Abschlagsfrei mit 63 Jahren in die Rente



  • Kannst Du mich nochmal sauber durch dein Argument durchführen? Ich versgtehe es jedenfalls nicht, bzw. es klingt wie Vulgärmarxismus ("Reservearmee der Arbeitslosen").

    Was Du mir hier zu unterstellen scheinst, ist doch eine Monoposoniestellung der Arbeitgeber (Wettbewerb der Arbeitnehmer untereinander stellt sich ein). Mit Arbeitslosigkeit hat das wenig zu tun.

    Ich will versuchen, das nochmal verständlich auszuführen:
    In einem idealen Arbeitsmarkt ergibt sich keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Das bedeutet, jeder, der bereit ist zum ihnen angebotenen Lohn zu arbeiten, findet Arbeit. Anders gesagt: Es wird jedem Arbeit angeboten, wenn auch nicht immer zum vom Arbeitnehmer gewünschten Lohn. Die Arbeitnehmer, die trotzdem ablehnen, nennt man freiwillig arbeitslos. In bestimmten wirtschaftlichen Zeiten ist diese Situation aber nicht gegeben: Es gibt Menschen, denen wird zu keinem Lohn Arbeit angeboten. Das ist keine Feststellung von Marx, sondern von Keynes, siehe dessen "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Geldes und des Zinses". Das ist auch recht unstrittig und ist so auch in die heutige ökonomische Theorie übernommen worden. (Stichwort: Strukturelle Arbeitslosigkeit und konjunkturelle Arbeitslosigkeit).

    In dem idealen Arbeitsmarkt besteht ein Gleichgewicht, in dem Arbeitnehmer und Kapitalgeber nach ihrem Grenzprodukt entlohnt werden. Besteht diese Voraussetzung aber nicht, so verschärft sich der Wettbewerb zwischen den Arbeitnehmern (Also das Gegenteil von dem, was Du meinst, das ich gesagt hätte. Aber davon abgesehen, Wettbewerb ist ja erstmal gut, sowohl auf der Arbeitnehmerseite um den bestzahlenden Arbeitgeber und auf der Arbeitgeberseite um die bestqualifiziertesten Arbeitnehmer), weil mehr Bewerber auf eine offene Stelle kommen. Besteht ein Angebotsüberschuss (Arbeitnehmer sind Anbieter auf dem Arbeitsmarkt), so sinkt der Preis (Lohn). Und zwar soweit, bis sich ein Gleichgewicht einstellt - also bis das Angebot soweit gesunkten ist, dass es der Nachfrage entspricht.

    Jetzt führe ich eine weitere Annahme ein: Das Angebot an Arbeit (in den unteren Lohnklassen) ist 0 unterhalb des Hartz-IV-Niveaus. Dann auf einem kurzen Stück perfekt elastisch, also stark/sprunghaft steigend auf die Anzahl der Erwerbsfähigen. Von dort an weiter steigend oder konstant, das ist für unsere Betrachtung nicht weiter von Belang. Übersteigt nun also die Zahl der Arbeitssuchenden die Zahl der offenen Stellen (Ist der Schnittpunkt der Kurven also im elastischen Bereich beim Hartz-IV-Niveau), so stellt sich in der mikroökonomischen Markttheorie das Gleichgewicht beim Reservationslohn (Hartz-Niveau) ein.

    Wie denn?

    Ändert ein Mindestlohn den Reservelohn? Oder die Grenzproduktivität?

    Nö. Er ändert nur das, was man in einen Arbeitsvertrag reinschreiben kann.

    Er verhindert, das die Arbeitnehmer auf den Reservationslohn gedrückt werden. Dabei ist er natürlich ökonomisch nicht optimal, weil er die tatsächliche Grenzproduktivität der Arbeitnehmer nicht berücksichtigt (Das wäre ja die ökonomisch effiziente Untergrenze). Optimal wäre es, wenn die Arbeitnehmerseite das nötige Verhandlungsgewicht hätte, dann gäbe es keine Fälle, in denen der Mindestlohn bindend (also wirksam) würde. Dazu wäre es hilfreich, die Arbeitszeit oder den Druck durch Hartz-IV durch Erhöhung der Regelsätze oder Abschaffung der Sanktionen zu reduzieren. Oder für eine Erhöhung der Binnennachfrage zu sorgen, sodass die Arbeitsnachfrage steigt.

    Das siehst Du auch nur so lange, wie Du es nicht selber zahlen musst.

    Was machst Du, wenn Deine Mutter alt und kränklich ist, und jemanden braucht, der Ihr jeden Tag nur 3 Stunden was vorliest? Oder einfach nur Gesellschaft leistet.

    Siehst Du es dann auch noch als so selbstverständlich an, dafür jeden Tag 40 Euro oder mehr hinzublättern?

    Das ist eben das, was ich meine: Dann wird klar werden, dass diese Arbeit durchaus mehr wert sein kann als 8,50 €. Wie willst Du eigentlich das Grenzprodukt einer Pflegerin ermitteln? Bei Fließbandarbeitern geht das ganz gut, bei Dienstleistungen kaum. Man könnte es dadurch bestimmen, welcher Lohn den Angehörigen entgehen würde, wenn sie die Pflege selbst durchführen müssten. Und dann wird ganz schnell deutlich, dass das mehr als 8,50 sind, falls die Angehörigen mehr als 8,50 verdienen.



  • Hi Otze,

    otze schrieb:

    Davon ab: Ja, das wäre es wert. Wahrscheinlich würde ich keine Einzelaktivität buchen, weil Gruppenaktivitäten für das Sozialleben besser sind. Und natürlich auch billiger, weil weniger Personal gebraucht wird. Aber die Personen die das machen, verdiennen ihre X-Euro pro Stunde, denn die Arbeit mit alten Menschen ist nicht einfach - und sonst müsste ich das selber täglich übernehmen. Und meine Freizeit ist mir definitiv mehr Wert als 15€ die Stunde.

    Na gut, Dir wäre es das wert. Wäre es vermutlich vielen. Aber das allein reicht nicht. Es muss es einem nicht nur wert sein, man muss es auch bezahlen können. Und da würde es bei vielen klemmen. Machen wir uns nichts vor, wir sid einkommensmäßig meist doch ein wenig privilegiert.

    Gruppenaktiivitäten sind nur auf den ersten Blick billiger. Wenn Du irgend jemand bestellst, der zu Deiner Oma kommt und ihr Gesellschaft leistet, dann fallen noch dem seine Fahrtkosten an, bzw. die muss er selber tragen, weil Arbeitsbeginn ist ab Arbeitsort, wie er hin kommt ist seine eigene Sache, so wie Du ja auch sehen musst, wie Du zur Arbeit kommst.

    Willst Du aber Deine Oma zu ner Gruppenaktivität bringen, dann muss Oma da hingefahren werden, und zwar auf Deine Kosten. Und das kann dann schon nicht mehr irgendwo im Hinterzimmer gemacht werden. Da sind abgenommene Räume notwendig, es müssen getrennte Toiletten für Männlein und Weiblein da sein, auch wenn nur lauter Weiblein betreut werden. Das ganze muss als Firma angemeldet werden, es muss eine entsprechende Buchhaltung geben, Miete muss bezahlt werden...

    Im übrigen wird es immer welche geben, die einfach nicht die geistigen Voraussetzungen haben, um einen Gegenwert von 8,50 Euro Brutto in der Stunde zu erwirtschaften. Für drei Euro die Stunde (und den Rest vomStaat) kann man vielleicht ne Truppe "Niedrigbegabte" Laub zusammenharken lassen. Aber wenn man die mit 8,5 Euro pro Stunde bezahlen soll, ist das denen die das Geld dafür zahlen müssen (und die zum Teil auch ncit wesentlihc merh mit wesentlich anspruchsvollerer Arbeit verdienen) nicht mehr vermittelbar. Dann bleibt nur noch die ganze Truppe rausschmeißen und ne Kehrmaschine dafür einsetzen. Na bravo der Kandidat hat 100%.

    Gruß Mümmel



  • Zur Erinnerung: Das Thema war hier ´abschlagsfrei mit 63 Jahren in die Rente´.

    Das vorgesehene Renteneintrittsalter, der frühest mögliche Renteneinstieg, und die Abschläge
    bei vorherigem Einstieg sind wesentliche Stellschrauben des bestehenden Rentensystems.

    An diesen Stellschrauben wird ständig gedreht unter dem Gesichtspunkt der Bezahlbarkeit.

    Alles Schrott. Das System als solches ist krank für alle beteiligten oder es kostet einfach mehr!



  • Hi,

    das System mag krank sein, aber ein besseres gibt es (derzeit) nicht. Auch auf Ansparen basierende Renten sind Umlagesysteme. Keiner von uns legt Brot und Schnitzel für die Rente zurück. Geldscheine sind aber nur bunt bedrucktes Papier mit dem Versprechen was dafür rauszurücken.
    Wenn man alt ist, holt mann sich dann die bunten Papierchen wieder von der Bank und versucht den dann arbeitenden weiszumachen, das die was wert sind und dass sie einem dann von ihren produzierten Werten dafür was abgeben sollen. Das ist letztlich auch nur ne Umlage, die Jungen müssen so oder so für die Alten arbeiten.

    Nachteil an dem System, wenn die bunten Papierchen zwischendurch ihren Wert verlieren, dann ist da im Alter nichts mehr mit gib mir mal. Wer sein Einkommen (in der gesetuzlichen Rentenversicherung) mit den damals Alten geteilt hat, der kann auch von den dann Jungen erwarten, dass sie mit ihm teilen. 🙂
    Wer aber seine Beiträge nur für sich alleine ansparen wollte, der muss sehen, wie er mit dem was dabei rauskommt dann auch reicht. Er war in jungen und mittleren Jahren nicht mit anderen solidarisch, warum solltem man da im Alter mit ihm solidarisch sein. 😞
    Der Haken an der Sache ist nun, dass die ganzen Ansparvarianten nur dann funktionieren, wenn sich das Geld dabei irgendwie vermehrt. Das tut es aber in den letzten Jahren nicht mehr wirklich. Wenn jemand vor 45 Jahren 700 Mark verdient hat, und davon 20% also 140 Mark (entspr. 70 Euro) im Monat zurückgelegt hat, dann war das damals ne ordentliche Sache. Bei 6,5% Zinsen sind daraus in 45 Jahren fast 1200 Euro geworden. Wenn man pro 2 Einzahlungsjahre ein Bezugsjahr rechnet geht die Sache auf, es stehen über 2380 Euro zur Verfügung.
    Bleibt man jedoch bei praktisch Nullverzinsung stehen, wie es zur Zeit immer mehr ranrückt, dann sind aus den 70 Euro am Ende wirklich nur 70 Euro geworden, mal 2 macht 140 Euro, und davon kann keiner leben. Aber von wem will er dann Geld verlangen? Eer hat ja früher nichts in den Topf reingeworfen, mit welchem Recht will er jetzt was raushaben?

    Anders ist es bei der gesetzlichen Umlagevariante. Das was die Jungen und Mittelalten erarbeiten muss für die Jungen, Mittelalten und Alten reichen. Ist nur eine Frage der Aufschlüsselung. Da die Alten keine Familie mehr gründen und nichts mehr fürs Alter zurücklegen müssen, und auch keine erwerblich bedingten Ausgaben mehr haben, reicht bei ihnen ein angemessen kleinerer Betrag.
    Bei gleichbleibender Bevölkerungszahl kann man davon ausgehen, das man in der längeren Einzahlungszeit etwa soviel einzahlt, wie man in der kürzeren Auszahlungszeit zurück bekommt.

    Knackpunkt ist aber, dass da an einigen Stellen falsch gespielt wird.
    1. Mit zunehmendem Wohlstand gönnte man sich in der BRD alles mögliche, nur keine Kinder. Wärend die unter großen Entbehrungen lebende Nachkriegsgeneration noch ausreichend Kinder bekam, war spätestens mit den 68ern Selbstverwirklichung angesagt.
    2. Den nachfolgenden wurde nicht nur eine pro Kopf viel zu große Anzahl Alter überlassen (durch die zu geringe Geburtenzahl) sondern man lebte auf Pump und überlässt ihnen außer der Verpflichtung für die Alten zu sorgen auch noch die Verpflichtung, für die Schulden deren auf Pump finanzierten Lebens aufzukommen.
    3. Man lädt den Rentenkassen zusätzliche Ausgaben auf, die nicht durch Zahler gedeckt sind (Zuzug in die Sozialsysteme, Wahlgeschenk-Wohltaten für Empfänger...).
    4. Ständige Zunahme des erreichten Lebensalter und damit der Rentenbezugsdauer ohne wirklich adäquate Anpassung des Renteneintrittsalters.

    Es wird heute mehr und mehr argumentiert, dass die (heutezutage noch top rüstigen) 65-jährigen nicht mehr in der Lage wären anstrengende Tätigkeiten auszuüben, z.B. als Dachdecker aufs Dach zu klettern. Unabhängig davon, das solche Tätigkeiten immer mehr die Ausnahme werden, wird dabei übersehen, das die 1950-1960 65-jährigen vom physichen Zustand den heute 80-jährigen entsprachen und damals keiner darüber gejammert hat, dass man die nicht mehr aufs Dach schicken könnte. Die mussten einfach und haben überall ihren Mann gestanden.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Unabhängig davon, das solche Tätigkeiten immer mehr die Ausnahme werden

    Gibt es heute keine Dächer, Wände, Böden und Heizungen mehr 😕

    muemmel schrieb:

    Die mussten einfach und haben überall ihren Mann gestanden.

    Heute müssen eben im Zuge der Emanzipation die Frauen den Mann stehen, wenn es die unterjochten Pantoffelhelden nicht bringen.



  • junta schrieb:

    muemmel schrieb:

    Unabhängig davon, das solche Tätigkeiten immer mehr die Ausnahme werden

    Gibt es heute keine Dächer, Wände, Böden und Heizungen mehr 😕

    Schon, aber muemmel fehlt der einmalige Sondereffekt, dass alles in Trümmern liegt. Willkommen in der Realität, muemmel...



  • Hi Junta,

    junta schrieb:

    muemmel schrieb:

    Unabhängig davon, das solche Tätigkeiten immer mehr die Ausnahme werden

    Gibt es heute keine Dächer, Wände, Böden und Heizungen mehr 😕

    Klar, gibt es auch noch. Aber wieviel % der Bevölkerung waren 1950 Maurer, Dachdecker, ... und wieviele % kommen da heute noch zusammen.
    Bestimmte Berufe wie der Ofensetzer sind in manchen Gegenden schon fast ausgestorben. Dachdecker haben heute ganz andere Technik zur Verfügung und sind nicht mehr darauf angewiesen jeden Ziegel von Hand hochzutragen. Dächer halten dank neuerer besserer Materialien wesentlich länger, An Stelle von Neubedachung treten immer öffter Sanierungen und Beschichtungen... Die körperlichen Belastungen sind heute in fast allen Berufen nicht mehr mit denen von vor 50 Jahren vergleichbar. Die leute die die Arbeit machen aber vielfach auch nicht mehr. 😉 😃

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    .... Die körperlichen Belastungen sind heute in fast allen Berufen nicht mehr mit denen von vor 50 Jahren vergleichbar. Die leute die die Arbeit machen aber vielfach auch nicht mehr.

    Diese Leute haben aber nach aktueller Stastikik noch eine Weile zu leben:
    Mann 63/67 --> 18,84/15,87 Jahre - Frau 63/67 --> 22,36/18,89 Jahre

    Ungefähr genau so lange leben Kinder auf Kosten der Eltern (und des Staates).
    Das passt also im Ansatz. Als Probleme bleiben die Geburtenrate und die Bedingungen des Arbeitsmarktes.

    Gebt den ´Alten´ nichts. Die wandern zum finanziellen Überleben ohnehin vielfach ins billigere Ausland aus. 😉



  • Auch wenn ich ein niedriges Rentenalter "schön" finde, muss man sich auch den Realitäten stellen: Der prozentuale Anteil der arbeitenden Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten massiv abnehmen, es wird immer mehr Rentner geben, die auch immer länger Rente beziehen. Ich habe noch eine Aussage im Kopf das die Renten für die jetzige Generation bei maximal 43% des Gehaltes liegen können, weil alles andere unbezahlbar ist.

    Fakt ist aber auch das man immer zwei Seiten sehen muss: Es gibt einen Teil der auch im hohen Alter noch arbeitsfähig ist, einen anderen Teil der es schlicht nicht mehr kann.

    Wieso kommt mir nur der Film Soylent Green; ...Jahr 2022... die überleben wollen in den Sinn.



  • Auch wenn ich ein niedriges Rentenalter "schön" finde, muss man sich auch den Realitäten stellen: Der prozentuale Anteil der arbeitenden Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten massiv abnehmen, es wird immer mehr Rentner geben, die auch immer länger Rente beziehen. Ich habe noch eine Aussage im Kopf das die Renten für die jetzige Generation bei maximal 43% des Gehaltes liegen können, weil alles andere unbezahlbar ist.

    Das Problem an der Sache ist, dass es ein Märchen ist, um die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu bewerben. Der zu erwartende Produktivitätszuwachs gleicht den erwarteten Rückgang der Erwerbsbevölkerung aus, sodass weder die Absenkung des Rentenniveaus auf 43% noch die Anhebung der Altersgrenze (und schon garnicht beides zugleich) nötig waren, sind und werden. Davon abgesehen sind Bevölkerungsprognosen ohnehin reine Kaffeesatzleserei, weil Bevölkerungsströme, zukünftige Geburten- und Sterberaten nicht vorherzusehen sind. Naturkatastrophen, politische Veränderungen, wirtschaftliche Not oder Aufschwung, gesellschaftlicher Wandel haben einen Einfluss und sind nicht planbar. Aus diesem Grund nennt das statistische Bundesamt seine diesbezüglichen Berechnungen auch nicht Vorhersagen und stellt mehrere Szenarien dar, anstatt eine Entwicklung zu prophezeihen.

    Natürlich hat die Rentenversicherung momentan ein gewaltiges Problem. Als Blüm gesagt hat, "eins ist sicher: Die Rente", hatte er Recht - er konnte ja nicht ahnen, durch welches grenzdebile (kriminelle?) Handeln eine spätere Regierung da die Axt anlegen wird. Dadurch ist heutzutage natürlich so ohne weiteres nicht mehr gegeben, dass die zukünftigen Rentner von den Zahlungen der Rentenkasse leben werden können. Das ist ein Gerechtigkeitsproblem, weil die jetzigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vollen Beitrag zahlen (und ggf. ihre eigene kapitalgedeckte Rente finanzieren) und am Ende dann aber nur wenig rausbekommen. Die Unsicherheit und Unzulänglichkeit der gesetzlichen Rente ist einzig und allein durch das vollständige politische Versagen der Bundesregierungen der letzten Jahre entstanden.



  • Hi,

    Großbrittanien peilt für heutige Berufseinsteiger die Rente mit 70 an, und Deutschland will wieder runter auf 63. Wer da wohl recht haben wird.

    Gruß Mümmel



  • Mr X schrieb:

    Der zu erwartende Produktivitätszuwachs gleicht den erwarteten Rückgang der Erwerbsbevölkerung aus

    Hast du dafür Rechnungen, weil so ganz glaubwürdig halte ich es nicht, zumal die Inflation auch ein Teil des Zuwachses auffrisst. Des weiteren heißt ein höheres Alter in der Regel auch ein höheres an Ausgaben in anderen Bereichen (wie z.B. Krankenhäuser, Pflege usw.), ich wage zu Bezweifeln das dies auch nur ansatzweise ausgeglichen wird. Zumal die Staatsschulden immer weiter steigen, und die angestrebte Zielsetzung keine Neuschulden aufzunehmen immer weiter verschoben wird (Zinsen etc. kommen aber noch immer*).

    * Und gerade Deutschland, das auf eher kurzfristige Kredite setzt wird ganz dumm aus der Wäsche schauen wenn die Leitzinsen sich nach oben ändern. Dann können sich alle Ziele als utopisch herausstellen.

    Mr X schrieb:

    Davon abgesehen sind Bevölkerungsprognosen ohnehin reine Kaffeesatzleserei, weil Bevölkerungsströme, zukünftige Geburten- und Sterberaten nicht vorherzusehen sind.

    Sie waren in der Vergangenheit recht gut vorhersehbar, wenn man von ähnlichen Verhältnissen wie Heute (z.B. keine Kriege in Mitteleuropa) ausgeht. Und auch wenn es nur Schätzwerte sind, muss man sich auf irgendetwas als Grundlage einigen. Nur für den heutigen Tag planen mag für einzelne Menschen klappen, nicht aber eine Volkswirtschaft. Wir können natürlich immer neue Schulden aufnehmen, und hoffen das es erst nach unserem eigenen Leben kracht.



  • muemmel schrieb:

    ...und Deutschland will wieder runter auf 63...

    Die 63 ist für die meisten nicht erreichbar. Ich kenne jedenfalls Viele die nicht von 18 an 45 Arbeitsjahre voll bekommen werden...



  • muemmel schrieb:

    Hi,

    Großbrittanien peilt für heutige Berufseinsteiger die Rente mit 70 an, und Deutschland will wieder runter auf 63. Wer da wohl recht haben wird.

    Gruß Mümmel

    wenn du das mal mit realistischenzahlen rechnest, wirst du merken, dass die meisten Deutschen bis 63 nur maximal 40 Jahre arbeiten. Die, die von der neuen Regelung profitieren, sind die, diee ihr Leben körperlich gearbeitet haben. Die können eh nimmer.

    Und GB ist mal sowas von kein Vergleich.



  • Hast du dafür Rechnungen, weil so ganz glaubwürdig halte ich es nicht

    Definitionsbedingt frisst die Inflation die Produktivität nicht auf. Das reale (also inflationsbereinigte) BIP pro Kopf setzt sich so zusammen: Y/N = L/N * H/L * Y/H (also: Partizipationsrate am Arbeitsmarkt * Arbeitszeit * Produktivität). In der Vergangenheit wuchs die Produktivität langfristig um ca. 2% pro Jahr. Also wächst auch das reale BIP um 2% pro Jahr, gegeben dass die Partizipationsrate und die Arbeitszeit pro Kopf konstant bleiben. Um ein konstantes BIP pro Kopf zu erzielen, müsste die Partizipationsrate (Arbeitszeit pro Kopf bleibe konstant) also im gleichen Maße sinken, wie die Produktivität steigt, um das gleiche BIP pro Kopf zu erzielen. Bei konstantem BIP pro Kopf (oder steigenden natürlich) ergibt sich kein Demographieproblem, durch andere Umverteilung (also Veränderung des Rentenbeitragssatzes) ließe sich der Status Quo halten.

    Also nehmen wir mal an, die Produktivität wächst zukünftig nur noch um 1,5% pro Jahr. Also dürfte die Partizipationsrate auch nur noch um höchstens 1,5% pro Jahr reduzieren. Diese Quote lag zuletzt bei ca. 53%. Demnach kommt auf einen Erwerbsfähigen fast ein Rentner oder Kind. In 50 Jahren betrüge diese Quote bei 1,5% Abnahme pro Jahr 25,1%. Das entspricht ziemlich genau der Horrorvorhersage von 2 Rentnern pro Erwerbsfähigem. Vergleiche das aber bitte mal mit den Zahlen der BPB: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61541/altersstruktur
    Die sagen, der Anteil der Menschen zwischen 20 und 60 betrüge im Jahr 2060 noch 45%. Man muss zwar berücksichtigen, dass das nicht exakt die Partizipationsrate ist. Wir können aber mindestens annehmen, dass beide sehr stark positiv korreliert sind. Eine Abnahme von 1,5% oder mehr pro Jahr sagt das nicht voraus. 0,4% pro Jahr sind anhand der Grafik realistisch.

    Des weiteren heißt ein höheres Alter in der Regel auch ein höheres an Ausgaben in anderen Bereichen (wie z.B. Krankenhäuser, Pflege usw.)

    Du vergisst, dass sich der allgemeine Gesundheitszustand verbessert (Die zusätzlichen Lebensjahre verbringt man ja nicht vollständig in Pflegebedürftigkeit). In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP jedenfalls konstant geblieben, trotz medizinischem Fortschritt und höherer Lebenserwartung. Es kursieren zwar Statistiken, die einen Anstieg in den letzten Jahren unterstellen, die sind aber weder um Inflation noch um Produktivität bereinigt; kurzum, sie wurden nicht ins Verhältnis zum BIP gesetzt.

    Zumal die Staatsschulden immer weiter steigen, und die angestrebte Zielsetzung keine Neuschulden aufzunehmen immer weiter verschoben wird (Zinsen etc. kommen aber noch immer*).

    * Und gerade Deutschland, das auf eher kurzfristige Kredite setzt wird ganz dumm aus der Wäsche schauen wenn die Leitzinsen sich nach oben ändern. Dann können sich alle Ziele als utopisch herausstellen.

    Die Rentenkasse finanziert sich nicht aus der Staatskasse oder sonstwie über Schulden. Und was das Problem der Staatsverschuldung (das ist eine Debatte für sich) betrifft, werden stets zwei Dinge vergessen:
    - Jeder Verschuldung steht ein Vermögenszuwachs gegenüber. Im Saldo bleibt die Bilanz 0.
    - Das Geld gibt der Staat ja nicht in den Schredder. Eine Verschuldung zum Aufbau von Infrastruktur ist wiederum ein Nullsummenspiel, weil der zukünftigen Generation dann sowohl Vermögenswerte (Infrastruktur) als auch Schulden entstehen. Die Instandhaltung des Bestands (d.h. Abschreibungen) sowie die Sozialtransfers müssen natürlich aus Besteurung der jetzigen Generation bezahlt werden, will man es nicht auf Kosten künftiger Generationen austragen. Dazu müsste man ggf. die Steuern erhöhen (oder hätte manche nicht senken dürfen). Hat aber trotzdem mit der Rente nichts mehr zu tun.

    Und auch wenn es nur Schätzwerte sind, muss man sich auf irgendetwas als Grundlage einigen. Nur für den heutigen Tag planen mag für einzelne Menschen klappen, nicht aber eine Volkswirtschaft.

    Ich spreche der Bevölkerungsvorhersage des Statistischen Bundesamts die Seriosität nicht ab, dort sind ja auch die Annahmen, unter denen sie auf gewisse Ergebnisse kommen, offengelegt. Gewisse Studien tun das nicht oder rechnen nur Szenarien durch, in denen es beispielsweise keine Zuwanderung mehr gibt. Maßnahmen aufgrund unrealistischer Horrorvorstellungen zu treffen (1,5% Rückgang der Erwerbsquote pro Jahr) ist unseriös.



  • Großbrittanien peilt für heutige Berufseinsteiger die Rente mit 70 an

    Bis 2060. 😃


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