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Danke für eure Erfahrungen.
SeppJ schrieb:
Ich weiß nicht exakt, wie die Dozenten dabei vorgegangen sind, aber es war wohl so etwas wie ein Fit einer Gausskurve um den Median. Das resultierte dann in aller Regel in einem recht harmonischen Notenschnitt.
Ja, so wird in der Regel auch bei uns vorgegangen. Neu ist für mich nur, dass man die große Mehrheit dabei durchfallen lässt. 20%tige Durchfallquoten finde ich aber doch erstaunlich, so etwas gibt es bei uns höchstens in den Fächern der Experimentalphysik. Vielleicht sind wir auch Opfer einer neuen Noten-Agenda, die ich hier und da schon mal mitbekommen habe.
Gregor schrieb:
Ich erinnere mich nicht daran, dass ich im Physikstudium jemals benotete Klausuren geschrieben habe. Klausuren gab es damals nur als Zusatzbedingung, um einen Uebungsschein zu bekommen. Man musste also eine gewisse Anzahl an Punkten in den woechentlichen Uebungszetteln kriegen und eine gewisse Anzahl an Punkten in 1-2 Klausuren, die es zu der Uebung im Semester gab. Da gab es aber am Ende praktisch nur ein "bestanden" oder eben "nicht bestanden". Jenseits davon hatte ich im Physikstudium nur muendliche Pruefungen. Die wurden benotet und die Noten fielen im Grundstudium typischerweise schlechter aus als im Hauptstudium.
Sehr interessant. In meinem Studium (was da Bachelor und Master ist) wird quasi in jedem Fach eine Klausur geschrieben und benotet, um am Ende in die Gesamtnote des Bachelors/Masters verrechnet zu werden. Die Arbeit bzw. Verteidigung selbst (inkl. zusätzlicher mündl. Prüfung) zählt kaum mehr als 2 bis 3 Klausuren von den vielleicht 15 Klausuren, die man mindestens schreibt. Mündliche Prüfungen sind im Bachelor nicht existent, im Master sehr selten.
Gregor schrieb:
Es wundert mich auch etwas, dass bei Euch im Masterstudium so schlechte Noten entstehen. Ich hatte erwartet, dass man dort diverse Moeglichkeiten hat, an gute Noten zu kommen. Irgendwie wurde mir das immer so ueber das Bachelor-/Mastersystem vermittelt. ...also solche Sachen wie ein Bonus auf die Klausur, wenn man in den Uebungszetteln eine bestimmte Punktzahl erreicht und so.
Manchmal gibt es Bonus-Regelungen. Da (auch aus Geldmangel) aber nur sehr selten Korrekturen für Übungszettel stattfinden, beschränkt sich das alles auf "an der Tafel auf Note vorrechnen". Manchmal geht das so weit, dass man sich erst in einer Liste eintragen muss, welche Aufgaben man vorrechnen kann, um dann zufällig vom Dozenten "drangenommen" werden zu können. Wer dann nach Ansicht des Dozenten "nicht liefert" (wie man heutzutage sagt), wird für den Bonus gesperrt (oder bekommt sogar einen Malus). Nur wer sich oft genug in der Liste eingetragen hat, bekommt dann auch den Bonus (in Form einer Drittelnote, also wird z.B. aus einer 3,7 eine 3,3, yay!). Wem dieses Affentheater zu blöd ist, wird zusätzlich bestraft, da die Notenspiegel in der Regel erst an die Klausur gefitten werden, nachdem der Bonus bereits eingerechnet wurde und dadurch quasi als Klausurpunkte zählen. Abgesehen davon, dass diese Verfahren alle äußerst intransparent und alles andere als gerecht sind.
Gregor schrieb:
Deine Beobachtung, dass man nicht genug Mathematik lernt, um fortgeschrittenen Vorlesungen gut folgen zu koennen, ist nichts wirklich neues. Du solltest zu dem Zeitpunkt allerdings in der Lage sein, Dir entsprechende Mathematik selbst anzueignen.
Das mussten wir im Prinzip seit Semester 1 sein, da die Physik-Vorlesungen fast immer den Mathematikvorlesungen voraus waren. Dass Studium auch Selbststudium heißt, ist mir natürlich klar und das finde ich als mündiger Student auch richtig. Vieles fußt aber deshalb auch auf "mathematischer Intuition" und leider falschen Vorstellungen.
Dass die Leute sich z.B. viel mehr an die Formalismen "gewöhnt" anstatt sie verstanden zu haben, habe ich deutlich im Kalkül mit Tensoren bemerkt. Was "Indizes hoch" und "runterstellen", Ko- und Kontravarianz etc. formal bedeutet, hat kaum jemand verstanden, was man daran merkt, wie sehr Dozenten und Tutoren bei dem Thema herumeiern und/oder eher ingenieursmäßig antworten, dass "man das halt so macht". Dass dahinter z.B. einfach nur duale Paarungen stehen, kommt kaum jemanden über die Lippen, stattdessen wird immer eine Art Schleier des Mysteriums gewahrt oder es wird sich in irgendwelche Koordinatensysteme mit tausenden Indizes mit bestimmten Transformationsverhalten verrannt, um nicht die abstrakte, koordinatenfreie Betrachtung vermitteln zu müssen.* Für Mathematiker ist das alles ein alter Hut, aber die befassen sich auch nicht mit dererlei Notationen aus der Physik, weshalb sie in den Mathematikvorlesungen für Physiker auch (zumindest bei uns) nicht darauf eingehen. Von Mathematikern, die aus Spaß mal theoretische Physik-Vorlesungen hören, weiß ich, dass sie sich bei dem Anblick regelmäßig schütteln.
Die Brücke zwischen "echter" Mathematik zu schlagen und dem, was Physiker daraus machen, wird den Studenten einzeln überlassen, welche darin aber, eben weil sie sich daran gewöhnt haben, oft keine Notwendigkeit sehen. Die Gewöhnung kommt nach meinem Empfinden zum großen Teil daher, dass man für seine zahlreichen Klausuren stoisch rechnen können muss, egal ob man versteht, was man da macht oder nicht. Zum Verstehen hat man aber meist eh keine Zeit. Man merkt dadurch gar nicht, dass man es eigentlich nicht verstanden hat, es ist wie eine Selbstlüge, an die man anfängt, zu glauben.
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^*: Wenn ich z.B. Kommilitonen (also alle schon mit Bachelorabschluss) ganz naiv frage, was denn der Gradient sei, kommen sie alle mit Sachen wie^ ∇⃗=(∂∂1,…,∂∂n)⊺\vec\nabla=(\frac{\partial}{\partial^1},\ldots,\frac{\partial}{\partial^n})^\intercal∇⃗=(∂1∂,…,∂n∂)⊺ ^an - eben irgendwelche Koordinatendarstellungen, mit denen sie zu rechnen gelernt haben. Nur Ausgewählte wissen, dass das einfach nur das duale Vektorfeld zur Differentialform ist. Dass dann z.B. Divergenz und Rotation ein und das selbe sind (und dadurch auch Integralsätze von Green, Gauß und Stokes) entgeht den Allermeisten völlig, so wie der größte Teil einer metrikfreien Formulierung der Vektoranalysis, die schon über 100 Jahre alt ist. Wenn jemand sagt, dass Physiker das ja gar nicht brauchen, dem muss man dann nur auf die Thermodynamik verweisen, die auf einmal Geometrie ohne ein Skalarprodukt benötigt (was die Abwesenheit von Gradienten&Co bedeutet). Ich vermute, eben deshalb ist sie auch bei so vielen relativ verhasst, da sie obskur wirkt und ihren scheinbar eigenen Formalismus besitzt.^