Unbeschränkte Funktion auf kompaktem Definitionsbereich



  • Hi! Ich beschäftige mich etwas mit Topologie und wollte folgendes beweisen:

    Behauptung: Sei (X,O)(X, \mathcal O) ein topologischer Raum, KXK\subseteq X kompakt und f:KRf:K\rightarrow \mathbb{R} eine unbeschränkte Funktion, also sup{f(x):xK}=\sup\{f(x):x\in K\}=\infty. Dann existiert ein xKx\in K, sodass für jede Umgebung UxXU_x \subseteq X von xx gilt, dass sup{f(y):yUxK}=\sup\{f(y):y\in U_x\cap K\}=\infty.

    Beweisen will ich das per Kontraposition. Angenommen also, xK\forall x\in K existiert eine Umgebung UxU_x von xx, sodass sup{f(y):yUxK}<\sup\{f(y):y\in U_x\cap K\}\lt\infty. Da KK kompakt ist, existiert für jede offene Überdeckung (U_i)_iIOK(U\_i)\_{i\in I}\in \mathcal{O}_K eine endliche Teilüberdeckung (U_j)_jJ(U\_j)\_{j\in J} von KK, wobei OK\mathcal O_K die Relativtopologie bzgl. KK ist und JIJ\subseteq I eine endliche Teilmenge der Indexmenge II ist. Jetzt sage ich, dass ((U_xK)_iIU_i)_xK\left((U\_x\cap K)\cap\bigcup\limits\_{i\in I}U\_i\right)\_{x\in K} wieder eine offene Überdeckung von KK ist, da es für xUxx\in U_x eine offene Menge VOV\in\mathcal{O} mit VUxV\subseteq U_x gibt, also VKUxKV\cap K \subseteq U_x\cap K offen bzgl. OK\mathcal{O}_K und (U_xK)_iIUi(U\_x\cap K)\cap\bigcup\limits\_{i\in I}U_i als endlicher Schnitt offener Mengen bzgl. OK\mathcal O_K offen. Wegen der Kompaktheit von KK gibt es dann ein endliches JKJ\subseteq K, sodass K=xJ((U_xK)_iIUi)K=\bigcup\limits_{x\in J}\left((U\_x\cap K)\cap\bigcup\limits\_{i\in I}U_i\right), also yK xJ:yUxK\forall y\in K\ \exists x\in J: y\in U_x\cap K und damit sup{f(y):yK}sup{f(y):yUxK,xJ}<f\sup\{f(y):y\in K\}\le\sup\{f(y):y\in U_x\cap K, x\in J\}\lt\infty \Rightarrow f ist auf ganz KK unbeschränkt. Kann da jemand mal drüberschauen und sehen, ob das so korrekt argumentiert ist? Vielen Dank! 🙂



  • Naja, das ist wohl noch etwas wirr argumentiert, da ja z.B. U_xK_iIU_i=U_xKU\_x\cap K\cap\bigcup\limits\_{i\in I}U\_i=U\_x\cap K ist (Kompaktheit). Irgendwie kommt mir die Aussage trivial vor. Wenn es für jedes xKx\in K eine Umgebung UxU_x von xx gibt, für die sup{f(y):yUxK}<\sup\{f(y):y\in U_x\cap K\}\lt\infty gilt, steht schon mal fest, dass {x}UxK\emptyset\neq\{x\}\subseteq U_x\cap K ist und damit K=xK{x}=xK(UxK)K=\bigcup\limits_{x\in K}\{x\}=\bigcup\limits_{x\in K}(U_x\cap K). Und dann ist sup{f(y):yK}=sup{f(y):yxK(U_xK)}=sup{sup{f(y):yU_xK}:xK}<\sup\{f(y):y\in K\}=\sup\{f(y):y\in \bigcup\limits_{x\in K}(U\_x\cap K)\}=\sup\{\sup\{f(y):y\in U\_x\cap K\}:x\in K\}\lt\infty, einfach aus der Definition von UxU_x. Wo brauche ich da noch Kompaktheit?



  • Kompaktheit brauchst du, damit die Identität auf K=IR dir kein Gegenbeispiel liefert.

    Wenn Kompaktheit vorliegt, ist das eigentlich ein Standardargument. Wähle für jedes x ∈ K eine Umgebung U(x), auf der f (nach oben) beschränkt ist, sagen wir f(y) ≤ S(x) für alle y in U(x). Aufgrund der Kompaktheit kannst du mit endlich vielen dieser Umgebungen U(x1), ..., U(xn) ganz K überdecken und erhältst so max{S(x1), ..., S(xn)} als obere Schranke für f.

    (Sorry, falls das dein Beweis ist, der sieht mir etwas zu technisch aus, um ihn aus Spaß zu lesen 😉



  • Bashar_bib schrieb:

    Kompaktheit brauchst du, damit die Identität auf K=IR dir kein Gegenbeispiel liefert.

    Wenn Kompaktheit vorliegt, ist das eigentlich ein Standardargument. Wähle für jedes x ∈ K eine Umgebung U(x), auf der f (nach oben) beschränkt ist, sagen wir f(y) ≤ S(x) für alle y in U(x). Aufgrund der Kompaktheit kannst du mit endlich vielen dieser Umgebungen U(x1), ..., U(xn) ganz K überdecken und erhältst so max{S(x1), ..., S(xn)} als obere Schranke für f.

    (Sorry, falls das dein Beweis ist, der sieht mir etwas zu technisch aus, um ihn aus Spaß zu lesen 😉

    Hi, danke für deine Antwort.
    Ja, im Prinzip steht in meinem 2. Post, was du sagst. Aber warum muss ich denn überhaupt eine endliche Überdeckung wählen? Ich kann sie doch gleich unendlich lassen, das Supremum von unendlich vielen reellen Zahlen (die Suprema jeder einzelnen Umgebung) ist ja immer noch reell, also brauche ich die Kompaktheit nicht. Inwiefern macht mir die Identität ein Gegenbeispiel? Auf jeder kompakten Teilmenge von R\mathbb{R} ist die Identität doch beschränkt?



  • Jodocus schrieb:

    Aber warum muss ich denn überhaupt eine endliche Überdeckung wählen? Ich kann sie doch gleich unendlich lassen, das Supremum von unendlich vielen reellen Zahlen (die Suprema jeder einzelnen Umgebung) ist ja immer noch reell, also brauche ich die Kompaktheit nicht.

    Eine unendliche Teilmenge von R\mathbb{R} ist natürlich nicht automatisch beschränkt, hat somit auch nicht immer ein Supremum in R\mathbb{R}. Betrachte N\mathbb{N}, oder gleich R\mathbb{R} ...

    Inwiefern macht mir die Identität ein Gegenbeispiel? Auf jeder kompakten Teilmenge von R\mathbb{R} ist die Identität doch beschränkt?

    Ja sicher, jede stetige (und wie der zu beweisende Satz besagt, auch jede lokal beschränkte) Funktion auf einem Kompaktum ist beschränkt. Aber wenn du die Voraussetzung der Kompaktheit weglässt, hast du mit idR\mathrm{id}_{\mathbb{R}} eine lokal beschränkte, aber global unbeschränkte Funktion.



  • Bashar schrieb:

    Jodocus schrieb:

    Aber warum muss ich denn überhaupt eine endliche Überdeckung wählen? Ich kann sie doch gleich unendlich lassen, das Supremum von unendlich vielen reellen Zahlen (die Suprema jeder einzelnen Umgebung) ist ja immer noch reell, also brauche ich die Kompaktheit nicht.

    Eine unendliche Teilmenge von R\mathbb{R} ist natürlich nicht automatisch beschränkt, hat somit auch nicht immer ein Supremum in R\mathbb{R}. Betrachte N\mathbb{N}, oder gleich R\mathbb{R} ...

    Ja stimmt, das macht Sinn. Danke dir.


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