Was für die Nachwelt erhalten - und wie?



  • Im Irak gibt es (oder gab es?) jede Menge (unausgegrabener) Tontafeln z.B. in Sumpfgebieten vor Bagdad. Seit den Irakkriegen habe ich aber nicht mehr allzuviel darüber gelesen oder gehört.
    Beispielsweise so was:
    http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19409-2015-10-13.html

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.



  • nachtfeuer schrieb:

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.

    Ja, schön, aber wen interessiert's? Keine Sau.
    Ich habe schon ein paarmal darzulegen versucht, dass das Ende der Antike eigentlich von Ostrom ausging, aber glaubst Du, einer hätte nachgefragt oder das vehement in Zweifel gezogen?
    Pustekuchen!


  • Mod

    muemmel schrieb:

    Bilder in Kupferfolien ritzen und in Glas einschmelzen.

    Vergiss das mit dem Glas... Glas ist eine Flüssigkeit. Dann schon ein Kristall.

    Aber das ist natürlich sehr überschaubar... man müsste also die Bauanleitung für das Lesegerät auf diese Kupferfolien ritzen. Dann kann man es nachbauen...


  • Mod

    pointercrash() schrieb:

    nachtfeuer schrieb:

    Die Tontafeln enthalten u.a. wertvolle Hinweise auf Verwaltungsentwicklung, Zivilisationsentwicklung, Bewusstseinsetwicklung usw. und gehören mit zu den allerwichtigsten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.

    Ja, schön, aber wen interessiert's? Keine Sau.

    Das würde ich nicht sagen. Viele Leute interessieren sich dafür... leider ist gerade für Techniker oftmals nicht viel "alte" Geschichte erhalten, das beginnt erst so mit Leonardo. Aber die Baumethodik der Römer, Pyramiden ;-), das sind doch starke Geschichten.

    Aber Verwaltungssystematik des Oströmischen Reichs... *gähn* verstehe ich, das ist bisschen zäh.



  • Marc++us schrieb:

    Viele Leute interessieren sich dafür... leider ist gerade für Techniker oftmals nicht viel "alte" Geschichte erhalten, das beginnt erst so mit Leonardo. Aber die Baumethodik der Römer, Pyramiden ;-), das sind doch starke Geschichten.

    Aber Verwaltungssystematik des Oströmischen Reichs... *gähn* verstehe ich, das ist bisschen zäh.

    Halt, vermutl. falsch aufgefasst. Mein Prof für HF- Technik war fast jedes WE im ägyptologischen Museum in M zu finden und wenn nicht, hat er irgendwas von den Ägyptern im Keller nachgebastelt. Aber das ist ein reichlich exklusiver Kreis.
    Verwaltungssystematik ist zwar nicht so aufregend wie Berichte über Schlachten, aber es gibt über das tägliche Leben fast besser Auskunft als irgendwelche Heldenstories über Baumeister, die nirgendwo sonst wiedergegeben werden.
    Sie gibt Auskunft über etliche Finanzkrisen und die Ansätze, sie zu beheben, steckt eigentlich alles drin.
    Eigentlich eine Abfolge unendlicher Blödheit aber immerhin die Erkenntnis, dass die Welt noch nie an einer Finanzkrise gestorben ist.

    Unterschätze das Potential von Verwaltungsakten nicht, wollte ich damit gesagt haben.



  • Wir sollten auch an biologisches Material denken. Wer weiß, welche Möglichkeiten zukünftige Menschen haben. Jurassic Park ist dann vlt. eine Kleinigkeit.



  • Erhard Henkes schrieb:

    welche Möglichkeiten zukünftige Menschen haben.

    Ah, Du redest von Menschen?



  • Wenn man über Jahrtausende konservieren will, bleibt ja im Grunde nur ein autonomes, sich selbst regenerierende Habitat.
    Ich bin zuversichtlich, dass in Zukunft die Nanotechnologie in Verbindung mit einer wenig komplexen KI hier eingesetzt werden kann.
    Das System muss Schäden reparieren und/oder Daten kopieren können.
    In jedem Fall wird eine begrenzte Lern- oder Anpassungsfähigkeit benötigt, um etwaigen Interessenten aus der Zukunft einen leichten Zugriff auf das System gewähren zu können.

    Werden die Daten biologisch gespeichert, besteht die Möglichkeit einer ungewollten Evolution, was den Informationsgehalt ändern würde - wie aus der Natur bekannt, träfe das sowohl auf Reparatur, als auch auf Vervielfältigung zu - vielleicht hätte Hitler dann keine Schnurrbart mehr ... oder Mohammed wäre eine Frau ... das will ja niemand 🤡
    Natürlich gilt: eine synthetische DNS Sequenz wäre sehr wohl möglich, allerdings muss ja auch die Anleitung irgendwie zugänglich gespeichert werden. Sonst müssten die Forscher der Zukunft wohl so etwas wie das HGP ins Leben rufen.
    Tatsächlich sehe ich nicht einmal das reine Abspeichern bzw. Konservieren der Daten als Problem, sonder deren korrekte Interpretation.

    Theoretisch könnte man eine neue Hunderasse züchten, denen man diese Informationen ins Erbgut einschleust.



  • Theoretisch könnte man eine neue Hunderasse züchten, denen man diese Informationen ins Erbgut einschleust.

    Könnte man da wirklich die gesamte englische Wikipedia abbilden? Wenn ja, müsste man diesen Teil vor Mutationen schützen. Vielleicht befindet sich das Wissen aus alter Zeit in unserer DNA? Hat da überhaupt schon jemand nachgeschaut? Vielleicht werden diese Daten als unnützes Zeugs aus alter Vorzeit angesehen? 😃

    http://www.wissensschau.de/genom/nicht_codierende_dna.php <-- Beispiel



  • Die BRD sorgt, wie bereits angesprochen, auf diese Weise (Barbarastollen, seit 1975 "Langzeitarchiv") für eine nachhaltige Datensicherung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/im-barbarastollen-das-grundgesetz-lagert-sicher-400-meter-tief-im-schwarzwald_id_6021722.html

    Methode: Mikrofilm, luftdicht verschlossene Edelstahlfässer


  • Mod

    Weltraum? Eine Sonde in Umlaufbahn um die Sonne sollte für Millionen von Jahren halbwegs stabil im Orbit bleiben. Man hätte stärkere ionisierende Strahlung, aber dafür wird man alle anderen Datenträgerkiller (Wasser, Sauerstoff, Geologie, Menschen, ...) los. Wenn man nur noch auf die Faktoren "Strahlenfestigkeit" und "Speicherdichte" optimieren muss, sollte es einfacher sein, einen passenden Datenträger zu finden. Vermutlich wäre so etwas wie eine CD ganz gut, großflächige, robuste Oberflächenstrukturen, aber ausreichend kompakt, dass es möglich sein sollte, alles Wesentliche auf ca. 1000 Stück unterzubringen.

    Nachteil ist, dass eine eventuelle Nachfolgezivilisation, die es schafft, so eine Sonde wieder zu orten und zu besuchen, mindestens wieder auf unserem jetzigen technischen Stand wäre, und unser Wissen gähnend langweilig fände. Das wäre eher etwas für die Historiker.



  • Ja dann müsste man so wie in vielen SF- Romanen beschrieben Fährten auslegen.



  • Ich würde zu gerne die Gesichter der Typen sehen, wenn sie die Sonde, die um die Sonne kreiste "auspacken", und dann eine Kaffeemaschine drin finden.

    In Enterprise Next Generation kam mal eine gute Idee, allerdings sehr einfach umgesetzt:
    Ein Informationsstrom einer fremden Sonde lässt Picard ...oder besser: versetzt ihn in ein anderes Leben, dass er tatsächlich, so scheint es, auch (zum Teil) durchlebt.
    Aber nachdem er dann alt geworden ist und stirbt*, endet der Informationsstrom der Sonde und Picard wacht wieder auf und war angeblich nur einen Moment nicht ansprechbar.
    Diese Art von "Informations"-Übertragung hat natürlich auch seinen Reiz.
    Aber in diesem anderen "Leben" lernt er auch Flöte spielen und diese Flöte aus dem anderen Leben war auch mit in der Sonde beigelegt. Verlernt hatte er das Flötespielen hinterher scheinbar auch nicht, also auch ziemlich nette Lernmethode? Wie auch immer, die Serie selbst so la la, die Idee ziemlich gut.

    *edit: Das Ende von Picards anderem Leben war, glaube ich, nicht sein Tod in dem anderen Leben. Er war da zwar schon alt und klapprig, aber der Auslöser vom Ende der Sequenz war wohl der in dem anderen Leben erlebte Raketenstart (der Sonde?).

    Mir ist noch eine andere Sendung eingefallen, die fand ich auch ziemlich interessant, das war wo Seven of Nine in "Raumschiff Voyager" in einem (uralten) Shuttle bzw. von einem "Astronauten" Tagebuchaufzeichnungen anhört/kopiert.
    (hier war der Inhalt nicht so spektakulär, dafür aber vielleicht realistischer und auf jeden Fall spannender).



  • Hi Nachtfeuer,

    nachtfeuer schrieb:

    Verlernt hatte er das Flötespielen hinterher scheinbar auch nicht, also auch ziemlich nette Lernmethode? Wie auch immer, die Serie selbst so la la, die Idee ziemlich gut.

    Leider nur ei schöner Traum, denn gerade das Beherrschen eies Musikinstrumenst ist mehr als nur wissen wie. Da hängt sehr viel körperliches Training dran, bis man ein Instrument spielen, also praktisch per Autopilot im Blindflug bedienen kann. Es reicht nicht, zu wissen, dass die Finger jetzt da hin gehören, sondern sie müssen aus einer zügigen Bewegung genau an der richtigen Stelle landen (zB. am Klavier oder auf dem Griffbrett einer Gitarre oder Violine) und für sehr viele Griffe ist jahrelange Übung erforderlich, um erst mal die nötige Beweglichkeit in die Finger zu bekommen.
    http://digilander.libero.it/chitarristi/foto%20chitarristi/Emilia%20Segovia.jpg
    Und dann noch zusätzlich das gleichzeitie Multitasking zwischen beiden Händen und zum Teil noch (Orgel, Schlagzeug) beider Füße wo man zum Teil noch unterschiedliche Takte spielt.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    ...denn gerade das Beherrschen eies Musikinstrumenst ist mehr als nur wissen wie. Da hängt sehr viel körperliches Training dran...,

    Du hast recht, und z.B. gehen durch die Hände sehr viele Nervenzellen/stränge - man kann fast sagen, unsere Hände sind unser zweites Gehirn. Es heißt ja auch nicht umsonst "Begreifen".
    Das ist übrigens auch ein Punkt, der heutigen Kindern zum Teil genommen wird, dieses wie auch das haptisch/sinnliche Lernen.
    (wie auch das früher so lebenswichtige (Giftpflanzen, Giftpilze) Riechen)

    (Für die Roboterentwicklung steckt hier (Bewegen, Begreifen, Körperlichkeit) auch ein entscheidender Punkt dahinter)


  • Mod

    Für die Studenten unter euch, an einigen Universitäten gibt es auch tolle Lehrveranstaltungen zu dem Thema. Echt spannend über welche Dinge man sich da alles Gedanken machen muss.

    Hatte eine VO an der TU Wien zu dem Thema, Institut war http://www.ifs.tuwien.ac.at/dp/

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    Hatte eine VO an der TU Wien zu dem Thema, Institut war http://www.ifs.tuwien.ac.at/dp/

    Problematisch ist natürlich hier auch wieder, wenn man von der z.B. Bibliotheksimitation mal absieht: Wie würde Heraktlit sagen? -> alles fließt.
    (das macht ja u.a. auch das Digital/Internetzeitalter aus)

    Man könnte z.B. die Wikipedia ausdrucken, aber es wäre ja "nur" ein Schnappschuss. Es würde aber vielleicht helfen, die Wikipedia in bestimmten Zeitabschnitten zu speichern und auch eine Veränderungsüberblickshilfe zu haben, das hieße z.B. für Ausdrucke vielleicht jedes Jahr eine Version der vielen Bände?
    Und wie viele Versionsgesamtbände mitgeben?

    Ich hatte mal die Idee, für einen Freund Radiosendungen eines ganzen Tages (mehrere Tage aufzunehmen) (das hatte was mit Nord-Süd-Unterschieden zu tun). Aber: viel Speicher (Videokassetten haben etwa acht Stunden Platz) und - ja, wer hört sich gerne Radiosendungen von vorgestern an?
    (wer liest sich gerne die C++-Forumsbeiträge von vor 5 oder 10 Jahren (sofern unbesonders) durch?).



  • Das geht zwar jetzt noch nicht aber aber irgendwann kann man sicherlich einen autonomen Roboter bauen der Ressourcen abbauen kann, sich daraus selbst repliziert, auf andere Planeten und auch zu anderen Sternen fliegt und überall hin das Wissen mitnimmt und kopiert.



  • So weit werden wir nicht kommen, vorher ist alles weg. Und wenn man sich die Überbleibsel vergangener Erdvölker anschaut, sieht man auch recht deutlich, dass Langzeitarchivierung nicht funktioniert.

    Wenn unsere Zivilisation in den nächsten 200 Jahren enden würde, wäre in 2.000 Jahren nichts großartig verwertbares mehr übrig, mal abgesehen von robusten Steingebäuden. Ergo: Das einzige, was wir als Zivilisation wirklich hinterlassen können sind ein paar behauene Steinwände und vielleicht noch einige makroskopische mathematische Rätsel, so wie es die Zivilisationen vor uns getan haben. Nur leider wird uns in 2.000 Jahren niemand (so richtig) verstehen.



  • Überreste des radioaktiven Mülls wird man wohl auch noch eine ganze Weile finden. Das sagt ja auch schon etwas über uns aus.
    Was ist mit dem ganzen Weltraumschrott der um die Erde kreist? Bleibt der dort ewig oder verschwindet der irgendwann?


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