Ich glaube mir wird schlecht...
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Marc++us schrieb:
Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol. Mehr sowas wie ein Parteiabzeichen.
Hier ist der Beweis, dass du das was die fundamentalistische Minderheit propagiert für bare Münze nimmst. Nein! Das Kopftuch ist kein Parteisymbol. Das Kopftuch ist vielmehr eine "eingebürgerte Form" der Bedeckung (hauptsächlich in der Türkei; die übrigen islamischen Länder verhüllen sich komplett --> Fereshtah Ludin beispielsweise).
Dass es Leute gibt, die das zum Parteisymbol erklären und solche die dieses Symbol sehr gerne als solches akzeptieren (wie Du) ist mir angesichts des Nichtverständnisses mehr als nur klar - leider.
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Aber was dann?
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Das Kopftuch wird tatsächlich als Symbol benutzt. Man kann an der Art der bedeckung erkennen welcher Partei man angehört.
Das Kopftuch als solches ist in vielen Ländern aber auch ein Teil der Kultur.
@Marcus
Das was du über die Schulen geschrieben hast klingt zwar schön, aber die Realität sieht anders aus. Es gab Klassen mit Lehrern aus der Türkei als Klassenlehrer. Diese unterrichteten in der Muttersprache. Ich frage mich wie man solche Kinder in die Geselschaft integrieren soll. Oder will man das nicht?
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Prinzipiell hat das Kopftuch erst einmal überhaupt keine Bedeutung. Das Kopftuch wird ausschließlich in der Türkei als religiöse Kopfbedeckung ähnlich der Kopfbedeckung der Männer in Israel) benutzt. Alle anderen Länder darunter Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak und Saudi Arabien haben eine komplette Verhüllung (Tesettür). Daran ist die unterschiedliche Interpretation des Korans schon zu erkennen. Die Türkei ist in dieser Hinsicht wie schon gesagt liberaler.
Damit bekommt das Kopftuch erst einmal einen regionalen Charakter: Kopftuch -> Türkei; Schleier -> alle anderen islamischen Länder. Wobei es natürlich in der Türkei auch solche gibt, die sich verschleiern (besonders zu Zeiten von Necmettin Erbakan (Refah Partisi)). Das Kopftuch kann auf unterschiedliche Arten und Weisen gebunden werden. Daran lässt sich wieder ein regionaler Charakter ablesen. Je näher man in den Osten kommt, desto dichter wird der Kopf durch das Tuch oder die Tücher bedeckt.
Bis hierher hat es also noch überhaupt nichts mit Politik zu tun. Jetzt allerdings gibt es die fundamentalistischen Parteien, zu deren Anhängern solche gehören die Kopftücher tragen. Damit erst wird das Kopftuch zu einem politischen Symbol. Das sind eine Hand voll (mit steigender Tendenz zugegeben) politisch engagierter Personen die tagtäglich im Medienmittelpunkt stehen und ihre Politik unter dem Kopftuch propagieren - Diese werden gesehen und als Folge davon wird das Kopftuch als polit. Symbol assoziiert. Das ist schon mal der erste Fehler: Man kann anhand eines Kopftuches nicht sagen, ob die Person, die dieses Tuch trägt, politisch aktiv ist. Wohl aber, dass sie sich zum Islam bekennt. Genauso wenig kann man jedem, der sich zum Islam bekennt, nicht unterstellen Politik im Namen der Sharia auszuüben.
Damit erkennt man aber jetzt auch, dass es sich hierbei um eine Minderheit in Deutschland handelt, die euch Deutschen das Kopftuch als politisches Symbol verkaufen und jeder fällt darauf hinein. Das ist schlichtweg eine Vergewaltigung des guten Willens und muss wie ich schon so oft wiederholt habe schärfer kontrolliert werden. In letzter Zeit wird das ja auch getan und das ist auch gut so.
Mein Standpunkt in diesem Thread ist nicht der, dass ich alle Kopftuchträger hier verteidigen will. Ich möchte nur eindeutig klar stellen, dass nicht jeder Kopftuchträger fundamentalistisch eingestellt ist. Es ist ein zweischneidiges Schwert und nicht immer leicht zu verstehen. Aber blindlings "schwarzhaarige Kopftuchträger" hinauszuposaunen geht nicht. RockNix ist mir in dieser Hinsicht nicht nur dieses mal aufgefallen. Schon in früheren Threads sind gewisse Tendenzen auszumachen gewesen die nicht kommentarlos bleiben dürfen in einem Forum mit über 10000 Nutzern.
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Netzwerk-Latenz schrieb:
Es gab Klassen mit Lehrern aus der Türkei als Klassenlehrer. Diese unterrichteten in der Muttersprache. Ich frage mich wie man solche Kinder in die Geselschaft integrieren soll. Oder will man das nicht?
Das ist richtig. Ich war nie in einer solchen Klasse und habe bis vor ein paar Jahren auch nicht gewusst, dass es dies gibt. Meine Frau war in einer solchen Klasse aber nicht durchgängig. Das war wohl damals ein Pilottest. Solche Tests gibt es nach wie vor sehr häufig. Was die Bildung dieser Menschen anbelangt darf man nicht daraus schließen, dass eine Integration solch erzogener Kinder nicht gelingt. In vielen Fällen war die Integration sogar in meinem jetzigen Bekanntenkreis nachweislich einfacher.
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Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol. Mehr sowas wie ein Parteiabzeichen.
Deine Argumentation ist übrigens bekannt, und zahlreiche arabische Frauenrechtlerinnen beschweren sich über diese Art des europäischen Verständnisses - suche mal in Google z.B. nach Khalida Messaoudi.
Es ist mir eigentlich egal, wer meine Argument benutzt, ich halte sie aber für durchaus richtig. Das Problem ist einfach mal, dass viele Leute, welche gegen Kopftücher in der Schule sind, sich aber für Kruzifixe in der Schule aussprechen. Dies darf nicht sein. Wenn ich eine Frau mit Kopftuch auf der Straße sehe, dann denk ich sicherlich nicht an eine politische Kennzeichnung, sondern dann nehme ich an, diese Frau nimmt ihre Religion besonders streng und interpretiert sie recht konservativ (kann natürlich auch sein, dass der Mann ihr dies aufgezwungen hat, aber in Dland sollte es für Frauen recht einfach sein, sie diesem häuslichen Zwang zu entziehen, sofern sie es wollen), das gleiche kommt mir aber auch in den Kopf, wenn ich eine Nonne auf der Straße sehe. Warum darf nun eine Nonne an einer staatlichen Schule unterrichten und eine Muslimin mit Kopftuch nicht ? Da ist doch eindeutig eine Bevorzugung des Christentums zu entdecken. Das Kopftuch ist sicherlich eine Bekenntnis zu einer konservativen Form des Islams, was aber nicht gleich heißen muß, dass man sich durch das Kopftuch zum Islamismus oder einer radikalen politischen Interpretation des Islams bekennt. Eine Nonne bekennt sich auch zu einer erzkonservativen Auslegung des Christentums, auch im politischen Sinne, ich möchte mir nicht vorstellen, was Kinder von so einer Frau für Mist begebracht bekommen. Die einzige Konsequenz kann nur sein, Religionen aus der Schule rauszuschmeißen und durch eine umfangreiche Bildung Kinder weniger anfällig zu machen für religösen Irrwahn.
Auf Spiegel.de war heut übigrens ein guter Artikel, wie sich radikale Meinungen auch innerhalb des Christentums ausbreiten: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,272191,00.html
Es kann doch nicht sein, dass die Kinder in einer Art Sekte großwerden und radikale Meinungen eingeflößt bekommen. Jedes Kind muß in eine staatliche Schule gehen und dort allgemeine Grundsätze beigebracht bekommen, um sich gegen religösen Fundamentalismus wehren zu können.
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CengizS schrieb:
Das ist schon mal der erste Fehler: Man kann anhand eines Kopftuches nicht sagen, ob die Person, die dieses Tuch trägt, politisch aktiv ist. Wohl aber, dass sie sich zum Islam bekennt.
Aber mit dieser Aussage habe ich schon ein Problem. Ich nehme jetzt mal als Beispiel Kairo, weil ich das nun aktuell erleben konnte. Nehme ich Fotos von der Straße, die 20 Jahre älter sind, so sehe ich keine einzige Frau mit Kopftuch. Und nun 2003 sehe ich fast nur noch Frauen mit Kopftuch (übrigens wirklich Kopftuch, auch wenn es ein arabisches Land ist... diese komplette Kopfverhüllung gab's nur in Oberägypten zu sehen). Das würde doch demnach bedeuten, daß die Frauen vor 20 Jahren sich wenig um die Religion scherten - oder nicht? Bzw. daß sie sich nicht zum Islam bekannten?
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Michamab schrieb:
Jedes Kind muß in eine staatliche Schule gehen und dort allgemeine Grundsätze beigebracht bekommen, um sich gegen religösen Fundamentalismus wehren zu können.
Das ist natürlich richtig. Leider haben es die 68er mit ihrem Marsch durch die Institutionen geschafft, ein Regime aufzubauen, daß den Laissez-Faire-Stil sogar zum Nachteil von zu schützenden Personen erlaubt. Nur so sind auch solche fehlgeleiteten Gerichtsurteile zu erklären, wonach Fundamentalchristen wg. dem bißchen Biologie ihre Kinder selbst unterrichten dürfen. Und die Islamisten nehmen die gleichen Rechte in Anspruch und ziehen die Mädchen vom Sportunterricht und Klassenausflügen ab.
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Michamab schrieb:
(kann natürlich auch sein, dass der Mann ihr dies aufgezwungen hat, aber in Dland sollte es für Frauen recht einfach sein, sie diesem häuslichen Zwang zu entziehen, sofern sie es wollen)
Das halte ich allerdings für eine Fehleinschätzung der realen Situation.
Wenn es nicht einmal deutschen Frauen gelingt, sich prügelnden Männern zu entziehen - obwohl es keine Sprach- und Kulturprobleme gegenüber den Institutionen gibt - wie soll das Frauen gelingen, denen kulturell eine Zurückhaltung erziehungstechnisch eingeimpft wurde? Und die vielleicht sogar noch sprachlich benachteiligt sind?
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Marc++us schrieb:
Aber mit dieser Aussage habe ich schon ein Problem. Ich nehme jetzt mal als Beispiel Kairo, weil ich das nun aktuell erleben konnte. Nehme ich Fotos von der Straße, die 20 Jahre älter sind, so sehe ich keine einzige Frau mit Kopftuch. Und nun 2003 sehe ich fast nur noch Frauen mit Kopftuch (übrigens wirklich Kopftuch, auch wenn es ein arabisches Land ist... diese komplette Kopfverhüllung gab's nur in Oberägypten zu sehen). Das würde doch demnach bedeuten, daß die Frauen vor 20 Jahren sich wenig um die Religion scherten - oder nicht? Bzw. daß sie sich nicht zum Islam bekannten?
Das kann gut sein. Ich kenne ein paar Ägypter, die nicht sehr religiös sind (wenn sie hier sind) aber zuhause dann sich dem Umfeld anpassen. Das hat sicherlich etwas mit der polit. Situation dort zu tun aber das muss nicht für ganz Ägypten gelten. Könnte gut sein, dass ein Bürgermeister von Kairo versucht sich in diesen Dingen zu beweisen. Um alle Unklarheiten aufzulösen. In Deutschland mag ein Bürgermeister nicht sehr viel Macht haben aber in anderen Ländern ist dies sicherlich anders. Hier greift dann das Beispiel von oben (Kopftuch -> Islam -/> Partei)