drohe.

    Also quasi Omas Backofen beim Auskühlen.


Anmelden zum Antworten