English for runaways - 2.1% nur verhandlungssicheres English?!?
-
Sprachkenntnisse müssen für Verhandlungsicherheit nicht perfekt sein. Hab schon Verhandlungen mit Türken in Deutschland gemacht, wo es um alles mögliche ging, vom Kauf einer Kuh über Käse bis hin zu einer Eigentumswohnung. Trotz sehr mittelmäßiger Deutschkenntnisse waren die Türken immer verhandlungssicher.
-
SeppJ schrieb:
pointercrash() schrieb:
Bin ich nu verhandlungssicher?
Ja, wahrscheinlich schon wenn deine Selbsteinschätzung stimmt. Verhandlungssicher ist ungefähr so definiert, dass du
-fließend sprechen kannst
-nein, wirklich richtig fließend, ohne zu stottern oder dich zu verhaspeln
-die feinen Nuancen der Sprache erkennen und selber ausdrücken kannst. Auch, oder gerade besonders die, die es in deiner Muttersprache nicht gibt. (Zum Beispiel müsste ein verhandlungssicherer Ausländer im Deutschen den Unterschied zwischen "Karre" und "Auto" verstehen, auch wenn in seiner Sprache solch eine Unterscheidung unüblich ist)
-du die Fachbegriffe des Gebietes kennst, auf dem du verhandelst.Moam, da war mal die Formulierung "Smoke but no cigar" so gut wie "da steckt nix dahinter", "macht keinen Sinn". Spontan hätte ich dazu nix sagen können, wenn mir das nicht eine amerikanische Verwandte beizeiten erklärt hätte, weil ich sie zu einer Titelinterpretation eines Thomas Dolby- Songs gebeten hätte..
Solche Feinheiten sind mir im Wesentlichen fremd, kann mich trotzdem fließend mit den meisten Briten, Amis und Aussies unterhalten. Aber manchmal gibt's solche Klemmer, wo ich mich frage, "was zum Geier meint der Typ?"
-
earli schrieb:
Sprachkenntnisse müssen für Verhandlungsicherheit nicht perfekt sein. Hab schon Verhandlungen mit Türken in Deutschland gemacht, wo es um alles mögliche ging, vom Kauf einer Kuh über Käse bis hin zu einer Eigentumswohnung. Trotz sehr mittelmäßiger Deutschkenntnisse waren die Türken immer verhandlungssicher.
"Verhandlungssicher" ist einfach so ein Standardbegriff zur Einordnung von Sprachkenntnissen. Über "fließend". Du kannst dich damit im Alltag perfekt ausdrücken ("fließend" kann sich nur ausdrücken und alles verstehen, "verhandlungstauglich" könnte auch selber subtile Wortspiele erfinden) und könntest auf deinem Fachgebiet fachliche Gespräche auf höchstem Niveau führen.
Es geht nicht darum, dass du wortwörtlich einen professionellen Vertrag aushandeln könntest (außer dein Fachgebiet wäre Legalesisch) und erst recht nicht darum, dass du einen vorgefertigten Vertrag lesen und verstehen könntest.pointercrash() schrieb:
Moam, da war mal die Formulierung "Smoke but no cigar" so gut wie "da steckt nix dahinter", "macht keinen Sinn".
Heißt das nicht "Close, but no cigar" und bedeutet ungefähr "Knapp daneben ist auch vorbei"?
Eben solche Subtilitäten ohne Google zu wissen (ich habe gerade nachgeguckt, ich habe Recht
) ist ein Unterschied zwischen "fließend" und "verhandlungssicher".
-
SeppJ schrieb:
pointercrash() schrieb:
Moam, da war mal die Formulierung "Smoke but no cigar" so gut wie "da steckt nix dahinter", "macht keinen Sinn".
Heißt das nicht "Close, but no cigar" und bedeutet ungefähr "Knapp daneben ist auch vorbei"?
Eben solche Subtilitäten ohne Google zu wissen (ich habe gerade nachgeguckt, ich habe Recht
) ist ein Unterschied zwischen "fließend" und "verhandlungssicher".
Wenn es um derartige Nuancen geht, dann wundert es mich überhaupt nicht, dass, nach Selbstauskunft, nur 2,1% der deutschen Arbeitnehmer verhandlungssicheres Englisch sprechen. Vermutlich sind es noch wesentlich weniger.
In dem Fall behaupte ich auch einfach mal, dass auch die Mehrzahl der Muttersprachler kein verhandlungssicheres Englisch spricht.
-
Du meinst, die Mehrzahl der englischen Muttersprachler kann mit dem Ausdruck "close, but no cigar" nichts anfangen?
BTW ohne weiteren Beleg würde ich SeppJ nicht abkaufen, dass "verhandlungssicher" mit Verhandlungen überhaupt nichts zu tun hat.
-
Wie bereits gesagt sind Muttersprachler und verhandlungssicher zwei paar Schuhe. Redewendungen/Sprichwörter obiger Art gehören für mich zur Muttersprache. Man kann ja ohne Probleme in einer Verhandlung darum bitten die Redewendung zu erklären, weil man sie nicht kennt. Das halte ich für legitim.
-
Bashar schrieb:
BTW ohne weiteren Beleg würde ich SeppJ nicht abkaufen, dass "verhandlungssicher" mit Verhandlungen überhaupt nichts zu tun hat.
Google?
Es geht doch auch um Verhandlungen, bloß im allgemeinen Sinn eines Fachgesprächs. Sonst könnten nur Rechtsanwälte verhandlungssicher sprechen. Ein Arzt, der mit einem anderen Arzt über die Erkrankung eines Patienten diskutieren kann, ist aber trotzdem verhandlungssicher. Der englische Begriff dafür ist "business-fluent", was wohl auch für Deutsche deutlicher macht, worum es geht, als das Wort "verhandlungssicher", dessen Nuancen hier anscheinend selbst von Muttersprachlern nicht verstanden werden
.
-
Bashar schrieb:
Du meinst, die Mehrzahl der englischen Muttersprachler kann mit dem Ausdruck "close, but no cigar" nichts anfangen?
Ich meine, dass es in einer Sprache natürlich jede Menge Redewendungen gibt. ...wenn man hier in Deutschland nach der Bedeutung von deutschen Redewendungen fragt, dann kommt es durchaus oft vor, dass der Befragte die Redewendung oder deren Bedeutung gar nicht kennt. Vielleicht weil viele Redewendungen nicht nur auf eine Sprache beschränkt sind, sondern sogar regionsspezifisch sind.
Wenn ein Bayer zum Beispiel "Mia san mia!" sagt, dann erkennt das natürlich jeder Deutsche als "Wir sind wir!". Aber was will der Bayer dadurch eigentlich ausdrücken?
Da kann man sich ja beliebig viele mögliche Bedeutungen überlegen...
"Ich bin stolz darauf, was ich bin!"
"Misch Dich nicht in meine Angelegenheiten ein!"
"Wir gehören zusammen!"
und so weiter.Meinst Du, wenn Du diesbezüglich einen Multiple-Choice Test auf die Bevölkerung loslässt, kriegst Du eine eindeutige Antwort, was "Mia san Mia!" wohl für eine Bedeutung hat?
-
"Close, but no cigar" ist aber weitaus verbreiteter als dialektische bayrische Ausrufe. Das ist im Bekanntheitsgrad ungefähr vergleichbar mit "vom Regen in die Traufe". Vielen landesweit bekannt und von vielen verstanden, auch wenn wohl kaum jemand weiß, was eine "Traufe" ist.
Bei "Mia san mia!" ist der Bayer wahrscheinlich sogar stolz drauf, dass der Preuss' nicht versteht, was er genau meint.
-
Mir ist nicht bewusst, dass wir hier über regionsspezifische Redewendungen reden. Ist das bei "close..." so? Aus welcher Region stammt das?
-
Bashar schrieb:
Mir ist nicht bewusst, dass wir hier über regionsspezifische Redewendungen reden. Ist das bei "close..." so? Aus welcher Region stammt das?
USA. So ziemlich die ganze.
Stammt naemlich von reisenden Zirkussen die quer durch die USA gefahren sind.
-
Das ist nicht ganz das, was ich als regional bezeichnen würde.
-
Bashar schrieb:
Das ist nicht ganz das, was ich als regional bezeichnen würde.
Aber weiß ein Engländer, was ein Amerikaner damit sagen will?
"Mia san mia!" begegnet einem in den Deutschen Medien IMHO häufiger als "vom Regen in die Traufe", aber das war ja auch mehr ein Beispiel. ...wobei es interessant wäre, ob die Bayern eine Umfrage bezüglich dieser Redewendung konsistent beantworten würden.
-
Gregor schrieb:
Bashar schrieb:
Das ist nicht ganz das, was ich als regional bezeichnen würde.
Aber weiß ein Engländer, was ein Amerikaner damit sagen will?
"Mia san mia!" begegnet einem in den Deutschen Medien IMHO häufiger als "vom Regen in die Traufe", aber das war ja auch mehr ein Beispiel. ...wobei es interessant wäre, ob die Bayern eine Umfrage bezüglich dieser Redewendung konsistent beantworten würden.
Sei Dir versichert, sie könnten es. Wie konsistent das letztlich wird, ist der externen Beobachtung zu unterziehen.
Darfst das System möglichst wenig durch die Beobachtung beeinflussen, das war Heise oder so ...
-
Gregor schrieb:
Bashar schrieb:
Das ist nicht ganz das, was ich als regional bezeichnen würde.
Aber weiß ein Engländer, was ein Amerikaner damit sagen will?
Ja.
Mia san Mia, kenne ich als Oesterreicher nur vom FC Bayern - weil ich Fussballfan bin. Wenn jemand kein Fussballfan ist, dann kennt er das in Oesterreich nicht.
Close, but no cigar - kennt jeder.
-
Gregor schrieb:
"Mia san mia!" begegnet einem in den Deutschen Medien IMHO häufiger als "vom Regen in die Traufe",
Hätte ich jetzt ganz anders gesehen, weil ich "Mia san mia!" heute das allererste Mal gehört habe.
Shade Of Mine schrieb:
Mia san Mia, kenne ich als Oesterreicher nur vom FC Bayern - weil ich Fussballfan bin. Wenn jemand kein Fussballfan ist, dann kennt er das in Oesterreich nicht.
Ahh, ok. Das erklärt obiges. Gilt auch für Bundesdeutsche.
-
SeppJ schrieb:
Shade Of Mine schrieb:
Mia san Mia, kenne ich als Oesterreicher nur vom FC Bayern - weil ich Fussballfan bin. Wenn jemand kein Fussballfan ist, dann kennt er das in Oesterreich nicht.
Ahh, ok. Das erklärt obiges. Gilt auch für Bundesdeutsche.
"Mia san Mia!" ist alles andere als eine ausschließlich vom FC Bayern besetzte Redewendung. In den Medien hört man diese Redewendung zum Beispiel von Horst Seehofer:
http://www.derwesten.de/meinung/seehofers-filz-problem-id7910199.html
Die Assoziation mit dem FC Bayern kommt vermutlich eher daher, dass das für viele Deutsche der einzige Berührungspunkt mit Bayern ist.
-
Gregor, kommst du aus Bayern oder bist sonstwie damit verbunden?
-
Gregor schrieb:
In den Medien hört man diese Redewendung zum Beispiel von Horst Seehofer:
http://www.derwesten.de/meinung/seehofers-filz-problem-id7910199.html
Der bayrische Wahlkampf ist in Oesterreich aber kein interessantes Thema.
-
SeppJ schrieb:
Gregor, kommst du aus Bayern oder bist sonstwie damit verbunden?
Ne, habe keinerlei Verbindung zu Bayern. ...und auch keine Verbindung zu Fußball und dem FC Bayern im speziellen.